Kommunalwahl in der Stadt Südliches Anhalt Fragen zu Schulen, Wohnungen und Energie: Wie antworten die Kandidaten für den Stadtrat?
Wohnungen verkaufen oder sanieren? Wie geht es weiter mit maroden Kindergärten? Wie stehen sie zu Nahwärmenetzen? Die MZ hat den Erstplatzierten der Wahlvorschläge für den Stadtrat Südliches Anhalt jeweils drei Fragen gestellt. Hier sind ihre Antworten.

Südliches Anhalt/MZ - Nur noch wenige Tage, dann ist Wahltag. Am 9. Juni wird auch der Stadtrat Südliches Anhalt neu gewählt. Wo stehen die Kandidaten und Kandidatinnen bei wichtigen lokalen Themen? Die MZ hat den Erstplatzierten der Wahlvorschläge für den Stadtrat drei Fragen gestellt. Hier sind deren Antworten im Namen ihrer Parteien und Wählervereinigungen.
1 - Welche Pläne haben Sie für die Kindertagesstätten und Grundschulen der Stadt Südliches Anhalt?
Anne-Katrin Wittig, CDU: Der CDU-Stadtverband legt großen Wert auf die Bildung und Betreuung junger Menschen. Kindertagesstätten und Grundschulen sind für uns zentrale Säulen des Gemeinwesens. Es ist uns wichtig, dass alle Kinder, unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund, Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung und Betreuung haben. Die dafür notwendige Infrastruktur wollen wir kontinuierlich verbessern. Mit flexiblen Betreuungszeiten und einem breitgefächerten Bildungsangebot will der Stadtverband auch in Zukunft den Bedürfnissen der Familien gerecht werden.
Bodo Pfalzgraf, AfD: Alle Standorte müssen erhalten werden! Programme zur Sanierung im ländlichen Raum sind zu nutzen, damit die Lebensqualität vor Ort erhalten bleibt. Nur so können unsere Dörfer davon profitieren, dass wieder mehr Menschen auf dem Land wohnen wollen. Insbesondere die Standorte der Grundschulen müssen erhalten werden, denn längere Fahrzeiten sind untragbar. Das geht durch Öffnung der Einzugsbereiche.
Matthias Schütz, Die Linke: Kinderlachen ist für uns Zukunftsmusik. Daher werden wir uns auch zukünftig für wohnortnahe Kitas und Grundschulen einsetzen. Neben dem Standort der Einrichtungen muss auch die Qualität bei der Betreuung oberste Priorität haben. Die Linke will gut ausgestattete Kindertagesstätten an allen zehn Standorten sowie Grundschulen, in denen das Lernen auch Spaß macht.
Karl-Heinz Ecke, SPD: Alle Kindergärten und Grundschulen im Stadtgebiet sollten erhalten bleiben. Der Kindergarten in Gröbzig sollte saniert oder neu gebaut werden. Das hatten wir im Bauausschuss schon vor vielen Jahren festgelegt.
Dirk Honsa, Freie Wählergemeinschaft Anhalt: Die Kitas Glauzig und Gröbzig befinden sich in einem schlechten Bauzustand. Hier gibt es akuten Nachholbedarf und es ist eine grundlegende Entscheidung erforderlich. Die unterschiedlichen Bauzustände der fünf Grundschulen müssen angeglichen und verbessert werden. Die geplante Sanierung der Grundschule Görzig muss endlich umgesetzt werden. Das Schulzentrum Gröbzig muss besser von der Stadt wahrgenommen werden.
Carsten Bartz, Ortsbürgermeister und Interessenvertreter: Alle Einrichtungen in der Trägerschaft der Stadt Südliches Anhalt verfügen in den nächsten Jahren über eine ausreichende Anzahl an Kindern. Jeder Platz wird benötigt und nach Bedarf ausgebaut und saniert. In den letzten Jahren sind eine Vielzahl an Grundschulen und Kitas ertüchtigt worden und unser Ziel ist, alle entsprechend den Vorschriften und Vorgaben mit Fördermitteln herzurichten und auszubauen.
Nadja Woycechowski, Pro Edderitz: Kinder sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und unsere Zukunft. Für sie sollte die Möglichkeit bestehen, persönliche und soziale Entwicklungen und die Vermittlung von Wissen nahe am Wohnort zu erhalten. Aus diesem Grund werde ich mich persönlich dafür einsetzen, dass alle Kindertagesstätten und Grundschulen im gesamten Stadtgebiet erhalten werden.
2 - Wie soll es weitergehen mit dem stadteigenen Bestand an Mietwohnungen?
Anne-Katrin Wittig, CDU: Die Zukunft des städtischen Mietwohnungsbestandes ist ein komplexes Thema, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Grundsätzlich wird eine Anpassung des Wohnungsbestandes erforderlich sein. Im Hinblick auf die Altersstruktur kann dies zu einer Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen führen, was Investitionen in altersgerechte Umbauten erforderlich macht. Insofern ist es wichtig, auf diese Situation Einfluss zu nehmen und innovative Lösungen zu entwickeln, um den Bedürfnissen unserer Bürger gerecht zu werden.
