Zum Tode von Prof. Heinz Bethge Zum Tode von Prof. Heinz Bethge: Ein Wanderer auf schmalem Grat
Halle/MZ. - Trauer um einen großen Wissenschaftler der Stadt Halle. Professor Heinz Bethge, ehemaliger Präsident der Leopoldina, ist am 9. Mai im Alter von 81 Jahren gestorben. Er erlag im Diakonie-Krankenhaus einem längerem Leiden, sagte Leopoldina-Präsident und Nachfolger Bethges, Professor Benno Parthier.
Er bedauerte den Verlust des Physikers sehr, sei es doch dem Verstorbenen zu verdanken, dass die Leopoldina, die weltweit älteste Gelehrtenvereinigung der Naturwissenschaften, auch zu DDR-Zeiten ihre Unabhängigkeit behalten habe und trotz ideologischen Drucks eine Begegnungsstätte für Wissenschaftler aus Ost und West geblieben ist. "Zudem war Bethge bei Mitarbeitern sehr beliebt, weil er eher einer Vaterfigur denn einem Präsidenten und Institutsdirektor glich."
Heinz Bethge wurde 1919 in Magdeburg als Sohn eines Tischlermeisters geboren und studierte nach einer Maschinenbaulehre Technik und Physik in Köthen, Berlin und Halle. Ab 1960 baute er das Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie in Halle auf und leitete es, international anerkannt, bis 1985.
Nach der Wende ging daraus das Max-Planck-Institut für Mikrostruktur-Physik hervor. Von 1974 bis 1990 war der Pionier der Elektronen-Mikroskopie - er baute das erste DDR-Elektronenmikroskop - Präsident der Leopoldina. Kollegen und Freunde bescheinigten ihm in den "Geburtstagsbriefen" anlässlich seines 75. Geburtstages nicht nur höchste fachliche Kompetenz, sondern auch persönliche Integrität.
So habe er es als Parteiloser verstanden, die Leopoldina möglichst aus politischen Verwicklungen herauszuhalten. Das bestätigt auch Benno Parthier. Bethge habe die Fähigkeit gehabt, auf einem schmalen Grat zu wandern, also mit der DDR-Obrigkeit nicht anzuecken, zugleich aber das Beste für die Akademie und das Institut herauszuholen.
Seine Mitarbeiter erinnern sich an den Pfeife rauchenden, zurückhaltenden Mann, der für seine Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und für seinen Humor bekannt war. "Er ist aber auch", sagte einst der Freiburger Botaniker Hans Mohr, "klug wie ein Kardinal und schlau wie ein Spitzenpolitiker." Heinz Bethge hat viele Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. Er gehörte zu den ersten DDR-Bürgern, die mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern geehrt wurden. Nach dem DDR-Nationalpreis erhielt er 1999 zum zweiten Mal die Auszeichnung gleichen Namens von der Deutschen Nationalstiftung.