Jugendwerkstatt Jugendwerkstatt: Zweite Chance für Schwänzer
Halle/MZ. - "Das war lustig heute. Wir haben über unsere Namen geredet", erzählt David begeistert von seinem Schultag. Eigentlich ist der Zwölfjährige kein großer Freund von Schule: Bereits öfter hat er die Schule geschwänzt. Ein neues Projekt "Zweite Chance: Für Schulverweigerer - gegen Schulverweigerung" in der Jugendwerkstatt Bauhof in den Franckeschen Stiftungen Halle will elf- bis 14-jährige Mädchen und Jungen unterstützen, damit sie wieder regelmäßig zum Unterricht gehen. "Ziel ist es, dass die Schüler nicht nur am Unterricht teilnehmen, sondern auch aktiv mitarbeiten", erläutert Projektleiter Leonard Dölle.
Rund fünf Prozent aller Schüler, so die Schätzungen, schwänzen regelmäßig den Unterricht. "Es ist kein neues Phänomen, dass auch schon Elfjährige schulmüde sind", sagt Dölle.
Neu ist bei dem seit September laufenden Bauhof-Projekt jedoch, die Arbeit eng mit der Schule zu verknüpfen. Zwei Tage in der Woche sind die sechs Mädchen und 14 Jungen in der Jugendwerkstatt, um in kleinen Gruppen abwechselnd praktische Arbeiten, soziale Gruppenarbeit und Unterricht zu machen. Die anderen drei Tage gehen sie in ihre beiden Schulen, die Wittekind- oder die August-Hermann-Francke-Sekundarschule. Teilweise gibt es noch Probleme, nicht alle halten sich an die Regel und schwänzen dennoch. "Man kann nicht erwarten, dass sie von heute auf morgen regelmäßig die Schule besuchen. Wir versuchen, durch Gespräche heraus zu finden, wo die Ursachen liegen", erläutert der Sozialpädagoge.
Casemanagement nennt sich das Kernstück der "Zweiten Chance": Für jeden Schüler wird ein Bildungs- und Entwicklungsplan entwickelt. Wo ist Hilfe nötig? Wie können Eltern mithelfen? Wo ist Förderunterricht sinnvoll?
Andreas Lembert verknüpft diese Fragen auch in seinem Sozialtraining, in dem die Kinder beispielsweise bei der Beschäftigung mit ihren Vornamen motiviert und interessiert werden sollen. "Die Lernprozesse sollen mit Spaß stattfinden und ohne, dass die Schüler die eigentlich bemerken." So fördern kleine Gedächtnisspiele mit geometrischen Figuren auch das Verständnis für Geometrie.
Vor allem von dem praktischen Teil sind die Schüler begeistert. "Es ist gut, dass wir hier nicht so viel lernen müssen. Die Praxis gefällt mir besser", gesteht die 14-jährige Vanessa. Zusammen mit dem Werkstattleiter haben die jungen Leute eine Liste aufgestellt, was sie gerne mit Holz bauen möchten: Nistkästen, Bilderrahmen, Abendbrotbrettchen, Schwerter. In dem handwerklichen Teil soll auch etwas entstehen, was die Identifikation mit der Schule fördert - zum Beispiel Sitzbänke für den Pausenhof. Wer Lust hat, kann auch am Nachmittag kommen oder auch in den Ferien. Neben sportlichen Angeboten, Ausflügen oder Spielnachmittagen stand in den Herbstferien auch die Renovierung von angemieteten Räumen für das Projekt auf dem Plan. Allerdings fehlt dem Bauhof noch das Mobiliar, wie Tische, Stühle oder eine Tafel.
Auch wenn jedes Kind in dem laufenden Projekt nur ein Jahr lang gefördert werden kann, so ist das Angebot zumindest für die nächsten fünf Jahre vorgesehen - vielleicht auch in Zusammenarbeit mit weiteren Schulen. Neben der Europäischen Union sind auch Land und Stadt an Fördermitteln beteiligt. Während jedoch die Stadt ihre Zuschüsse bereits bis 2013 festgemacht hat, müssen die anderen Träger teilweise noch Folgeanträge bestätigen.
Ansprechpartner für "Zweite Chance" ist Leonard Dölle, Telefon: 0345 / 225 17 27