Bodo Pfalzgraf, AfD: Städtische Mietwohnungen müssen erhalten werden! Die Stadt hat hierüber ein Instrument, um eigenständig auf den Bedarf an Wohnraum zum Beispiel für Familien zu reagieren. Die Kommune kann so auch direkt Arbeitern der ansässigen Industrie Wohnraum bieten. Voraussetzung ist jedoch die Sanierung durch einheimische Handwerksbetriebe. Außerdem sollte die Vermarktung der Einheiten dringend verbessert werden.
Matthias Schütz, Die Linke: Das Thema des Wohnbestandes muss endlich angepackt werden. Wir brauchen eine Beurteilung bzw. Einstufung der Mietwohnungen in den einzelnen Ortschaften, um gezielt und langfristig Investitionen tätigen zu können. Wir finden, dass die Kommune zeitgemäßen Wohnraum anbieten muss, wenn ein Bedarf bei Mieterinnen und Mietern besteht. Ein moderner kommunaler Wohnbestand ist unser Weg in die Zukunft.
Karl-Heinz Ecke, SPD: Die Mietwohnungen in den beiden Städten und Ortsteilen mit Infrastruktur sind unbedingt zu erhalten. Mietwohnungen und Häuser in Ortsteilen ohne Anschluss an den öffentlichen Personennahverkehr sollten preisgünstig verkauft werden.
Dirk Honsa, Freie Wählergemeinschaft Anhalt: Zur Beurteilung des stadteigenen Wohnungsbestandes benötigen wir eine aktuelle Übersicht über die Vermietung bzw. die Vermietbarkeit und den Investitionsbedarf der Objekte. Von unwirtschaftlichen leerstehenden Mietobjekten sollte sich die Stadt trennen. Der soziale Wohnungsbestand sollte altersgerecht saniert und vermarktet bzw. beworben werden.
Carsten Bartz, Ortsbürgermeister und Interessenvertreter: Eine Übersicht zu den Wohnungen ist bereits erstellt und muss noch weiter vervollständigt werden. Diese ist auszuwerten entsprechend dem Gebäudeenergiegesetz nach gut, erhaltenswert, sanierungsfähig oder veräußerungsfähig. Aus den Verkaufserlösen und Fördermitteln sind zuerst die Wohnungen und anschließend die Gebäude herzurichten. Die Stadt wird in jedem Fall auch weiterhin eigene Wohnungen vermieten.
Nadja Woycechowski, Pro Edderitz: In Edderitz wurde zum Beispiel der stadteigene Bestand an Mietwohnungen an einen Bauunternehmer verkauft, der diesen saniert. Wenn eine Sanierung der stadteigenen Wohnungen finanziell nicht möglich ist, wäre dies eine Option, um benötigten Wohnraum zu schaffen.
3 - Wie stehen Sie zum „Projekt Fuhne“, bei dem Nahwärmenetze gebaut werden sollen, gespeist aus Windenergie und Photovoltaik?
Anne-Katrin Wittig, CDU: Das „Fuhne-Projekt“ ist ein ehrgeiziges Vorhaben in Sachsen-Anhalt, um ein integriertes Energiesystem weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien zu schaffen. Der CDU-Stadtverband unterstützt dieses Projekt. Wir sehen in dem Projekt eine zukunftssichere Lösung für die Energieversorgung der Region und einen Weg zur Stärkung der lokalen Wirtschaft und Demokratie.
Bodo Pfalzgraf, AfD: Grundsätzlich sind erneuerbare Energien eine gute Sache. Photovoltaik auf hunderten Hektar wertvollen Ackerflächen lehnen wir ab! Die Kommune und private Eigentümer verfügen über große Dachflächen, die es zu nutzen gilt, statt unsere Dörfer mit Photovoltaikanlagen zu umzingeln, die in den Wintermonaten nicht ausreichend Energie erzeugen. Einen Anschlusszwang oder ein Verbot bestimmter Heizungen lehnen wir ab!
Matthias Schütz, Die Linke: Wir stehen für eine Energiewende, von der alle etwas haben und die Bürgerinnen und Bürger die Gewinner sind. Dem geplanten Wärmenetz in den Ortschaften stehen wir positiv gegenüber. Wichtig ist hierbei, dass eine transparente Vorgehensweise sowie Beteiligungsmöglichkeiten bestehen. Wir möchten, dass die Kommune auch Mitsprache beim Wärmenetz erlangt, um für Preisstabilität einzutreten.
Karl-Heinz Ecke, SPD: Die Erzeugung von Elektroenergie mit Windrädern befürworte ich, Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Nutzflächen lehne ich ab. Die Umwandlung von E-Energie in zentrale Wärmespeicher und lange unterirdische Leitungen zu den einzelnen Häusern ist meiner Meinung unzweckmäßig. Jeder sollte preiswerten Strom selbst in Wärme umwandeln können. Das Netz ist vorhanden und kann ohne Probleme technisch genutzt werden.
