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Grüne Suchmaschine Grüne Suchmaschine: Klicks schützen Regenwald

Von STEFFEN HÖHNE 30.05.2011, 17:36

BERLIN/Halle (Saale)/MZ. - Im Internet surfen und dabei der Umwelt helfen. Die Wittenberger Geschwister Jana und Christian Kroll sind mit ihrer Suchmaschine "Ecosia" auf gutem Weg, damit weltweit erfolgreich zu sein. Heute wird das Start-Up-Unternehmen einen weiteren Meilenstein erreichen: Der Einnahmezähler wird die Marke von 250 000 Euro überschreiten. Dieses Geld fließt in den Schutz des Regenwaldes.

Seite ging Ende 2009 online

Das Geschäftsmodell in der digitalen Welt fand Christian Kroll nach eigenen Worten bei einer Weltreise. Er besuchte 2008 Argentinien und wurde dort auf die Bedeutung des Regenwaldes aufmerksam. "Dessen Erhaltung ist wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe, um dem Klimawandel zu begegnen", sagt Kroll. Denn noch immer werde jede Minute eine Fläche so groß wie dreißig Fußballfelder vernichtet. Zudem war Kroll vom US-Autor Thomas Friedman fasziniert, der eindringlich beschreibt, dass globales Wirtschaftswachstum langfristig nur möglich ist, wenn es ökologisch stattfindet.

Für den heute 27-jährigen Kroll, der nach seiner Wittenberger Schulzeit Betriebswirtschaft studierte, bedeutet dies, eine Suchmaschine zu betreiben, die dem Klimaschutz hilft. Dies ist alles andere als einfach. Die Ende 2009 gestartete Seite Ecosia ist nach xabbel.org und Forestle mittlerweile der dritte Versuch von Kroll, ein soziale Suchmaschine zu etablieren. Die wichtigste Voraussetzung für Erfolg im Internet ist, Aufmerksamkeit zu erhalten. Dies gelingt immer besser. Ecosia ist nach eigenen Angaben die weltgrößte grüne Suchmaschine im Netz.

"Wir haben durchschnittlich 200 000 Besucher am Tag mit 700 000 Suchanfragen", sagt Jana Kroll. Dabei betreibt Ecosia keine eigene Suchmaschine, sondern leitet die Anfragen an die Partnersuchmaschine Yahoo / Bing weiter. Die Server der US-Internetriesen liefern die Ergebnisse und Anzeigen. Letztere sind die Einnahmequelle. Mit jedem Klick verdient Ecosia. 80 Prozent der Einnahmen gehen laut Kroll an Regenwaldprojekte der Umweltschutzorganisation WWF im Norden Brasiliens. Die restlichen 20 Prozent würden in die Verwaltung und die Weiterentwicklung der Seite fließen. Derzeit ist die Mannschaft noch klein. Von einer Berliner Altbauwohnung aus betreuen Kroll, seine Schwester und fünf freie Mitarbeiter, darunter Programmierer, die Seite.

US-Markt fest im Blick

Sie arbeiten an der Expansion von Ecosia. Mittlerweile gibt es die Suchmaschine in mehr als 30 Ländern. "Wir versuchen derzeit, im wichtigsten Markt, den USA, Fuß zu fassen", sagt Kroll. Rund die Hälfte des weltweiten Umsatzes mit Onlinewerbung entfalle auf das Land. Und mehr Nutzer bedeuten auch mehr Klicks auf Werbung und damit mehr Einnahmen. Kroll hat dies hochgerechnet: "Pro Suche verdienen wir etwa 0,15 Cent."

Für den Internetexperten Jo Bager vom Computerfachmagazin "c't" ist Ecosia zunächst ein reines Geschäftsmodell. "Es gibt bereits einige grüne Suchmaschinen weltweit, die diese Marktlücke entdeckt haben", so Bager. Yahoo / Bing würden über diese Partnermodelle offenbar versuchen, dem absoluten Branchenprimus Google Marktanteile abzunehmen. Auf Google entfallen in Deutschland fast 95 Prozent der Suchanfragen.

Ecosia wollte laut Kroll zunächst auch mit Google kooperieren, erhielt aber eine Absage. "Unsere Suchergebnisse sind aber vergleichbar mit Google", ist der junge Unternehmer überzeugt. Und sie böten ein großes Plus: "Sie helfen der Umwelt."