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Fortu Powercell GmbH Fortu Powercell GmbH: Höchste Spannung im halleschen Hafen

Von Rainer Gummelt 09.02.2004, 16:32

Halle/MZ. - Seit 15 Jahren forschen Günther Hambitzer und seine Mitarbeiter an einer neuen Generation von wiederaufladbaren Batterien. Zeitweise waren 50 Leute der gespeicherten Energie auf der Spur. 20 Millionen Euro sind in die Entwicklung geflossen. Im Hafen Halle sollen sie künftig hergestellt und unter Spannung gesetzt werden.

Denn die vor einem Jahr gegründete Firma Fortu Powercell will die - gemessen an herkömmlichen Blei-Batterien - kleineren, leichteren, sichereren, robusteren und um ein vielfaches leistungsfähigeren Energiespeicher in Halle produzieren. Das kündigte Günther Hambitzer, Fortu-Gesellschafter und Inhaber von 15 Weltpatenten, am Montag im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung an. Der 49-jährige Professor aus Pfinztal bei Karlsruhe hat seine Karriere an der privaten Universität Witten / Herdecke begonnen. Er setzte sie am Fraunhofer Institut in Karlsruhe fort, bevor er sich mit seiner spannungsgeladenen Idee selbstständig machte.

In Halle soll nun die Massenproduktion starten. Ein Grundstück im Gebiet des Hafens ist als Produktionsstandort vorgesehen. Endgültige Entscheidungen fallen Ende des Monats. "Im Herbst beginnt die Produktion mit 40 bis 50 Arbeitskräften", sagt Gesellschafter und Geschäftsführer Günter Maier-Gerber. In einer zweiten Ausbaustufe ab 2006 soll die Beschäftigtenzahl auf 180 klettern. Insgesamt sollen 33 Millionen Euro investiert werden. "Mit Fortu Powercell beginnt ein neues Zeitalter unabhängiger und flexibler Elektro-Anwendungen", versichern Hambitzer und Maier-Gerber.

Die neuen Fortu-Batterien könnten - abgesehen von Bleibatterien im preiswerten Segment - alle anderen bisher vorhandenen Batteriearten ablösen. Gegenüber herkömmlichen Energiespeichern sind sie ungefährlich. Sie brennen nicht und vertragen 1 500 Ladevorgänge. Eine Batterie lebe doppelt so lange wie das Auto, in dem sie eingesetzt wird, beschreibt Maier-Gerber das Batterie-Potenzial. Die neuen Dimensionen, die die künftig in Halle produzierten Batterien eröffnen, resultieren aus dem Einsatz eines Alkalimetalls mit einem anorganischen Elektrolyten, erklärt Hambitzer die Wurzeln des revolutionären Energiespeichers.

Spezialisten gehen davon aus, dass die neue Batterie-Generation dem so genannten Hybrid-Auto, bei dem Verbrennungs- und Elektromotor wechselweise dem Antrieb dienen, das Tor zur Massenproduktion öffnen. Kraftfahrzeug- und Motorradhersteller gehören deshalb zu den wichtigsten Kunden, sagt Maier-Gerber. Aber auch die Produzenten von Werkzeugen, Spielwaren, Fahrrädern, Computern, Flugzeugen oder auch Unterwasserfahrzeugen hätten bereits Interesse angemeldet. Das Marktvolumen für Batterien weltweit liegt nach Hambitzers Worten jährlich bei über 100 Milliarden Euro.

Auch für den Hafen Halle könnte die Ansiedlung von Fortu Powercell einen Durchbruch bedeuten. Nach Jahren angestrengter, aber vergeblicher Bemühens um Investoren, scheint nun ein wichtiger Zug gelungen zu sein. Weitere Projekte seien in Vorbereitung, versichert die Hafen-Leitung.

Hambitzer, Maier-Gerber sowie der Bevollmächtigte für Industrieansiedlungen im Hafen, Wolfgang Bönsch, der den Kontakt zwischen beiden Partnern herstellte, sind sich einig, dass Halle damit einen ersten Schritt zu einem Kompetenzzentrum für mobile Elektrizität gemacht hat. "Seine Bedeutung wird weit über Deutschland, vielleicht sogar über Europa hinaus gehen", so Hambitzer.