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Insolvenz Insolvenz: Teldafax-Kunden gehen wohl leer aus

08.11.2011, 11:36

Köln/afp/MZ. - Gesicherte Angaben zu einer möglichen Erstattung von Forderungen seien „redlicherweise“ noch nicht möglich, sagte Insolvenzverwalter Biner Bähr bei der Gläubigerversammlung in Köln. An der Versammlung nahmen nur gut 100 Gläubiger teil. In Sachsen-Anhalt dürften mehr als Tausend Ex-Teldafax-Kunden betroffen sein.

Das Unternehmen hatte am 14. Juni beim Amtsgericht Bonn Insolvenz beantragt. Gemessen an der Gläubigerzahl handelt es sich um das größte Insolvenzverfahren der deutschen Geschichte. Die Zahl ist so hoch, weil die Teldafax-Kunden Vorauszahlungen hatten leisten müssen, die die Pleitefirma den Kunden nun schuldet. Das Troisdorfer Unternehmen war nach eigenen Angaben größter unabhängiger Energieanbieter Deutschlands, es beschäftigte zuletzt rund 600 Mitarbeiter und belieferte bis zu 750 000 Kunden.

Bähr bezifferte die Höhe des derzeit noch vorhandenen Teldafax-Vermögens auf 6,9 Millionen Euro - davon stammen vier Millionen aus vom Fiskus zurückgezahlter Strom- und Gassteuer. Der Insolvenzverwalter zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass er weitere Rückforderungsansprüche gegen die „unterschiedlichsten Beteiligten“ geltend machen kann und sich dadurch „am Ende des Tages“ das Teldafax-Vermögen noch erhöhen werde. Er könne aber nicht sagen, ob die entsprechende Summe dann „zehn, 20 oder 100 Millionen Euro“ betragen werde.Als denkbar gilt, dass Bähr bis zu 140 Millionen Euro Strom- und Gassteuern zurückfordern könnte, die das eigentlich bereits zahlungsunfähige Unternehmen dem Fiskus überwies. Dabei sollen die Behörden von der Zahlungsunfähigkeit des Billiganbieters schon lange vor dem Insolvenzantrag gewusst haben. Dem Insolvenzverwalter könnten nun Rückforderungsansprüche zustehen, weil durch die Steuerzahlungen das Teldafax-Vermögen und damit die Entschädigungsmöglichkeiten der Gläubiger unzulässig geschmälert wurden.

Teldafax hatte sich einst einen Namen als Billiganbieter von Strom und Gas gemacht. Sein Geschäftsmodell sah vor, dass Kunden dank spezieller Angebote günstig Energie beziehen, dafür aber Vorauszahlungen leisten. Zu den Gründen für die Insolvenz sagte Bähr, Teldafax habe in der Vergangenheit alles daran gesetzt, um „möglichst schnell möglichst viele“ Energiekunden zu gewinnen. Dadurch habe das Troisdorfer Unternehmen für mögliche Investoren interessant werden sollen - es sei versucht worden, mit einer hohen Kundenzahl „die Braut aufzuhübschen“.Betriebswirtschaftliche Erwägungen seien schon seit langer Zeit hinter diesem Ziel zurückgestellt worden, unterstrich der Insolvenzverwalter. Begleitet von umfangreichen Vertriebs- und Marketing-Aktivitäten habe Teldafax seinen Kunden Tarife angeboten, die „vielfach deutlich unter den Einkaufspreisen“ gelegen hätten. Die Kundenzahl sei dadurch in kürzester Zeit angewachsen, ebenso aber auch die Verbindlichkeiten gegenüber Netzbetreibern, Stromlieferanten und dem Fiskus. Der Insolvenzverwalter zeigte sich überzeugt, dass Teldafax bereits Mitte 2009 insolvenzreif gewesen sei.