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Fernsehen Fernsehen: Börsenreporter Frank Lehmann nimmt Abschied

Von Thomas Maier und Angela Schiller 29.12.2006, 20:18
Der ARD-Börsenreporter Frank Lehmann sitzt am Freitag (29.12.2006) in der Redaktion des Hessischen Rundfunks in den Räumen der Deutschen Börse in Frankfurt am Main. (Foto: dpa)
Der ARD-Börsenreporter Frank Lehmann sitzt am Freitag (29.12.2006) in der Redaktion des Hessischen Rundfunks in den Räumen der Deutschen Börse in Frankfurt am Main. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Zum Schluss zitierte der 64-jährige Lehmann, fürseine lockeren Sprüche und volkstümliche Art bekannt, einen Spruchdes österreichischen Kaisers Franz Joseph nach dessen Audienzen: «Eswar schön, es hat mich sehr gefreut.»

Lehmanns Abgang nach 17 Jahren Berichterstattung von derFrankfurter Börse war ganz nach dem Geschmack des künftigenPensionärs. Im gewohnt-dunkelblauen Jackett und mit pinkfarbenerKrawatte hatte er zur Aufzeichnung der Sendung nach dem vorgezogenenParkettschluss am Freitag nicht nur einen Börsenastrologen, sondernauch noch zwei Frankfurter Mädchen geladen. Deren Kleider waren mitEuro-Scheinen dekoriert worden. Der Anblick der Schönheiten solltedie Anleger für Kursverluste entschädigen - beim satten Dax-Gewinnin diesem Jahr dürften diesen Trost nicht allzu viele brauchen.

Dass der Deutsche Aktien-Index dann am Freitag praktisch inallerletzter Minute wieder unter die 6600-Marke fiel und mit einemleichten Minus den Tag beendete, wurmte Lehmann dann doch.Allerdings nur kurzzeitig: Der gebürtige Berliner, der seit demzwölften Lebensjahr in Frankfurt lebt, erinnerte sich gleich wiederan die wichtigste Börsenweisheit: Immer den Blick nach vornerichten. Dies tat auch Börsen-Astrologe Werner Kraus aus Bad Aiblingbei München: Nachdem er im vergangenen Jahr beim Dax zupessimistisch lag, traut er dem Top-Index 2007 immerhin nach einerSchwächephase im Sommer einen Anstieg auf über 7000 Punkte zu.

Lehmann, studierter Betriebswirtschaftler, war seit mehrerenJahrzehnten beim Hessischen Rundfunk. Im August 2001 übernahm derWirtschaftsprofi die Leitung der neu geschaffenen ProgrammabteilungBörse. Millionen von Zuschauern hat er vor allem während desPlatzens der Internet-Blase mit seinen nicht immer ernst gemeintenWeisheiten über Kursverluste hinweggetröstet. «An der Börse kannmann tausend Prozent gewinnen, aber nur hundert Prozent verlieren»,ist so ein typischer Lehmann-Spruch bei den meist live gesendetenBerichten.

Zum Ende seiner TV-Karriere gab sich Lehmann auch ein wenigselbstkritisch. «Wir sind damals alle dem Hype der Internet-Blaseverfallen; das muss ich mir anheften», sagte er dem ARD/ZDF-«Morgenmagazin». Der Fernseh-Mann hat stets betont, dass er privattrotz seiner Börsenerfahrung nicht reich geworden sei. «Ich habenicht genug Geld zum Anlegen», sagte Lehmann am Freitag und verwiesauf seine drei Kinder. Zudem dürften die Manager ihm gar nichtsverraten, was er nutzen könnte für lukrative Anlagen. Ob Lehmannauch weiterhin im Fernsehen die Welt der Wirtschaft und Finanzenerklärt, ist offen. Möglicherweise wird er im hr-Fernsehen allesechs Wochen «ein paar allgemeine Tipps zum Sparen geben».