Dirk Honsa, Freie Wählergemeinschaft Anhalt: Das „Projekt Fuhne“ ist für die Stadt zu groß und zu schnell. Für das Megaprojekt von 500 Millionen Euro hat die Stadt nicht das erforderliche Personal und die nötigen Eigenmittel. Die Verteilung der Windmühlen ist unausgewogen. Die Bürger der betroffenen Ortschaften müssen über die Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Die Bürgerinitiative muss angehört und eingebunden werden. Photovoltaikanlagen auf gutem Acker sind der falsche Ansatz.
Carsten Bartz, Ortsbürgermeister und Interessenvertreter: Das ist unser Beitrag zur Energiewende. Mit den Wärmekonzepten wollen wir die Bewohner am Gewinn durch eine preisstabile Wärmeversorgung beteiligen. Günstige Energie für Bewohner, ansässige Firmen und Neuansiedlungen steigert die Attraktivität des Standortes. Gleichzeitig wollen wir mit der städtischen Initiative verhindern, dass im Südlichen Anhalt ungebremst neue Windräder errichtet werden.
Nadja Woycechowski, Pro Edderitz: Da unsere Wählergemeinschaft zum ersten Mal für die Stadtratswahl kandidiert, sind wir in diesem Themengebiet noch nicht so tief involviert. Wir würden uns gern erst einen Überblick verschaffen, bevor wir dazu eine Aussage treffen.
Alle Kandidaten und Kandidatinnen versammelt
Für einen Sitz im Stadtrat der Stadt Südliches Anhalt gibt es dieses Mal 67 Bewerber und Bewerberinnen. Nach der Bekanntmachung des Wahlausschusses sind das:
CDU: Anne-Katrin Wittig (Gröbzig), Frank Klimmer (Görzig), Frank Böhme (Prosigk), Heike Kistner (Edderitz), Sebastian Hauenstein (Edderitz), Peggy Leske (Weißandt-Gölzau), Andreas Tausch (Weißandt-Gölzau), Bernhard Reichel (Gröbzig), Laura Leske (Weißandt-Gölzau), Harald Peschke (Ziebigk), Frank Junkert (Gröbzig), Wolf-Dietrich Seiffert (Maasdorf), Michael Steube (Prosigk), Hartmut Burghause (Breesen), Norman Tarnow (Lausigk), Olaf Feuerborn (Cosa)
AfD: Bodo Pfalzgraf (Weißandt-Gölzau), Isabel Burnus (Hinsdorf), Jana Bauer (Hinsdorf), Hendrik Born (Maasdorf), Christine Mischkewitz (Radegast), Torsten Greß (Reinsdorf), Stefan Röder (Weißandt-Gölzau)
Die Linke: Matthias Schütz (Libehna), Roswitha Scharfen (Gröbzig), Dorita Schöppe (Weißandt-Gölzau), Burkhard Bresch (Weißandt-Gölzau), Katrin Reiß (Edderitz), Andreas Pulst (Edderitz), Volker Günther (Gröbzig), Peter Grawe (Gröbzig), Daniel Richter (Weißandt-Gölzau), Christoph Lindner (Gnetsch)
SPD: Karl-Heinz Ecke (Gröbzig)
Freie Wählergemeinschaft Anhalt: Dirk Honsa (Gröbzig), Raik Honsa (Gröbzig), Ulrich Feldmann (Gröbzig), Swen Meyer (Görzig), Waldemar Stary (Piethen), Hubert Schüppel (Wörbzig), Mario Bölzig (Cattau), Mathias Zemski (Rohndorf), Olaf Hilbig (Trebbichau an der Fuhne), Christian Dreßler (Gröbzig), Marcel Freist (Gröbzig), André Kowalzik (Görzig), Matthias Defée (Görzig), Hans-Joachim Fritz Woit (Görzig), Anke Viehl (Görzig), Daniela Körner (Görzig), Luisa Zabel (Görzig), Swen Hildebrandt (Station Weißandt-Gölzau), Torsten Rabe (Gröbzig), Lutz Kündiger (Gröbzig)
Ortsbürgermeister und Interessenvertreter: Carsten Bartz (Trebbichau an der Fuhne), Thorsten Breitschuh (Werdershausen), Annelie Fiedler (Edderitz), Hans-Ulrich Fuchs (Edderitz), Michael Graf (Radegast), Jörn Torsten Mozdzanowski (Radegast), Ralf Moritz (Fraßdorf), Rudolf Schöbe (Radegast), Eicke Zschoche (Repau), Hans-Rainer Homann (Hinsdorf)
Pro Edderitz: Nadja Woycechowski (Edderitz), Maik Thürmer (Edderitz)
Einzelbewerber: Christian Hauenstein (Edderitz)