Bürger sehen trotz Aufschwungs weniger soziale Gerechtigkeit
Gütersloh/dpa. - Trotz starker Konjunktur meinen die wenigsten Bundesbürger einer Allensbach-Umfrage zufolge, der Aufschwung komme auch bei ihnen an. Nur 15 Prozent der Deutschen halten die Einkommensverteilung in Deutschland für gerecht, wie die Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab.
Damit sei ein «historischer Tiefstand» erreicht, teilte die Stiftung am Montag in Gütersloh mit. Noch 2006 hätten 28 Prozent der Bundesbürger angegeben, das Einkommen sei gerecht verteilt. Für nur fünf Prozent der Bürger sei Deutschland das Industrieland, das ihren Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit am nächsten komme.
Für mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten aber sind die USA das Industrieland mit der geringsten sozialen Gerechtigkeit, elf Prozent nannten Großbritannien. Als Vorbilder sahen 57 Prozent der Befragten Schweden und Dänemark. Für die Studie waren im August insgesamt 2026 Menschen befragt worden.
Am wenigsten verwirklicht sehen die Bundesbürger der Befragung zufolge die Verteilungsgerechtigkeit - 44 Prozent der Befragten sehen sie nur wenig, 29 Prozent gar nicht verwirklicht. Als wichtigsten Beitrag zur Behebung nannten 74 Prozent der Deutschen die Bekämpfung von Kinderarmut, 72 Prozent die steuerliche Entlastung von Geringverdienern. 69 Prozent setzten auf Mindest- oder Kombilöhne. Höhere Leistungen für Empfänger des Arbeitslosengeldes II hielten dagegen nur 28 Prozent der Bürger für geeignet.
In der Frage der Generationengerechtigkeit sprachen sich 81 Prozent der Befragten für Reformen des Renten- und Gesundheitssystems aus. Gut zwei Drittel (68 Prozent) hielten Hilfe bei der privaten Altersvorsorge für sinnvoll, 64 Prozent stärkere Förderung der Familien. 81 Prozent der Befragten stimmten zudem der Forderung nach einer Ausbildungsplatzgarantie für alle Schulabgänger zu.