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Brandenburg Brandenburg: Panzerfahrzeuge für Krisengebiete kommen aus Borkheide

Von Kathrin Klinkusch 07.03.2004, 16:25
Der Jordanier Faisal Mubaideen zeigt am Freitag (05.03.2004) eine beschossene Panzerglasscheibe in der neuen Firmenzentrale der Stoof International GmbH im brandenburgischen Borkheide. (Foto: dpa)
Der Jordanier Faisal Mubaideen zeigt am Freitag (05.03.2004) eine beschossene Panzerglasscheibe in der neuen Firmenzentrale der Stoof International GmbH im brandenburgischen Borkheide. (Foto: dpa) dpa

Borkheide/dpa. - Gepanzerte Spezialfahrzeuge für den Einsatz bei internationalen Hilfsorganisationen kommen künftig aus Borkheide (Potsdam-Mittelmark). Das Fahrzeug- und Sicherheitsunternehmen Stoof International GmbH eröffnete dort am Freitag in Anwesenheit von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) seinen neuen Standort. Mit der Verlegung aus dem benachbarten Kanin nach Borkheide wächst die Zahl der Mitarbeiter von 15 auf 60. Die Produktpalette reicht von Geldtransportern bis zu speziell ausgestatteten Geländewagen.

«Wir werden im Sommer eine eigene Werkstatt in Irak, voraussichtlich in Bagdad, errichten», sagte Firmenchef Fred Stoof. Neben zwei Spezialisten aus Brandenburg sollen dort Einheimische beschäftigt werden. Derzeit seien 50 gepanzerte Jeeps aus der Brandenburger Sicherheitsschmiede im Irak im Einsatz. Weitere so genannte Sonderschutzfahrzeuge liefert das Unternehmen unter anderem nach Israel, Jordanien und Kuwait, wo bereits eigene Werkstätten existieren.

Auf den ersten Blick wirken die Spezial-Jeeps wie ganz normale Geländewagen. Das sind sie auch, bis sie das Werksgelände wieder verlassen. «Die Wagen werden bei uns vollständig zerlegt und umgebaut», erläutert Stoof. Neben der gepanzerten Karosserie werden die Fenster mit teilweise 40 Millimeter dickem Panzerglas ausgerüstet. Selbst ein Maschinengewehr schafft es laut Stoof nicht, die Scheibe zu durchschlagen. Kunden seien Unternehmen, Privatleute und internationale Hilfsorganisationen. Ein gesichertes Fahrzeug kostet drei Mal so viel wie ein Serienwagen.

Ministerpräsident Platzeck lobte vor allem die internationalen Kontakte der Firma. Gesunde mittelständische Unternehmen seien «zentraler Motor» des wirtschaftlichen Aufschwungs. Vor allem Russland sei ein Zukunftsmarkt. Die Landesregierung werde auch in Zukunft alles tun, um gerade für hiesige Firmen den Austausch von Wirtschaftsgütern und die Kontakte nach Russland zu verbessern, versprach der Regierungschef.

Steven Smith steht vor einer Auswahl von verschiedenen Präzisionsgewehren mit Zielfernrohr. «Die werden von Terroristen benutzt», sagt er. Bei Smith absolvieren die späteren Fahrer der Panzerautos ein Sicherheitstraining. Die umgerüsteten Wagen wiegen nicht nur «drei bis vier Tonnen» mehr als ein normales Fahrzeug, ihre Lenker müssen auch bei einem Angriff kühlen Kopf bewahren. «Der Fahrer soll bei Schüssen nicht anhalten», erklärt Smith. Selbst mit zerschossenen Reifen kann das Auto weiterfahren. Dafür sorgt ein extra eingebauter Kunststoffring unter dem Reifen.

Das Brandenburger Traditionsunternehmen - seit 1865 baut die Familie Karosserien - hatte sich nach der Wende auf die Herstellung von Sicherheitsfahrzeugen spezialisiert. Der Betrieb ist nach eigenen Angaben Marktführer bei Geldtransportern in Deutschland. Bald sollen auch Luxuslimousinen in Brandenburg schussfest gemacht werden. Interessenten kommen vor allem aus Russland. Zwar bieten laut Stoof auch Luxusmarken bereits gepanzerte Fahrzeuge an - dort warten die Kunden aber fast ein halbes Jahr länger auf den Rundumschutz als bei den Brandenburgern.