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Airbus A380 Airbus A380: Selbst die Bremse denkt mit

Von STEFFEN HÖHNE UND ELKE RICHTER 01.06.2010, 11:12
Während einer Serie von Trainingsflügen ist am Dienstag der erste Airbus A380 der Lufthansa mit mehr als einstündiger Verspätung auf dem Flughafen Leipzig/Halle gelandet. (FOTO: ANDREAS STEDTLER)
Während einer Serie von Trainingsflügen ist am Dienstag der erste Airbus A380 der Lufthansa mit mehr als einstündiger Verspätung auf dem Flughafen Leipzig/Halle gelandet. (FOTO: ANDREAS STEDTLER) CARDO

Schkeuditz/MZ. - Auch Dieter Becherer aus Leuna (Saalekreis) staunt über die neue Technik und den Komfort an Bord. "Was heute so alles möglich ist. Da fliegen 500 Tonnen einfach in der Luft", schwärmt der frühere Flugzeugingenieur. Der 72-Jährige gehört zu den zehn MZ-Lesern, die am Dienstag auf dem Flughafen Leipzig / Halle das größte Passagierflugzeug der Welt besichtigen.

Trotz der Größe sei die A380 wendig und das Flugzeug reagiere auf die Steuerung extrem schnell, schildert Raps seine Erfahrungen. Am 6. Juni wird er mit der "Frankfurt am Main" die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur WM nach Südafrika fliegen - es wird der offizielle Jungfernflug sein. Am Dienstag absolvierten Raps und weitere Piloten am Flughafen Leipzig / Halle noch einige Trainingsflüge.

Hoch wie ein Sechsgeschosser

Trotz Dauerregens waren am Morgen schon einige tausend Flugbegeisterte zum Flughafen gepilgert, um die Ankunft mitzuerleben - vor allem aber um zu fotografieren. Bei der A380 ist alles XXL: Mit einer Höhe von 24 Metern ist sie so groß wie ein sechsstöckiges Haus. Auf zwei Decks bietet das neue Flaggschiff der Airline Platz für 526 Passagiere. Fast beschaulich wirkt da schon das Cockpit. Die Frontscheiben sind nicht viel größer als bei einem Pkw. Wie bei allen Airbus-Maschinen wird mit einem sogenannten Sidestick - er erinnert an einen Joystick - gesteuert. Wolken und Regen stören die Piloten nicht. "Bis zu einer Sicht von 75 Metern kann man landen", sagt Pilot Ingo Meyerdierks. Auf 260 Kilometer pro Stunde wird der 500 Tonnen schwere Riesenvogel beschleunigt, bevor er butterweich aufsteigt. Meyerdierks zeigt aus dem Fenster: Das Flügelpaar hat eine Oberfläche von 845 Quadratmetern, deswegen hebt der Koloss ab. Die Lufthansa-Piloten üben das sogenannte Touch-And-Go. Dies heißt, gleich nach dem Landen wird wieder voll durchgestartet, nach einer Strecke von zwölf bis 15 Kilometer gewendet und der Vorgang wiederholt. "Wir sind alle schon Stunden im Simulator geflogen, doch ein Gefühl für die Maschine bekommt man nur in der Realität", sagt Flugkapitän Ulrich Hohl. Leipzig / Halle bietet mit seinen zwei Start- und Landebahnen optimale Bedingungen für die Tests. Nach Ansicht der Piloten lässt sich die A380 wegen ihrer hohen technischen Standards leichter fliegen als andere Jets. "Eine Herausforderung ist eher das Navigieren auf dem Flughafen. 80 Meter Spannweite ist man nicht gewohnt", sagt Pilot Hohl. Doch auch hier unterstützt die Technik. Denn bei der A380 denkt selbst die Bremse mit. Eine automatische Zielbremsung lässt das Flugzeug exakt dort die Landung beenden, wo es die Bahn verlassen soll.

Dies alles hat seinen Preis: 346 Millionen US-Dollar kostet das größte Passagierflugzeug der Welt laut Listenpreis. Wegen Verzögerungen bei Planung und Bau sind weltweit erst 26 der Riesenflieger im Einsatz. Dennoch rechnet sich laut Lufthansa der Kauf. Denn die A380 verbraucht nur drei Liter Treibstoff pro Passagier auf 100 Kilometer, ist damit äußerst effizient.

Aus dem Sitz wird ein Bett

Für die Gäste bietet der Riesenvogel hohen Komfort. Den will MZ-Leserin Barbara Schulze aus Dessau-Roßlau unbedingt testen. Nach kurzem Blick in die Economy-Class im unteren Deck, wo bis zu 420 Passagiere bequem auf den blauen Polstern sitzen können, steigt sie zu den anderen ins Oberdeck. Hier klicken schon die Kameras der begeisterten Besucher. Und während der 15-jährige André Weikert aus Sangerhausen in der Business-Class filmt, zeigt Uta Kötting vom Lufthansa-Management den Gästen das Highlight der Maschine: die First-Class. Hier können acht zahlungskräftige Passagiere während des Langstreckenfluges etwas Privatsphäre genießen. "Aus dem Sitz wird ein Bett, mehr als zwei Meter lang und 80 Zentimeter breit. Die Schlafstätten können durch ausfahrbare Wände getrennt werden", erklärt Uta Kötting. Da staunt auch MZ-Leser Albert Osterloh aus Halle. Wie alle schaut er zum Schluss noch ins Cockpit. Dort erzählt Chefpilot Jürgen Raps gerade, dass er und Flugkapitän Ulrich Hohl an diesem Tag 17 Mal das Touch-And-Go trainiert haben.