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Beschäftigte auf Zeit: So gelingt die Integration zum Wohl von Firma und Arbeitnehmenden

Aktualisiert: 21.11.2023, 15:40
Zeitarbeit und Interim Management: Wachsende Flexibilität und Integration im Fokus des deutschen Arbeitsmarktes.
Zeitarbeit und Interim Management: Wachsende Flexibilität und Integration im Fokus des deutschen Arbeitsmarktes. Bild: Freepik, senivpetro

Die Nachfrage nach Arbeitnehmerüberlassung und Interim Management wächst seit Jahren stetig in Deutschland. Für die Beschäftigten heißt das auf der einen Seite, dass sich unabhängig von der Branche, sofern sich die Chance bietet, immer wieder neue Jobumgebungen kennenzulernen. Auf der anderen Seite gewinnen die Arbeitgeber:innen mehr Flexibilität als bei klassischen Festanstellungen. Die Vorteile dieses Modells können jedoch nur funktionieren, wenn Arbeitnehmer:innen auf Zeit richtig integriert werden. Worauf es dabei ankommt, zeigen drei Experten, die sich mit Interim Management, Arbeitnehmerüberlassung sowie optimalen Bedingungen von Arbeitgebern beschäftigen, auf.

Die Zeitarbeit in Deutschland wächst seit Jahren. Und damit auch ihre volkswirtschaftliche Bedeutung. Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 830.000 Leiharbeitnehmer:innen in Deutschland sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung lag bei 2,1 Prozent. Das ergab die Studie „Entwicklungen in der Zeitarbeit“ der Bundesagentur für Arbeit, die Mitte 2023 vorgestellt wurde. Zeitarbeit ist längst ein zentraler Faktor am Arbeitsmarkt geworden. Zeitarbeit erlaubt Mittelständlern und Konzernen zum einen in bewegten Zeiten flexibler auf verschiedene Marktphasen reagieren zu können. Zum anderen erlaubt gerade die Zeitarbeit vielen erste erfolgreiche Schritte in den Arbeitsmarkt hinein. Die Mehrzahl der Beschäftigten in der Zeitarbeit ist laut der Studie der Bundesagentur für Arbeit männlich und jünger. Weiter heißt es: „Personen ohne Berufsabschluss sind anteilig deutlich häufiger vertreten als bei den Beschäftigten insgesamt. Auch der Ausländeranteil ist höher. Zeitarbeit bietet damit neben jungen Menschen auch Geringqualifizierten und Ausländern eine Einstiegsmöglichkeit in den Arbeitsmarkt.“

Entgegen des Vorurteils werden nicht nur einfachere Tätigkeiten, sondern auch Berufe auch anspruchsvollere Leitungsfunktionen sowie beispielsweise Ingenieurpositionen per Zeitarbeit besetzt.

Talente gewinnen, die man ansonsten nicht an sich binden könnte

Philipp Riedel, CEO des Personaldienstleisters AVANTGARDE Experts, schätzt die Lage am Arbeitsmarkt wie folgt ein: „Beim aktuellen Fachkräftemangel ringen alle Unternehmen um die begehrtesten Talente. Arbeitnehmerüberlassung ermöglicht es Unternehmen, Talente für sich zu engagieren, die sie in Festanstellung teilweise nicht so leicht gewinnen würden. Besonders gut ausgebildete Fachkräfte wollen sich immer seltener durch einen unbefristeten Arbeitsvertrag binden.“ Im Idealfall ergibt das eine klassische Win-win-Situation, meint Riedel: „Arbeitnehmerüberlassung ist für beide Seiten die perfekte Kombination aus Flexibilität und Sicherheit. Das Risiko und der administrative Aufwand liegen beim Personaldienstleister. Und nicht selten entscheiden sich Zeitarbeitnehmer:in und Unternehmen nach oder schon während der Überlassungsdauer, doch eine feste Bindung einzugehen.“

Der Erfolg steht und fällt mit dem Onboarding

Arbeitnehmerüberlassung ist der offizielle Fachbegriff für Zeitarbeit in Deutschland. Doch anders als Maschinen können und sollten Fachkräfte und Talente nicht einfach so „überlassen“ werden. Immer wenn es um Menschen und damit auch Zwischenmenschliches geht, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es geht darum, dass auch die Zeitarbeitnehmer:innen die Kultur ihres Arbeitgebers auf Zeit kennenlernen, sich einverleiben und sich rundum wohlfühlen, um die besten Arbeitsergebnisse liefern zu können. Psychologische Faktoren spielen damit eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, dass eine Fachkraft oder ein/e Interim Manager:in für die Zeit ihres oder seines Einsatzes vollen Erfolg hat.

