Hilfe für Unternehmer Hilfe für Unternehmer: Berater im Ehrenamt unterstützt Betriebe
Halle/MZ. - Lothar Müller ist viel unterwegs, sein Terminkalender ist voll. Der gelernte Volkswirt ist Unternehmer. Trotzdem hat Müller noch einen Nebenberuf: Er ist ehrenamtlicher Wirtschaftspate im mitteldeutschen Raum und hilft anderen Unternehmern, die in Bedrängnis geraten sind.
"Da gibt es oft schwierige Situationen. Meist sind das Managementdefizite." Müller unterstützt die Firmen, die sich sonst keinen externen Berater leisten könnten, hilft auch Insolvenzen abzuwenden. "Sich Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von unternehmerischer Schwäche."
475 Wirtschaftspaten sind zurzeit im Rahmen des Programms, das 1996 von der Deutschen Ausgleichsbank und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ins Leben gerufen wurde, unterwegs. Im Osten, für den das spezielle Hilfsprogramm entwickelt wurde, ersparen sie den Firmen die Aufwendungen für einen Unternehmensberater. Die Unkosten trägt die Unternehmeragentur der KfW-Mittelstandsbank, indem sie den Paten eine Aufwandsentschädigung zahlt. "Nur die Anfahrtskosten von 30 Cent pro Kilometer trägt das Unternehmen", so Alexander Korth von der Agentur, die die Patenschaften vermittelt.
Wirtschaftspate Müller verzichtet oft auf die Kilometerpauschale: "Manchmal ist die Liquidität so schlecht, dass ich nicht noch die Fahrkosten berechnen kann."
Allerdings, der in Halle lebende Wirtschaftspate muss zu den von ihm betreuten Firmen nicht allzu weit reisen. Meist sind es inhabergeführte mittelständische Unternehmen in Sachsen-Anhalt, Sachsen oder Thüringen. Das hält die Kosten niedrig und hat den Vorteil, dass "jemand mit regionalen Kenntnissen hilft".
Seit 1998 ist Müller mittlerweile dabei. Rund 35 Firmen - hauptsächlich aus dem Transport- und Entsorgungsgewerbe sowie dem Maschinen- und Anlagenbau - hat er geholfen: "Meist mit Erfolg." Oft jedoch, so betont er, gehe es heute nicht mehr nur um die Rettung vor einer drohenden Insolvenz. Gefragt sei auch eine Beratung bei der Geschäftsfelderweiterung, beim Aufbau eines Exportgeschäfts oder bei der Platzierung eines Produkts auf dem Markt.
Trotzdem, an ein Ende des seit gut sieben Jahren stark nachgefragten Wirtschaftspaten-Programms ist nicht zu denken. "Angesichts der wirtschaftlichen Situation ist das ein Dauergeschäft", urteilt Axel Nitschke vom DIHK. 700 Patenschaften bestehen im Moment im Osten. Mit dauerhaftem Erfolg? Über die Ergebnisse wird keine Statistik geführt. "Wir stecken das Geld lieber in das Programm", so Alexander Korth. Rückmeldungen der betreuten Firmen gibt es aber auch nach Ende der Patenschaften immer wieder. Wenn nicht, so Müller, "dann ruft der Pate an." Am Ende bleibt dann meist das Gefühl, "etwas bewegt zu haben".
Auskünfte zum Programm geben die jeweiligen Industrie- und Handelskammern oder die Unternehmeragentur der KfW-Mittelstandsbank unter der Telefonnummer 030/201439000).