Handel Handel: Lebensmittel werden teurer
BERLIN/MZ. - Die Lebensmittelpreise in Deutschlands Supermärkten dürften schon bald kräftig steigen. Höhere Rohstoff- und Erzeugerpreise ließen selbst den Discountern keine andere Wahl mehr, heißt es bei führenden Marktforschungsinstituten. Der Einzelhandelsverband HDE ist derweil zurückhaltender. "Moderate Preiserhöhungen sind möglich, der Wettbewerb verhindert aber, dass die Preise durch die Decke schießen", sagte am Donnerstag Verbands-Geschäftsführer Kai Falk.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben die Lebensmittelpreise auf industrieller Erzeugerebene im Juli schon teils kräftig angezogen. Die Preise für Verbrauchsgüter erhöhten sich derweil im Juli um 0,7 Prozent im Vergleich zum Juli 2009. Dabei gab es teils starke Preissprünge: Butter verteuerte sich binnen Jahresfrist um 65 Prozent, Milch um fast ein Fünftel.
Aldi hat schon erhöht
Diese Preiserhöhungen sind mitunter auch schon bei den Konsumenten angekommen. Aldi, der Taktgeber der Lebensmittelbranche, hat zuletzt die Preise für Säfte, Butter und Milch erhöht. Der Trend dürfte anhalten. In der Branche wird aktuell darüber spekuliert, wann Aldi die Kaffeepreise anhebt. Dann ziehen die übrigen Discounter und Supermärkte in aller Regel nach. In den vergangenen zwei Monaten sind die Rohstoffkurse für Kaffee, aber auch Kakao, Weizen und Zucker rasant nach oben geschossen.
Gründe dafür sind Naturkatastrophen, eine weltweit steigende Nachfrage und Ernteausfälle, die auch 2011 noch zu Angebotsengpässen führen könnten. Die Lebensmittelindustrie wird deshalb versuchen, in Preisverhandlungen mit den Discountern und Supermärkten höhere Preise durchzusetzen. Und zum Teil sollte ihr das auch gelingen.
Trend nach unten endet
Für die Verbraucher endet damit voraussichtlich der lange Preistrend nach unten. 2009 gab es noch zwölf Preisrunden bei den Discountern, die mit 40 Prozent Marktanteil den deutschen Lebensmittelmarkt beherrschen. Wegen des harten Wettbewerbs sind die Lebensmittelpreise hierzulande so niedrig wie in keinem anderen Land der Euro-Zone.
Für künftig steigende Preise spricht aber auch, dass die Discounter versuchen, einem Stück weit dem harten Preiskampf zu entkommen. Experten beobachten, dass Aldi und Lidl dazu übergegangen sind, mehr Kunden über einen so genannten Konzeptwettbewerb anstatt ausschließlich über Kampfpreise in ihre Läden zu locken. So bietet Lidl beispielsweise wieder mehr Produkte von Markenherstellern an, während Aldi konsequent auf Eigenmarken setzt und etwa Brötchen backt.
Aber nicht allein bei Lebensmitteln müssen Verbraucher derzeit mit höheren Preisen rechnen. Die Erzeugerpreise in der Industrie sind im Juli im Schnitt um 3,7 Prozent gestiegen. Vor allem Energie wurde teurer. Mineralölerzeugnisse legten um fast 17 Prozent gegenüber Juli 2009 zu. Heizöl kostete 34 Prozent mehr, Kraftstoffe wurden um 12,5 Prozent teurer.