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Corona-Auswirkung in Kropstädt Corona-Auswirkung in Kropstädt: Sorgenvolle Zeit für Zirkusleute

Von Carla Hanus 22.04.2020, 08:57
Ilse Renz, hier mit dem Alpaka, ist die Inhaberin von „Circus Renz“. Sie plagen große Sorgen um das Familienunternehmen.
Ilse Renz, hier mit dem Alpaka, ist die Inhaberin von „Circus Renz“. Sie plagen große Sorgen um das Familienunternehmen. Thomas Klitzsch

Abtsdorf/Kropstädt - Stefan Renz geht an diesem sonnigen Tag von Grundstück zu Grundstück, von Tür zu Tür. Er bittet die Abtsdorfer um Spenden für sein Zuhause, den „Circus Renz“. Leicht fällt das dem Mann nicht. Viel lieber würde er die Abtsdorfer nach Kropstädt zu einer bunten Vorstellung einladen. Doch die Auftritte der Artisten und tierische Darbietungen sind auf unbestimmte Zeit verboten.

Seit einem Monat hat der Zirkus in Kropstädt seine Wagen aufgestellt, weiden dort mit weiteren Tieren die Kamele, wartet die sechsköpfige Familie, dass auch für sie eine Corona-Entwarnung gilt.

Kein großes Unternehmen

Vor dem 4. Mai indes werden sie eine solche nicht erhalten. Erst Ende der kommenden Woche wollen Bund und Länder wieder beraten, ob es weitere Lockerungen geben kann. Das lässt Stefan Renz ein wenig hoffen, aber dennoch überwiegt die Skepsis. Was nicht daran liegt, dass bis zum 31. August alle Großveranstaltungen definitiv abgesagt sind.

Die Zirkusleute sind froh, wenn mal um die 50 Leute gleichzeitig ins Zelt kommen, wie auch die Inhaberin des Unternehmens, die 62-jährige Ilse Renz, betont. Abstandsregeln könnten demzufolge eingehalten werden. Aber ob mögliche Erleichterungen beim Kontaktverbot dann für solch einen kleinen Zirkus zutreffen, das müsse vermutlich erst geklärt werden.

„Dazu ist es ja oft von Bundesland zu Bundesland verschieden“, sagt der 41-Jährige. Nach Kropstädt hätten sie eigentlich Sachsen-Anhalt verlassen, ins Brandenburgische, nach Blönsdorf, Oehna und Quellendorf bei Jüterbog weiterziehen wollen. Ob es dabei bleiben würde? Stefan Renz zuckt mit den Schultern, blickt resigniert. „Wir wissen nichts.“

Diese Situation sei einmalig, sagt er. Selbst in Hochwasserzeiten habe es immer einen Ausweg gegeben. Aber diesmal kennen weder seine Eltern Ilse und Stefan Renz senior noch er und seine Frau die Richtung oder den Zeitplan. Dabei ist Kropstädt erst der zweite Stopp nach Straach, wo die Zirkus-Saison nach der Winterpause begonnen hat.

Mit zwei Kamelen, vier Pferden, einem Alpaka, zwei Ziegen, zwei Hunden und fünf Enten harren sie nun in Wohnwagen am Kropstädter Bürgerhaus aus, wo sie noch nicht einmal ihr Programm zeigen durften. Dabei wäre jetzt echte Zirkuszeit, würden Besucher eigentlich gern kommen, würden sie mindestens zwei Vorstellungen in der Woche geben.

Natürlich könne er jetzt auch einiges reparieren oder streichen, damit die Zeit neben den Proben genutzt wird, räumt Stefan Renz ein. Aber selbst dafür müsse er Material kaufen.

Spenden erwünscht

Deshalb hat er sich entschieden, persönlich um Geldspenden zu bitten. Denn die Kosten wie Fahrzeug- und Tierversicherungen laufen weiter, die Tiere brauchen Futter und auch die Familie, zu der noch zwei Kinder gehören, muss sich versorgen. Da ist Stefan Renz froh, wenn er auf seiner Sammeltour auf aufgeschlossene Menschen trifft.

„Wir haben zum Glück auch schon Heu, Möhren und Kraftfutter bekommen“, sagt er. „Dafür sind wir dankbar.“ Wer auch damit das kleine Familienunternehmen unterstützen wolle, könne sich gern melden, fügt er hinzu. Sie seien es gewöhnt von der Hand in den Mund zu leben, meint seine Mutter. „Aber jetzt haben wir nicht mal die. Wir freuen uns über jede Spende.“

››Circus Renz: Kontakt über Ilse Renz Telefon 0151/40077715 oder 0176/221624710. (mz)