Industrieansiedlung Industrieansiedlung: Wirtschaftsforscher warnt vor Euphorie
Leipzig/Halle/dpa. - Nach der Standortentscheidung desMünchner Automobilherstellers BMW für ein neues Montagewerk inLeipzig hat das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vorallzu großer Euphorie gewarnt.
Die Ansiedlung von BMW in Leipzig sei in jedem Fall gut für dasImage Ostdeutschlands und der Region, sagte der IWH-Experte Prof.Martin Rosenfeld am Donnerstag in einem dpa-Gespräch. Die auf zweiMilliarden DM (1 Mrd. Euro) veranschlagten Investitionen der Münchnerwürden überdies Optimismus in der Bevölkerung verbreiten. «Wie großdie Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung und den Arbeitsmarktdann aber tatsächlich sein werden, bleibt abzuwarten. Es wird nocheine ganze Zeit dauern, bis alle Effekte sichtbar werden.»
BMW will in dem neuen Werk, in dem im Jahr 2005 dieSerienproduktion der 3er Reihe anlaufen soll, langfristig 5500Arbeitsplätze schaffen. Weitere 4500 Arbeitsplätze sollen beiZuliefererbetrieben entstehen.
«In Sachsen haben wir gegenwärtig 34 Zulieferer für Pkw mitinsgesamt etwa 6300 Beschäftigten, in Sachsen-Anhalt sind es 16Unternehmen mit 1700 Mitarbeitern. Rein von den Zahlen her hat alsoSachsen von BMW mehr zu erwarten als Sachsen-Anhalt», so Rosenfeld.
Der Wirtschaftsforscher wies darauf hin, dass Leipzig - anders alsetwa Zwickau und Chemnitz - niemals ein Standort für dieAutoindustrie gewesen sei. Einige Zulieferer würden sich sicherlichin Leipzig ansiedeln. «Aber es kann sein, dass die neuenArbeitsplätze in der Zulieferindustrie vor allem bei den Betrieben imChemnitzer Raum und im Norden Sachsen-Anhalts entstehen.»
Abzuwarten bleibe, inwieweit Zulieferer in Westdeutschland von demneuen BMW-Werk in Leipzig profitieren werden. Rosenfeld erinnerte indiesem Zusammenhang an Zusicherungen der Konzernspitze, bei derAuftragsvergabe auch die Region Hof in Oberfranken zu bedenken.
Mit einem Zustrom vieler auswärtiger Arbeitskräfte in die RegionLeipzig/Halle im Gefolge der BMW-Ansiedlung rechnet Rosenfeld nicht.«Facharbeiter neigen dazu, am Heimatort zu bleiben», sagte derWirtschaftsforscher. «Führungskräfte sind flexibler, die werden vonaußerhalb kommen.»