Europäische Zentralbank Europäische Zentralbank: Leitzinsen überraschend deutlich gesenkt

Frankfurt/Main/dpa. - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihreZinsen überraschend stark um einen halben Punkt gesenkt. Der zentraleLeitzins zur Beschaffung von Notenbankgeld für die europäischeKreditwirtschaft liegt damit bei 3,25 Prozent. Dies teilte die EZB amDonnerstag nach der Sitzung des EZB-Rates in Frankfurt mit. Auch dieBank von England, die der europäischen Währungsunion nicht angehört,senkte am Donnerstag den Leitzins um 0,5 Punkte auf vier Prozent.
Damit hat die EZB angesichts rückläufiger Preise und deutlichschwächerer Konjunktur den Erwartungen der Wirtschaft, der Banken und der Gewerkschaften mehr als entsprochen. Die Mehrzahl der Volkswirteund Finanzexperten hatte nur mit einer Senkung um 0,25 Punktegerechnet.
Diesem vierten Zinsschritt der europäischen Währungshüter nachunten war bereits eine weitere Zinssenkung der amerikanischenNotenbank vorausgegangen. Am Dienstag hat die amerikanische FederalReserve Bank zum zehnten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins gesenkt,und zwar um 0,5 Punkte auf 2,0 Prozent.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Ulrich Ramm, begrüßte dieEntscheidung der EZB. Damit habe die europäische Notenbank gezeigt,dass sie ihren geldpolitischen Beitrag zur konjunkturellen Besserungleisten will. «Nun sind auch die anderen dran», betonte Ramm. DieFinanz- und Wirtschaftspolitik müsse nun zur konjunkturellen Erholungdie richtigen Weichen stellen.
Nach Meinung seines Kollegen Klaus Friedrich von der Dresdner Bankhätte die EZB die Zinssenkung schon vor zwei Wochen vornehmen müssen.Deutschland stehe «haarscharf vor einer Rezession». Dies werde auchauf andere Länder in Europa ausstrahlen, meinte der Dresdner-Chefvolkswirt. Über die Preisstabilität müsse sich die EZB angesichtsder «Besorgnis erregenden Konjunkturdaten» derzeit keine Sorgenmachen.
