Vor der Kommunalwahl in Bitterfeld-Wolfen Pläne der grünen Kandidaten - Was streben sie im Stadtrat an?
Beim sechsten MZ-Speed-Dating vor der Bitterfeld-Wolfener Stadtratswahl ist Bündnis 90/Die Grünen zu Gast. Es geht um geschlossene Saunen, Radwege und Chancen kleiner Ortschaften.

Bitterfeld/MZ. - Bei den Speed-Datings der MZ können Bürger mit Kandidaten jener Parteien und Wählergruppen, die am 9. Juni ins Rennen um einen Sitz im Bitterfeld-Wolfener Stadtrat gehen, direkt ins Gespräch kommen. Jetzt stand Bündnis 90/Die Grünen Rede und Antwort. Den Fragen der Leser und der MZ-Redaktion stellten sich Steffi Hauck (41, Betriebswirtin und Sozialarbeiterin), Markus Rönnike (42, Diplomverwaltungswirt) und Christian Hennicke (43, Historiker und Informatiker).
Streitfall Bitterfelder Sauna
Helmut Liedke ärgert sich, „dass wir Bitterfelder unsere Schwimmhalle nur teilweise benutzen dürfen“. Denn die Stadt habe die Sauna geschlossen – trotz guter Nutzung. Hennicke verweist darauf, dass die Stadt das Profil beider Bäder schärfen wolle. Angeblich sei die Sauna nicht ausgelastet. Doch habe er die Sauna-Kritik mehrfach gehört. Deshalb solle man das im Zuge der Änderung des Betreibers prüfen. Hauck ergänzt, dass beide Bäder kommunal bleiben müssen.
Die mangelhafte Umsetzung des Radwegekonzepts moniert erneut Erhardt Böttcher. Die Grünen, so Hennicke, hätten dessen schrittweise Umsetzung im Stadtrat oft angemahnt. „Doch es gab keine Mehrheiten.“ Man sei auch stets unter dem beschlossenen Pro-Kopf-Betrag für Radwege geblieben. Für die Grünen sei das eines der Kernthemen. Geld sei da. „Aber es wird für andere Dinge ausgegeben. Das müssen wir ändern.“ Laut Hauck vor allem, um Ortsteile zu verbinden und Radwege zu verbreitern.
Werden kleinere Ortsteile benachteiligt?
Eine andere Frage ist die nach den kleineren Ortsteilen. Wie verhindert man, dass diese benachteiligt werden? Rönnike sieht die Konzentration auf die großen Ortsteile zwar als sinnvoll an. Aber es müsse auch in den anderen etwas gemacht werden. „Und das passiert schon: So entwickeln sich in Holzweißig und Greppin Wohngebiete, die Zuzug generieren.“ Auch Dorfteiche würden saniert. Die Vorhaben aus den Dorfentwicklungsplänen müssten aber auch umgesetzt werden. „Auch bei der Nahversorgung gibt es Nachholebedarf.“ Elektronische Tante-Emma-Läden wären vielleicht eine Alternative. „Und die Anbindung an den Nahverkehr muss verbessert werden.“ Hennicke fordert, dass die Verwaltung im Haushalt Summen für Straßen, Fuß- und Radwege festschreibt. „Und dabei müssen wir intensiver nach Fördertöpfen schauen.“
Einig sind sich die Kandidaten, dass die Stadt mehr junge Familien braucht: „Meist scheitert es am passenden Wohnraum“, meint Rönnicke. Man müsse bekannt machen, welche Vielfalt Bitterfeld-Wolfen biete und wie gut es verkehrsmäßig angeboten ist. Barrierefreie Innenstadt und mehr Aufenthaltsflächen sind weitere Stichworte, die genannt werden.
Brache am Plan ist Chance
Doch wie können die beiden Stadtzentren belebt werden? „Leere Läden könnte man zusammenlegen, um größere Flächen zu schaffen“, findet Hauck. Die Wochenmärkte sollten länger geöffnet sein. Rönnicke verweist auf den unterschiedlichen Charakter beiden Zentren. Wolfen-Nord floriere, dagegen müsse man die Leipziger Straße entwickeln. In Bitterfeld habe einst der Stadtrat die Entwicklung, beispielsweise der Brache Am Plan, selber verbaut. Diese als Verbindung zwischen Goitzsche und Innenstadt zu gestalten, sei entscheidend – samt Einzelhandel. Am Beschluss zum Rücktritt vom Goitzsche-Verkauf halten die Grünen fest. „Das Lausitzer Seenland zeigt, dass solche Seen von Gemeinden gestaltet werden können“, so Hennicke. „Wir sehen ja, was der Investor in zehn Jahren alles nicht geschafft hat. Da sollten wir jeden Ausweg nutzen.“