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Bundestagswahl 2025 Exot bei den Grünen: Welche Schwerpunkte der frühere Soldat Marco Beckmann setzt

Bundestagskandidaten im Porträt: Als früherer Soldat ist Marco Beckmann Exot bei den Grünen. Er fordert, seine Partei müsse sich mehr bei Verteidigung, Sicherheit und Migration einbringen.

Von Robert Briest 07.02.2025, 13:00
Seine Partei dürfe sich bei Themen wie Sicherheit, Verteidigung und Migration nicht wegducken, findet Marco Beckmann.
Seine Partei dürfe sich bei Themen wie Sicherheit, Verteidigung und Migration nicht wegducken, findet Marco Beckmann. (Foto: Robert Briest)

Mücheln/MZ. - Marco Beckmann weiß, dass ihn manche in seiner Partei kritisch beäugen. Ein Soldat bei den Grünen, damit sei man Exot, sagt der 36-Jährige. 15 Jahre hat er bei der Bundeswehr verbracht, zuletzt beim Militärischen Abschirmdienst (MAD). Nach seinem Studium der Verwaltungswissenschaften will er zum Verfassungsschutz des Militärs zurückkehren.

Marco Beckmann bei den Grünen aktiv

„Die Grünen sind sehr gut bei Themen wie Umweltschutz oder im Sozialen, aber wir dürfen uns auch bei Themen wie Sicherheit, Verteidigung oder Migration nicht wegducken“, sagt der Kandidat und fordert seine Partei müsse hier aktiver werden.

2022 hat er bei den Grünen seine politische Heimat gefunden: „Sie sind für mich die urdemokratischste Partei. Sie haben das breiteste Spektrum von grün-konservativ bis weit links.“ Beckmann selbst verortet sich in der Mitte.

Der Auslöser für seinen Eintritt sei der Umgang der Regierungspartei mit dem Ukrainekrieg gewesen. „Der resolute Umgang der Grünen mit dem russischen Einmarsch hat mir gezeigt, wie realpolitisch sie aufgestellt sind.“

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Vielschichtige Probleme im Wahlkreis 73

Auch Beckmann selbst ist Realist. Er ist sich bewusst, dass seine Chancen auf ein Bundestagsmandat äußert gering sind: „Auf Listenplatz sechs gewinne ich keinen Blumentopf und nicht als Direktkandidat.“

Und dennoch hat er sich als Nordharzer bereit erklärt, im fremden Wahlkreis anzutreten, der vom Südharz bis zur Elbe reicht. Der Parteivorstand habe ihn gefragt, weil es hier noch keinen Kandidaten gab. Beckmann sagte zu, als Dienst für die Partei: „Es ist wichtig, Gesicht zu zeigen.“

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Seit der Nominierung hat der 36-Jährige nach eigenen Worten viel telefoniert mit seinen Parteifreunden aus den drei Kreisen des Wahlkreis 73. Er wollte die Themen vor Ort kennenlernen. Dann folgten die Besuche in der Fläche.

Die ist riesig. Die Probleme heterogen. Der Grünen-Kandidat kommt zu dem Schluss: Das eine Thema, das den Wahlkreis 73 verbindet, gibt es nicht. Der Gipsabbau, der den Südharz beschäftigt, interessiere in Köthen nicht.

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Mehr Geld für die Bundeswehr

Beckmann setzt daher auf seine eigenen, für die Grünen eher untypischen sicherheitspolitischen Schwerpunkte. Er ist für eine dauerhafte Aufstockung des Wehretats auf zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes.

Das Geld müsse sinnvoll eingesetzt werden, damit die Bundeswehr die Technik habe, die sie benötigt. Er sagt, von dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen, das nach Beginn des Ukrainekrieges für die Verteidigung beschlossen wurde, seien 60 Prozent eingesetzt worden, um die Munitionsbestände aufzufüllen.

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Der langjährige Soldat ist dafür, weiterhin in Größenordnungen Munition und auch Abwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Das ist aus seiner Sicht der Weg, um den Krieg dort zu beenden und „einen souveränen Staat dabei zu unterstützen, nicht zu verlieren.“ Zugleich würden Abwehrsysteme gegen den Terror gegen die Zivilbevölkerung helfen.

Syrer lieber integrieren als abzuschieben

Kritik übt Beckmann an Politikern, die Syrien gleich nach dem Sturz von Assad zum sicheren Land erklären wollten. Nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges sei das grotesk. Statt zu diskutieren, wie man Syrer loswerde, solle man lieber konsequent schauen, wie man sie integrieren könne. Das aktuelle Asylrecht hält der 36-Jährige für gut: „Es hilft nicht, die Zahlen künstlich runterzudrehen, in dem wir unsere Kriterien verschärfen.“

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Im Herbst, erzählt Beckmann, habe er die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt besucht. Der Leiter der Zast habe ihm berichtet, dass die Zahl der Belästigungen und Gewalttaten durch Bewohner sich auf null belaufe. „Dem gegenüber steht das Narrativ im Raum Halberstadt, welche Gefahren von der Zast ausgehen. Die Gefahr wird von Konservativen und Rechten herbeigeredet.“

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Zur Person Marco Beckmann

Marco Beckmann ist zwar in Blankenburg geboren, aber seit Tag eins habe er in Wernigerode gelebt – mittlerweile 36 Jahre. Er ist verheirat und hat zwei Kinder.

Unter Beruf kann Beckmann aktuell Student angeben. An der Hochschule Harz absolviert er ein Studium der Verwaltungswissenschaften. Das ist gedacht als Intermezzo in seiner Berufsbiografie, um sich für den höheren Dienst bei seinem bisherigen Arbeitgeber zu qualifizieren: dem Militärischen Abschirmdienst.

Zum Militär ging Beckmann nach eigenen Worten direkt nach dem Abitur, konkret zur Marine. Zunächst diente er bei den Marinefliegern, dann wechselte er zur Seefahrt und schließlich zum MAD.

Mitglied bei den Grünen ist Beckmann seit 2022. Politische Ämter hatte er bisher nicht inne.