10. April 10. April: Uran-Anreicherung im Iran
Teheran/Wien/Moskau/dpa. - Ungeachtet internationaler Kritik hat der Iran am Dienstag im Atomstreit noch einmal nachgelegt. Der Chef der nationalen Atombehörde, Gholam-Resa Aghasadeh, kündigte am Dienstag an, die Führung in Teheran habe vor, nicht nur 3000, sondern 50 000 Zentrifugen zur Urananreicherung in der Atomanlage in Natanszu installieren. Erst am Montag hatte Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit seiner Erklärung, der Iran sei nun zur Produktion von angereichertem Uran «im industriellen Maßstab» in der Lage, international heftige Kritik ausgelöst. Einzelheiten nannte er aber nicht.
Aghasadeh sagte am Dienstag der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA, die Installation der Zentrifugen werde kontinuierlich fortgesetzt, bis alle 50 000 in Betrieb seien. «Wenn wir sagen, wir haben mit der Anreicherung im industriellen Maßstab begonnen, dann meinen wir, dass es keinen Weg zurück gibt», erläuterte er. Das würde nach Schätzungen von US-Experten zur jährlichen Produktion von über 20 Atombombenbefähigen.
Inspekteure der Wiener Atombehörde IAEO trafen unterdessen im Iranein, um erneut Atomanlagen zu kontrollieren, wie aus Kreisen derInternationalen Atomenergie-Organisation verlautete. Ali Laridschani,der Sekretär des auch für Atomfragen zuständigen iranischenSicherheitsrates, hatte am Vortag angedeutet, dass in Natans bereits3000 Gaszentrifugen für die Urananreicherung in Betrieb seien.
In Wien hieß es am Dienstag, nach gesicherten Informationen habeTeheran bisher lediglich 1000 Gaszentrifugen installiert, die insechs so genannten Kaskaden (à 164 Zentrifugen) zusammengefasstseien. Ob diese allerdings bereits in vollem Umfang angereichertesUran 235 zum Betrieb von Atomkraftwerken produzieren, sei ungewiss.
Die internationale Gemeinschaft befürchtet, dass der Iran dieUrananreicherung zum Bau von Atomwaffen missbrauchen könnte. Teheranhat dies bestritten. Dazu müsste Uran allerdings erheblich höherangereichert werden, als dies für Kernkraftwerke erforderlich ist.
Russland habe bislang keine Bestätigung für den Beginn einerUrananreicherung im industriellen Maßstab im Iran, sagteAußenminister Sergej Lawrow in Moskau. «Wir versuchen, die Situationzu klären, darunter in Kontakten mit Fachleuten der InternationalenAtomenergie-Organisation im Iran», fügte Lawrow hinzu.
Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft reagierte am Dienstag mit«großer Sorge» auf die Ankündigung Ahmadinedschads, der Iran habe dieFähigkeit zur industriellen Produktion von nuklearem Brennstoff zumBetrieb von Atomkraftwerken erlangt. Die USA sprachen von «einemneuen Zeichen der Missachtung der internationalen Gemeinschaft». UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte den Iran auf, den UN-Resolutionen des Weltsicherheitsrats vom März und Dezember vollnachzukommen.
Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki schloss am Dienstagjegliche Verhandlungen über sein umstrittenes Atomprogramm aus,solange der Westen als Vorbedingung dafür weiter die Aussetzung derUrananreicherung verlange. Sein Land sei zu Gesprächen ohne einesolche Vorbedingung bereit, die «andere Seite sollte jedoch etwasNeues vorlegen», sagte er in Teheran weiter.