Hochwasser in Sachsen-Anhalt Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Elbflut rollt durch das Land
Magdeburg/dpa. (20. August, 19.50 Uhr) - Zwar gab es in Magdeburg zunächst keine Massenevakuierungen. Inbedrohten Stadtteilen vor allem am Ostufer hatten viele Menschenohnehin freiwillig ihre Wohnungen verlassen, denn die Lage ist weiterkritisch. Auf den Deichen lastet immenser Druck. Am Dienstag lag derPegelstand um 14 Ugr bei 6,59 Meter, bis zum Sonntag sollte er auf6,05 Meter sinken. Zu normalen Zeiten liegt der Wasserstand inMagdeburg bei etwa zwei Metern.
Nach einem Deichbruch am Elbe-Umflutkanal bei Heyrothsbergeöstlich von Magdeburg gaben die Einsatzkräfte am Nachmittag dieArbeiten an diesem Schutzwall auf. Wegen akuter Überflutungsgefahrmüssten jetzt auch Teile der Ortschaft Biederitz evakuiert werden.Hunderte Bewohner von Gübs, Klein-Gübs sowie aus Teilen vonKönigsborn, Menz, Wahlitz und Heyrothsberge wurden in Sicherheitgebracht. Momentan erhöhen die Einsatzkräfte einen anderen Damm, umdas Ausmaß der Überschwemmungen in Grenzen zu halten.
Durch den 21 Kilometer langen Umflutkanal wird seit Öffnung desPretziener Wehrs am vergangenen Donnerstag ein Teil des Elbe-Hochwassers östlich um die Landeshauptstadt herum geleitet. Nördlichvon Magdeburg fließt das Wasser wieder in die Elbe zurück. Ohne Wehrund Kanal stünde Magdeburg, das zuletzt 1954 teilweise überflutetwar, vermutlich längst unter Wasser.
Kritisch war die Lage im Ohrekreis nördlich von Magdeburg, wo dieGefahr von Deichbrüchen nicht gebannt war. Deswegen wurde dieEvakuierung von Glindenberg, Heinrichsberg und Teilen Wolmirstedtsaufrechterhalten.
Zum Schutz der Stadt Wittenberge (Brandenburg) vor derJahrhundertflut sollte am Abend das Wehr Neuwerben bei Havelberg(Sachsen-Anhalt) geöffnet werden. Teile der Wassermassen der Elbewürden so in die Havel abgeleitet, teilte der Landkreis Stendal mit.Dadurch könne es zu Überflutungen einiger Ortschaften in derHavelniederung wie Jederitz, Kümmernitz, Warnau und Rehberg kommen.Die Bürger müssten sich auf eine Evakuierung einstellen, hieß es.
Trotz sinkender Pegelstände an Mulde und Elbe blieb auch in derBauhausstadt Dessau der Katastrophenalarm bestehen. Die Deichehielten zwar, vorerst aber bleibe die Evakuierung für die OrtsteileWaldersee, Mildensee, Wasserstadt und Sollnitz bestehen. Der VorortWaldersee, in dem 2800 Menschen leben, war am Vortag zum Sperrgebieterklärt worden, nachdem Bewohner immer wieder versucht hatten, in denOrt zurückzugelangen. Der nahe Dessau gelegene Wörlitzer Park, derzum UNESCO-Weltkulturerbe gehörte, galt am Dienstag erneut alsgefährdet.
Eine Stabilisierung der Lage deutete sich im Landkreis Wittenbergan. Vom gebrochenen Deich in Seegrehna ströme aber weiter Wasser überdie Elbauen flussabwärts und bedrohe massiv Wörlitz und die AutobahnA 9, sagte Landrat Hartmut Dammer. Derweil sei bei Pratau derDammbruch am Morgen geschlossen worden. Etwa 140 LasterladungenSchutt seien in den Stunden zuvor abgeladen worden.
Dammer betonte, dass entgegen kursierenden Gerüchten keiner derDammbrüche durch Sprengung, Vernachlässigung oder andere Maßnahmenabsichtlich herbeigeführt worden sei. Am Sonntag waren insgesamtsieben Deiche im Landkreis gebrochen. 40 000 Menschen mussten ihreHäuser verlassen.

