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AfD wählt Striegel AfD wählt Striegel: Paukenschlag im Merseburger Stadtrat

Von Robert Briest 04.07.2019, 17:31
Roland Striegel
Roland Striegel Peter Wölk

Merseburg - Roland Striegel heißt der neue Vorsitzende des Merseburger Stadtrats. Der Vater des Grünen-Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel setzte sich am Donnerstag am Ende klar gegen seine Mitbewerber Susanna Weber von der CDU und Michael Finger von der Linken durch. Der parteilose Kandidat, der auf der Liste der Grünen in den Rat der Kreisstadt eingezogen war, erhielt im zweiten, entscheidenden Wahlgang 20 von 38 Stimmen und damit deutlich mehr, als die eigene Fraktion Sitze hat.

Die Grünen/SPD bringen es wie CDU und AfD auf neun Mitglieder. Sollten die anderen beiden Großfraktionen nicht im großen Stil gegen ihre eigenen Kandidaten gestimmt haben, dürfte Striegel  in der geheimen Wahl zahlreiche Stimmen von der AfD erhalten haben. Eine Überraschung, ist doch sein seit Jahren antifaschistisch aktiver Sohn ein rotes Tuch in rechten Kreisen.  Das Wahlverhalten der AfD dürfte jedoch eine Retourkutsche an die CDU gewesen sein, weil diese am AfD-Kandidat Daniel Schneider  wohl entgegen von Absprachen – nicht bei der Wahl zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden im Kreistag unterstützt hatte.

An Striegels Seite auf dem Stadtratspodium nimmt künftig Jutta Walther Platz. Die Linkenpolitikerin setzte sich in der zweiten Runde klar gegen AfD-Mann Rüdiger Abitzsch durch, nach dem Susanna Weber ihre Bewerbung zurückgezogen hatte, als sich abzeichnete, dass sie erneut unterliegen wird. Immerhin konnte sich die CDU-Stadträtin beim Kampf um den zweiten Stellvertreterposten deutlich durchsetzen. Die AfD, die am Ende trotz ihres Wahlerfolgs im Mai, ohne Platz im Führungstrio des Kreistags blieb, hatte hierfür erneut Abitzsch ins Rennen geschickt.

Striegel, der vor kurzem seinen 65. Geburtstag feierte, zählt in einem zur Hälfte neu besetzten Stadtrat zu den Erfahrenen, sitzt schon seit vielen Jahren in der Kommunalvertretung. Er ist eher ein ruhiger Charakter. Durch verbale Ausfälle oder Polemik ist er im Rat bisher nicht aufgefallen, eher durch sehr bedachte Redebeiträge.

Dies stellte der neue Ratschef auch mit seinen ersten Worten im neuen Amt unter Beweis: „Ich bin für dieses Amt nicht zwingend geboren, aber möchte mich der Verantwortung stellen.“  Striegel ließ zwei Wünsche folgen. Der eine, dass man in Zeiten teilweise überharter Debatten im Merseburger Stadtrat den richtigen Ton finden möge. Der andere: „Ich hoffe, dass wir hier viel zu lachen haben, auch wenn die Kassen leer sind.“ (mz)