Handel Handel: Tschechen im Einkaufsrausch in Sachsen

Prag/dpa. - Tschechen kaufen gerne in Sachsen ein. Bis vor kurzemlockte sogar eine besondere Prämie: Wer in Deutschland einen KastenPilsner Bier kaufte und in Tschechien für das leere Pfandgutkassierte, machte einen Gewinn von 150 Kronen, umgerechnet immerhinetwa sechs Euro.
Manche Bierfreunde sprachen schon von einem «Perpetuum mobile»,doch der «Pilsner Urquell»-Brauerei wurde das Treiben zu bunt. «Wirhaben auf dem deutschen und österreichischen Markt neue Bierkästeneingeführt, die sich im Design von den tschechischen unterscheiden»,sagt Brauerei-Sprecher Jiri Marecek der Nachrichtenagentur dpa.
Mit dem Pfand-Gewinn ist nun Schluss, das berühmte böhmische Bierselbst ist aber in Sachsen immer noch günstiger. «Die Biersteuer istin Deutschland niedriger», sagt Marecek. Sie wurde in Tschechienzuletzt vor einem Jahr um stolze 33 Prozent erhöht. Letztlichentscheidend für den Preisvorteil sei aber die starke tschechischeKrone, die den Einkauf im Nachbarland lohnend mache.
Das meint auch die 33-jährige Jana aus Prag, die gern mit ihrenFreundinnen bei IKEA in Dresden nach Accessoires für ihre Wohnungsucht. Die skandinavische Möbelkette gibt es zwar auch in Tschechien,aber in Deutschland sei der Einkauf billiger. «Es gibt dort auch einegrößere Auswahl an Produkten», sagt die Psychologin.
«Besonders samstags kaufen viele Menschen aus Prag bei uns ein»,berichtet Wolfgang Wirz, Filialleiter von Karstadt in Dresden.Tendenz steigend. Viele Tschechen sprächen Deutsch oder Englisch, sodass so gut wie keine Sprachbarriere zu überwinden sei, meint Wirz.
Darüber freut sich auch Lars Fiehler von der HandelskammerDresden. «Ich habe gerade letzte Woche selbst miterlebt, wie sich einjunges tschechisches Pärchen von einer ebenso jungen Verkäuferin alleDetails eines recht teuren Kaffeevollautomaten in wirklich gutemEnglisch hat erklären lassen», sagt Fiehler.
Bei älteren Tschechen reichen die Englischkenntnisse nicht immer.Einige Händler wollen deshalb tschechische Muttersprachler alsVerkäufer einstellen, wie die Handelskammer Dresden berichtet. Dasgeht leichter ab dem Stichtag 1. Mai, wenn der deutsche Arbeitsmarktfür die Nachbarn geöffnet wird. «Das würde sicher ein deutliches Plusin Sachen Kundenorientierung bedeuten», sagt Fiehler.
Wer mit einem konkreten Wunschzettel in die Elbmetropole fährt,informiert sich meist zuvor im Internet. «Erfahrungsgemäß schauensich viele der tschechischen Kunden schon vor dem Besuch imOnline-Shop um», sagt Michael Bärisch von Globetrotter in Dresden.Besonders an Samstagen tummelten sich in der Filiale desOutdoor-Spezialistenimmer mehr Tschechen.
Wie viele von ihnen nicht nur zum Schaufensterbummel kommen,sondern auch zugreifen, ist schwer zu beziffern. Aus der Branche höreman immer wieder, dass Tschechen bereits für rund 10 Prozent desUmsatzes verantwortlich seien, sagt Handelskammer-Sprecher Fiehler.Und beliebt ist vor allem die etwas teurere Markenware.
Mit Bekleidung, Kosmetik und Elektroartikeln im Gepäck geht eszurück nach Tschechien - und natürlich mit Bier. DieEinkaufstouristen fahren einer IHK-Studie aus dem Vorjahr zufolge imSchnitt 69 Kilometer, bevor nach dem Einkaufsrausch in Deutschlandzuhause das günstige Pilsner zischt und es «Na zdravi!» heißt - «ZumWohl!».