Flugzeugbau Flugzeugbau: DaimlerChrysler reduziert Anteil an EADS
Hamburg/Berlin/dpa. - Der lang erwartete Einstieg einesKonsortiums aus Banken und Ländern beim Rüstungs- undFlugzeugbaukonzern EADS ist perfekt. DaimlerChrysler reduziert seineBeteiligung an der Airbus-Muttergesellschaft wirtschaftlich von 22,5auf 15 Prozent, behält aber die Stimmrechte. Auf diesem Weg solle dasGleichgewicht zwischen Deutschland und den französischen Aktionärenbei dem Konzern bewahrt werden, teilte die DaimlerChrysler AG amFreitag in Stuttgart mit. Die Bundesregierung sieht die deutschenInteressen gesichert. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm erklärte inBerlin, die deutsche Seite sei jetzt für die bevorstehendenschwierigen Verhandlungen über das Airbus-Sanierungskonzept «Power 8»des deutsch-französisch dominierten Konzerns besser aufgestellt. Dasdeutsch-französische Simmrecht bleibe in der Balance.
Die Neuregelung sieht vor, dass DaimlerChrysler seine 22,5-Prozent-Beteiligung in eine eigene Gesellschaft gibt. An dieser wirddas Investorenkonsortium mit einem Drittel beteiligt und zahlt dafür1,5 Milliarden Euro. Dem Konsortium gehören unter anderem Allianz,Commerzbank und Deutsche Bank an sowie über Förderbanken oderBeteiligungsgesellschaften die Länder Hamburg, Niedersachsen, Bayern,Baden-Württemberg und Bremen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sich telefonisch überdieses Modell mit ihrem französischen Kollegen Dominique de Villepinins Benehmen gesetzt, berichtete Wilhelm. Beide seien sich einig,dass es eine langfristige gerechte Lastenverteilung geben müsse. Merkel undVillepin hätten eine «enge deutsch-französische Zusammenarbeit» beider Airbus-Sanierung vereinbart, erklärte die französische Regierungin Paris. Beide Politiker hätten bekräftigt, dass die «Anstrengungenund Lasten» des Sanierungsplans ausgewogen auf die Airbus-Länderverteilt werden müssten. Sie forderten «einen Zeitplan undProzeduren, die ausreichende Zeit für einen vertieften Dialog mit denSozialpartnern geben».
An den deutschen Airbus-Standorten gibt es große Befürchtungen vorArbeitsplatzverlusten durch das bevorstehende Sparprogramm. Amvergangen Freitag kam es deshalb zu den bislang größtenProtestaktionen mit mehr als 24 000 Arbeitnehmern von Airbus und ausder Zulieferindustrie. Führende Politiker aus den Bundesländern mitAirbus-Standorten sowie die Arbeitnehmervertreter forderten denErhalt aller deutschen Standorte.
EADS bezeichnete in München den Einstieg des neuenInvestorenkreises als reine Finanztransaktion. «Das berührt diedeutsch-französische Balance nicht», sagte ein EADS-Sprecher.DaimlerChrysler bleibe unverändert deutscher EADS-Hauptaktionär. Auchseien die Regeln im EADS-Aktionärspakt unberührt. In Stuttgart hießes, «mit der Transaktionsstruktur unterstreicht DaimlerChrysler alsindustrieller Partner und deutscher Hauptaktionär der Gesellschaftseine Verbundenheit zu EADS».
Die Vereinbarung sei außer mit der Bundesregierung und derfranzösischen Regierung mit dem EADS-Anteilseigner Lagardèreabgestimmt; SEPI, der spanische Aktionär der EADS, sei konsultiertworden. Die Transaktion werde im ersten Quartal 2007 abgewickelt. DerInvestorenkreis besteht aus sieben privaten und acht öffentlichenGeldgebern. Die privaten Investoren halten 60 Prozent desGesamtinvestitionsvolumens, die öffentlichen Investoren 40 Prozent.
Die private Seite besteht nach den Angaben die Investorengruppeaus Allianz, Commerzbank, Credit Suisse, Deutsche Bank und GoldmanSachs. Sie hätten jeweils 10 Prozent der Anteile an derZweckgesellschaft erworben. Jeweils fünf Prozent hätten MorganStanley und Sal. Oppenheim erworben. Auf öffentlicher Seite beteiligesich die KfW Bankengruppe mit 13 Prozent an der Zweckgesellschaft,die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- undBeteiligungsverwaltung (Land Hamburg) mit zehn Prozent, dieHannoversche Beteiligungsgesellschaft (Land Niedersachsen) mit fünfProzent und die Bayerische Landesbodenkreditanstalt, Anstalt derBayerischen Landesbank und die LfA Förderbank Bayern mit 3,5 Prozentund 1,5 Prozent. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und dieLandeskreditbank Baden-Württemberg - Förderbank (L-Bank) erwarbenjeweils 2,5 Prozent, die Bremer Investitions-Gesellschaft (LandBremen) 2 Prozent.
DaimlerChrysler habe die Option, diese Struktur frühestens am 1.Juli 2010 aufzulösen. Die Bundesregierung hat nach Angaben Wilhelmsein Vorkaufsrecht für die 7,5 Prozent bis Mitte 2010.
Die erste Reduzierung der DaimlerChrysler- Anteile an der EADS um7,5 Prozent, die im April 2006 mitgeteilt worden ist, sei inzwischenabgeschlossen worden. Der Konzern seien daraus rund zwei MilliardenEuro an liquiden Mitteln zugeflossen. Wie sich beide Transaktionenauf das Konzernergebnis auswirken, soll mit den Zahlen für das ersteQuartal veröffentlicht werden.