Bieter-Wettbewerb um Opel auf Zielgeraden
Frankfurt/Main/Rüsselsheim/dpa. - Der Bieterwettstreit um den angeschlagenen Autobauer Opel geht in die heiße Phase: «Wir erwarten die nachgebesserten Kaufofferten Anfang der Woche», zitierte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» aus Kreisen der Opel-Treuhandgesellschaft.
Diese Angebote seien zunächst unverbindlich. Ein verbindlicher Vorvertrag solle am 15. Juli unterzeichnet werden. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) erklärte das Verfahren sogar für abgeschlossen - im Gegensatz zu Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Als Favorit für die Opel-Übernahme gilt bislang der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna, der zusammen mit russischen Partnern einsteigen will.
Magna sei aus dem Verfahren, das in einer Spitzenrunde im Kanzleramt in der Nacht zum 30. Mai abgeschlossen worden sei, als Sieger hervorgegangen, sagte Koch der «Financial Times Deutschland» (Montag). «Nur wenn die Gespräche mit Magna, die gut laufen, wider Erwarten scheitern würden, könnten andere Bieter zum Zug kommen. Ein anderer Umgang mit dem abgeschlossenen Bieterverfahren wäre unseriös.» Dagegen hatte Guttenberg es zuvor begrüßt, dass weitere Interessenten neben Magna im Gespräch blieben.
Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz verwies ebenfalls auf die Berliner Vorentscheidung für Magna. «Für mich gibt es einen Favoriten unter den Bietern», sagte er der dpa. Die anderen Interessenten wertete er negativ: Der chinesische Autobauer BAIC sei ausschließlich an Technologie interessiert; der Finanzinvestor Ripplewood plane die Schließung von drei Opelwerken in Europa, davon zwei in Deutschland.
Das Tochterunternehmen des Finanzinvestors Ripplewood, RHJ International, rechnet sich aber dem Nachrichtenmagazin «Focus» nach ohnehin kaum noch Chancen aus, zum Zuge zu kommen. «Wir sind offenbar aus dem Bietprozess rausgeflogen», sagte ein Unternehmenssprecher.
Magna will zusammen mit der vom Staat kontrollierten Sberbank sowie dem Autohersteller GAZ 55 Prozent von Opel übernehmen. Die Sberbank geht allerdings von keiner schnellen Einigung aus. «Wir stecken in den Verhandlungen. Als optimistischste Variante könnte eine Übereinkunft frühestens im September getroffen werden», sagte Vorstandschef German Gref bereits am Freitag. Es müssten «neue Übernahmebedingungen» geprüft werden. Medien zufolge hat der bisherige Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) eine Rückkaufoption für Opel verlangt. Dies würde die Übernahme unattraktiver machen. Die deutsche Politik will diese Option nicht zugestehen, weil Opel mit Steuergeldern gestützt wird.
Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg äußerte sich in Salzburg «alles andere als pessimistisch» zu den Opel-Gesprächen. Die Verhandlungen zwischen Magna und GM könnten «zu guten Ergebnissen kommen», sagte er bei einer Veranstaltung der Deutschen Handelskammer in Österreich. Der Erfolg hänge aber von den Beteiligten selbst ab: «Das ist ein Prozess, an dem die Regierung nicht beteiligt ist», betonte der Minister laut Mitteilung der Kammer. Im Interview mit der Wiener Zeitung «Der Standard» hatte er zuvor erklärt, es sei nicht auszuschließen, dass die Verhandlungen doch noch scheiterten: «Aus meiner Sicht ist es uneingeschränkt zu begrüßen, dass neben Magna weitere Interessenten im Gespräch bleiben.»
An der neuen Opel-Gesellschaft sollen nach den bisherigen Plänen Magna mit 20 Prozent, der bisherige Mutterkonzern GM und die Sberbank mit je 35 Prozent und die Opel-Mitarbeiter mit 10 Prozent beteiligt sein. Der Plan für die Mitarbeiterbeteiligung stehe, meldete die «Wirtschaftswoche». Der Konzernbetriebsrat habe der Gründung einer Aktiengesellschaft zugestimmt, die die Anteile treuhänderisch verwalten soll. Die Beteiligung der Mitarbeiter solle durch die Umwandlung von Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Lohnerhöhungen in Unternehmensanteile finanziert werden. Einen Einstieg der Opel- Händler, die sich an dem Mitarbeiter-Anteil beteiligen sollten, lehnen dagegen GM und Magna offenbar ab.