Escada-Pleite offiziell: Insolvenzverfahren
München/dpa. - Die Pleite des Damenmodeherstellers Escada mit weltweit noch rund 2000 Beschäftigten ist offiziell. Das Amtsgericht München hat am Sonntag das Insolvenzverfahren für Escada eröffnet, wie das Unternehmen am Montag in München mitteilte.
Damit wächst der Zeitdruck für die Verkaufsgespräche, weil das Insolvenzgeld, mit dem die Löhne und Gehälter der rund 450 Beschäftigten der Escada AG gezahlt werden, ausläuft. Dem Vernehmen nach hat Escada aber noch genug Geld in der Kasse, um über die nächsten Wochen zu kommen. Die Finanzierung sei bis in den Dezember hinein gesichert.
Die Verkaufsgespräche sollen auf der Zielgeraden sein, noch in dieser Woche könnte es zu einem Abschluss kommen, heißt es in Finanzkreisen. Von der Eröffnung des Insolvenzverfahrens sollten die Verhandlungen unberührt bleiben, erklärte Escada. Ziel des Verkaufs sei eine Fortführung des Unternehmens.
Zum Insolvenzverwalter wurde Christian Gerloff bestellt, der bereits mit der vorläufigen Insolvenzverwaltung für das Unternehmen betraut war. Bis zum 22. Dezember hätten die Gläubiger Zeit, um schriftlich ihre Forderungen anzumelden, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts München der Deutschen Presse- Agentur dpa. Am 26. Januar 2010 solle Gerloff den Gläubigern bei einem Termin in München über den Stand des Insolvenzverfahrens berichten.
Escada hatte im August einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem ein finanzieller Notplan für den Damenmodekonzern gescheitert war. Gerloff hatte sich vorgenommen, bis zur Eröffnung des Verfahrens einen Käufer zu präsentieren, um den Schaden für die Luxusmodemarke zu begrenzen. Eile ist auch wegen der in diesen Tagen anlaufenden Bestellphase für die neue Escada-Kollektion geboten.
Derzeit sollen vier ernsthafte Interessenten für das Unternehmen im Rennen sein, darunter Megha Mittal, die Schwiegertochter des indischen Stahlunternehmers Lakshmi Mittal, sowie Sven Ley, der Sohn von Firmengründer Wolfgang Ley. Weitere Kandidaten sollen laut Zeitungsberichten der US-Finanzinvestor Oaktree sowie ein weiterer ausländischer Finanzinvestor sein. Dem früheren Aufsichtsratschef der Medienfirma EM.TV, Nickolaus Becker, werden dagegen keine Chancen mehr eingeräumt. Er hatte sich frühzeitig mit seinem Interesse an Escada an die Öffentlichkeit gewandt und damit bei Gerloff für Verstimmung gesorgt.
Das auf den ersten Blick höchste Angebot soll mit rund 70 Millionen Euro die Investorengruppe um Sven Ley abgegeben haben. Allerdings sei die Offerte an nicht akzeptable Bedingungen geknüpft, die es wahrscheinlich machten, dass der eigentliche Kaufpreis deutlich darunter liegen werde, hieß es in Finanzkreisen. So weigere sich Ley beispielsweise, den Kaufpreis auf ein Treuhandkonto zu überweisen. Außerdem fordere er die Übertragung von Markenrechten, die Escada mittlerweile gar nicht mehr gehörten.
Hinter den Kulissen dauert derweil der Streit um den Verkaufsprozess an. Parallel zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens hätten Großaktionär Rustam Aksenenko sowie Jean-Christophe Hocke ihre Aufsichtsratsmandate niedergelegt, hieß es in informierten Kreisen. Hintergrund soll unter anderem ihre Verärgerung über den Verkauf der Escada-Tochter Primera an die Münchner Endurance Capital AG sein, der Ende vergangener Woche bekanntgegeben worden war. Der Aufsichtsrat habe mehrheitlich gegen diese Verkaufspläne gestimmt, hieß es in den Kreisen.
Bereits am Vortag war in Kreisen potenzieller Investoren Kritik an Gerloff und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geäußert worden, die Gerloff bei der Investorensuche unterstützt. Branchenkenner hatten dahinter eine Taktik vermutet, um auf der Zielgeraden des Verkaufsprozesses öffentlichen Druck zu erzeugen.