Logistik Logistik: Forscher erfinden «intelligente Fracht»

Magdeburg/dpa. - Der riesige Kran setzt sich behäbig inBewegung. Aus mehreren Containern pickt er einen heraus. Erhebt ihn an, setzt ihn bald wieder ab und übergibt ihn an einFörderfahrzeug. Das ist alles genau geplant. Kran, Container undFahrzeug «sprechen» miteinander: Sie haben Transponder, die kaumgrößer als eine Geldkarte sind. Diese Funk-Kommunikationsgerätesenden Signale an Basisstationen, die auf dem MagdeburgerHafengelände installiert sind. Satellitennavigation undKommunikationstechnik ermöglichen das Zusammenspiel von Infrastrukturund Fracht - auf hochintelligenter Basis.
Getestet und erforscht wird der satellitengestützte, hochpräziseTransport von Waren seit Donnerstag im Magdeburger Hafen an der Elbe.Wissenschaftler haben eine Forschungsplattform für Verkehrs- undLogistik-Systeme in Betrieb genommen. Sie ist Bestandteil desdeutschlandweit einmaligen Galileo-Testfelds Sachsen-Anhalt. «EinTestfeld hat nur dann Sinn, wenn es der Praxis entspricht», sagtProjektleiter Michael Schenk angesichts des Magdeburger Hansehafens.Nach der Arbeit in dem seit März bestehenden Entwicklungslabor könnendie Erkenntnisse nun angewendet werden. «Jetzt entstehen erst diewahren Aufgaben», sagt Schenk. Das Ziel: Zukunftslösungen für bild-und funkgesteuerte Sensorsysteme zur Ortung und Identifikationfinden. Land und Bund zahlten bislang rund 3,1 Millionen Euro.
Das Galileo-Testfeld wird von der Otto-von-Guericke-UniversitätMagdeburg betrieben. Die Hochschule arbeitet mit Partnern ausForschung und Wirtschaft zusammen. Anfang 2014 soll das europäischeSatellitennavigationssystem Galileo die notwendige Unterstützung ausdem All liefern. «Wir nutzen bestehende Technologien und denkenvoraus», sagt Klaus Richter von der Universität. «Sobald Galileoverfügbar ist, schalten wir um.»
Wie präzise Satelliten arbeiten können, verdeutlicht ein Blick inden internationalen Profisport. Fußballer tragen Transponder, mitdenen Bewegungsdiagramme erstellt werden. «Man weiß genau, wie vieleBallkontakte der Spieler hatte, wie seine Herzfrequenz war und wieviele Kilometer er gelaufen ist», erklärt Richter. Doch nicht nur imSport wird analysiert: Im Sicherheitsbereich können die Positionenetwa von Personenschützern festgestellt werden. Darüber hinaus könnenSchweinwerfer bei Bühnenshows an Bewegungen der Künstler gekoppeltwerden. «Die Weiterentwicklungen für Verkehr und Logistik versprechenmodernste Anwendungen für die nahe Zukunft», meint Richter.
Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) möchteden renommierten Forschungsstandort und gut ausgebildete Fachkräftein seinem Land für diese einmaligen Projekte nutzen. «Eine wichtigeVoraussetzung für solides Wirtschaftswachstum ist die Qualität derVerkehrsinfrastruktur», meint Daehre. Deren Verbesserung könne mitdem Näherrücken von Galileo vorangetrieben werden.