Bördekreis Bördekreis: Kraftstoff aus der Rübe

Klein Wanzleben/dpa. - Für die dort vor zehn Monaten eröffneteBioethanolanlage ist es die erste komplette Rübenkampagne. Sie istneben einer Anlage in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) die einzigeFabrik in Deutschland, die ausschließlich aus Zuckerrüben Bioethanolherstellt. Produziert wird der Alkohol, der bei der Gärung der Rübenentsteht und später Kraftstoffen beigemischt wird, an 365 Tagen imJahr. 46 Mitarbeiter arbeiten rund um die Uhr.
In ihrem ersten vollen Betriebsjahr wird die Anlage nachSchätzungen des Betreibers fuel 21 rund 60 Prozent ihrer maximalenAuslastung erreichen. «Technisch schaffen wir mühelos 130 000Kubikmeter im Jahr», sagt fuel-21-Geschäftsführer Albrecht Schaper.«Aber der Absatz muss zu einem vernünftigen Preis gewährleistetsein.» Abnehmer für den Biokraftstoff sind Mineralölkonzerne. Siemüssen derzeit dem normalen Otto-Kraftstoff zwei Prozent Bioethanolbeimischen, bis 2010 sollen es 3,6 Prozent sein. Bioethanol ist alsKraftstoff in Deutschland derzeit steuerbefreit.
15 Monate hat der Bau der vielen Tanks, Kessel und Türme gedauert.Endlose Meter blank glänzende Rohre in allen Größen wurden verlegt.In der Luft liegt ein Geruch von Glühwein und Hefe. Das Prinzip, nachdem aus der zuckerhaltigen Feldfrucht Bioethanol hergestellt wird,ist einfach. «Wir bekommen aus der Zuckerfabrik drei Rohstoffe ausder Rübe. Das sind Rohsaft, Dicksaft und Melasse. Letzteres ist einFuttermittel», sagt Schaper.
Geliefert werden die Rüben von etwa 3600 Landwirten aus vierBundesländern. Zurzeit kommen täglich bis zu 1000 Lastwagen, um dieZuckerrüben anzuliefern. Während der Rübenernte wird ausschließlichRohsaft verwendet. «Das ist frischer Saft», erklärt Schaper. «Erentsteht, wenn man klein geschnittene Rüben in heißem Wasser ziehenlässt.» Die anderen neun Monate arbeitet die Anlage mit demsogenanntem Dicksaft, der in Konsistenz und Zuckergehalt an denbekannten Brotaufstrich aus der Rübe erinnert.
Der eigentliche Herstellungsprozess ist nicht zu sehen. Zehnhaushohe Behälter, in denen die Fermentierung also die Gärung -abläuft, bilden das Herzstück der Anlage. «Die drei kleinen Tanksdienen der Züchtung von Hefe, die bei der Vergärung des Zuckers zuAlkohol gebraucht wird», sagt Schaper. Aus Kostengründen wird dasGärungsmittel nicht gekauft, sondern selbst hergestellt. In den sichanschließenden sieben Großtanks vergärt Zucker zu Ethanol, der dannin zwei Raffinerietürmen weiterverarbeitet wird.
Nach Angaben des Statistischen Landesamts wurden im Vorjahr inSachsen-Anhalt 692 000 Tonnen Biotreibstoffe hergestellt, darunterauch Bioethanol. Experten sehen in den Biokraftstoffen angesichts derTurbulenzen auf dem Rohölmarkt und den hohen Spritpreisen eineAlternative für die Zukunft.