Vor der Kommunalwahl in Bitterfeld-Wolfen Fragen an die SPD-Kandidaten - Treffen mit Bürgern
In elf Speed-Datings der MZ können Bürger Bewerbern der Parteien und Wählervereinigungen für den Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen auf den Zahn fühlen. In Runde vier war die SPD zu Gast.

Bitterfeld/MZ. - Beim vierten Speed-Dating zur Kommunalwahl stehen die SPD-Kandidaten Torsten Weiser (37, Steuerfachwirt), Diana Bäse (40, Diplomsoziologin) und Anne Makowsky (38, Mediaberaterin) bei der MZ den Bürgern Rede und Antwort. Alle drei wollen in den Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen einziehen. Ihre Partei stellt derzeit den Bundeskanzler. Hat die SPD damit bei der Wahl einen Kanzler-Bonus oder eher eine Kanzler-Last?
Radwege sind Dauerbrenner
„Wir hoffen auf den Kanzler-Bonus“, sagt Bäse. „Aber angesichts dessen, was vor allem in sozialen Medien über die Ampel geschrieben wird, befürchte ich, dass es eher eine Kanzler-Last wird.“ Die Leute würden zu wenig zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik unterscheiden.
Was setzen sie dem entgegen? „Gesprächsangebote und unser auf die Stadt zugeschnittenes Kommunalwahlprogramm“, sagt Weiser. In diesem hat Erhard Böttcher aus Holzweißig geblättert. „Sie wollen Rad- und Fußwege ertüchtigen. Aber der Verbindungsradweg von Holzweißig nach Bitterfeld ist eine Katastrophe. Was wollen Sie dagegen tun?“, fragt er. Weiser meint, dass man wegen der Haushaltslage Prioritäten setzen muss. „In Holzweißig ist der kombinierte Rad-Fußweg immerhin vorhanden und wird genutzt.“ Auf dem Bitterfelder Innenstadtring sei der Zustand viel schlimmer. Auch die lückenlose Durchfahrt von Bitterfeld nach Wolfen und zu anderen Ortsteilen sei nicht gegeben, ergänzt Bäse. „In Greppin ist kaum ein Fuß- und Radweg in Ordnung. Das hat derzeit eine höhere Priorität.“
Böttcher kritisiert auch den Abriss der kleinen Brücke, die die kürzeste Verbindung von Holzweißig zur Brehnaer Straße gewesen sei. Weiser verweist auf das dort und im Tunnel fehlende Licht. Die neue Strecke sei sicherer. Deshalb sei das in Holzweißig kein Thema.
Unsicherheitsgefühl auf dem Marktplatz
Leserin Sabine Merkel schildert zunehmende Unsicherheitsgefühle beim Gang über den Bitterfelder Markt wegen aggressiven Verhaltens von Jugendlichen. „Ich fühlte mich nachmittags bedroht.“ Zuständig ist laut Weiser das Ordnungsamt. Das müsse aufgestockt werden, um präsenter sein zu können. Das Problem mit manchen Jugendlichen sei dem Streetworker bekannt. „Aber der hat derzeit nur eine halbe Stelle. Das muss man ändern“, meint Weiser.
Positiv sieht Bäse die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. „Der Chemiepark hat eine gute Entwicklung genommen.“ Dennoch sei der Fachkräftemangel ein Problem. Der Stadtrat könne da zumindest für gute Rahmenbedingungen sorgen: „Wohnraum und Infrastruktur müssen stimmen“, meint Weiser. „Freizeitangebote, Kitas, sanierte Schulen.“ Aber das gehe einschließlich der Erschließung neuer Wohnbaugebiete nur peu à peu wegen der Haushaltslage. Makowsky pocht zudem auf den Ausbau der Digitalisierung. „Da sind andere Städte weiter.“ Doch stellt Bäse klar, dass der Fachkräftemangel ohne Zuwanderung nicht in den Griff zu bekommen ist. „Also brauchen wir auch eine Willkommenskultur.“
Partnerschaft für Großhalle?
Gehört zu den Rahmenbedingungen auch eine große Sport- und Mehrzweckhalle? „Auf jeden Fall“, sagt Makowsky. Es könne ja nicht sein, dass große hiesige Firmen vor Ort keinen Kongress veranstalten können. Auch der 1. VC BiWo als Erstbundesligist hat laut Weiser keine adäquaten Möglichkeit zum Spielen. Betrieben werden sollte die Halle im besten Fall über einen privaten Investor. Die Stadt könne es sich bis mindestens 2027 nicht leisten. Weiser bringt aber auch eine Partnerschaft zwischen Stadt und Chemiepark ins Spiel.