Patrik Rendel, Regional Manager DACH & CEE beim Top Employers Institute, weiß, was über den Erfolg beim Einsatz von Leiharbeitskräften entscheidet: das Prinzip der Gleichheit. Ob klassischer Leiharbeitnehmer:innen oder Interim Manager:innen, „beide Gruppen müssen gleichwertig in die Employee Journey aufgenommen werden“, fordert Rendel. Sein Rat: „Konkret bedeutet das gleichwertige Zugänge zu Ressourcen, ob Räumlichkeiten oder Onlinezugang zu Daten, Lernumgebungen, Benefits und Meetings.“ Den Schlüssel für den maximalen Erfolg während einer begrenzten Zeit im Betrieb sieht Rendel vor allem im Onboarding. Dabei dürfe es keine Abstufungen, keine Hierarchisierung für unbefristet Beschäftige und Leiharbeitskräfte geben. Rendel: „Das Onboarding ganz am Anfang entscheidet viel darüber, ob nur die Vertragsform eine andere ist, oder ob die Mitarbeiter:innen auch im Alltäglichen unterschiedlich behandelt werden.“ Nur so könnten alle Beschäftigten gleichermaßen die Kultur, den Spirit und das Mindset eines Unternehmens für sich aufsaugen.

Philipp Riedel bestätigt, dass keine Unterschiede gemacht werden dürfen zwischen Leih- und unbefristeten Beschäftigten: „Schließlich erwartet man auch von den externen Mitarbeiter:innen dieselbe Leistung wie von internen.“ Neue Kräfte müssen an die Hand genommen werden, brauchen gerade in den ersten Tagen eine klare Führung, ein Mentoring- und Buddy-Programm, bei dem ihnen erfahrene Mitarbeiter:innen bei der Integration in die Firma helfen.

Interim Manager:innen müssen direkt auf Zack sein

Besonderes Fingerspitzengefühl ist bei der Integration von Interim Manager:innen gefordert. Diese bringen erprobtes Fachwissen und Erfahrung in ihrem Gebiet ein, das in die Organisation übergeht. Sie fangen meist an exponierter Stelle im Unternehmen an – und mit wichtigen, drängenden Aufgaben. Ihre „Time-to-Market“, wie es in der Betriebswirtschaft heißen würde, ist minimiert, sie müssen bestenfalls sofort abliefern und auf Zack sein.

Daher geht Nikolaus Schmidt, Co-Founder und Managing Partner bei der Beratungsplattform Klaiton bei der Auswahl geeigneter Kandidat:innen für seine Unternehmenskunden besonders sorgsam und strategisch geplant vor. Wichtig ist für Schmidt ein stufenweiser Prozess: „Beim Erstgespräch wird ermittelt, welche Ziele das Unternehmen verfolgt und wie es kulturell tickt, damit eingebrachte Personen, ähnliche Werte und Arbeitsweisen haben. Das ist wichtig für die rasche Integration von Interim Manager:innen, um sie schnell in die Wirksamkeit zu bringen.“ Beim richtigen Matching zwischen Kandidat:in und Unternehmen helfen Klaiton-Chef Schmidt vor allem auch die reichhaltigen Erfahrungen aus mehr als 1.000 Projekten. Damit weiß er ganz genau, „bei welchen Mandat:innen und Personen eine hohe Passung zwischen Interim Manager:in und Auftraggeber:in nötig ist.“ Die punktgenaue Auswahl und das folgende optimierte Onboarding sorgen dann dafür, dass aus der Verbindung ein perfektes Match auf Zeit werden kann.