Zugkräftige Traumlandschaft
Coswig/MZ. - Wer den Eisenbahn begeisterten Gastwirt kennt, der weiß, dass auch im neuen Trakt Schienen und Züge nicht fehlen dürfen. Modellbahnen im Maßstab 1: 22,5 sorgen jetzt auch im lichtdurchfluteten Anbau dafür, dass die Getränke an den Mann, die Frau und das Kind gebracht werden. Zur Freude nicht nur der jungen Besucher, wie Gero Liebchen verrät. Schließlich stecke auch in jedem Erwachsenen noch eine gehörige Portion Kind, so seine Erfahrung, und die werde durch die Modelleisenbahnen zu neuem Leben erweckt. Die Eisenbahnen seien eine wunderbare Möglichkeit, über die Faszination für die Technik auch Geschichtskenntnisse zu vermitteln.
Gastwirt &Eisenbahnfan1988 hatte das Ehepaar Liebchen die Gaststätte "Waldschlösschen" erworben, mit Engagement und Energie restauriert und im Jahr darauf eröffnet.
"Wir sind eigentlich klassische Seiteneinsteiger", bekennt Roswitha ("Röschen") Liebchen, die zuvor als Landwirtin eher mit der Fütterung von Vieh, denn mit der Bewirtung von Menschen zu tun hatte. Allerdings kann sie immerhin auch mit einer Ausbildung als Köchin aufwarten.
Neben der Gastronomie gehören auch mehrere Fremdenzimmer zum Haus. Jedes sei individuell gestaltet, betont der Gastwirt, zwar ohne Eisenbahnen, dafür aber mit reizvollem Blick auf den nahe gelegenen Silbersee. "Wenn die Sonnenstrahlen in einem bestimmten Winkel auf das Wasser fallen, ist das silbrig gleißende Glitzern ein unvergesslicher Anblick", schwärmt Gero Armin Liebchen von dem kleinen Paradies, das ihm immer mehr ans Herz gewachsen ist.
Anfangs hatten Freunde den ehemaligen Berufsoffizier mit seinen Ideen eher als Spinner betrachtet, erinnert sich Liebchen an frühere Jahre. Nach politischen Querelen und Austritt aus der Partei habe er für sich keine andere berufliche Chance gesehen, erzählt Liebchen. "Dann kam zum Glück die Wende, und seit meine Visionen hier im Haus langsam Gestalt angenommen haben, sind auch die kritischen Stimmen verstummt, die mich für spinnert gehalten haben."
Stück für Stück haben die Eigner das Haus in den vergangenen 18 Jahren erweitert und nach ihren Vorstellungen gestaltet; rund 70 000 Euro wurden in den jetzigen Anbau investiert. "Wenn ich eine Million hätte, würde ich die wahrscheinlich auch hier reinstecken", bekennt Liebchen schmunzelnd.
"Ich bewundere den Mut und die Energie der Liebchens" bekundet Norbert Knichal, dessen Firma die elektrischen Arbeiten beim Anbau betreut hat, beim Richtfest. Doch die engagierten Gastwirte geben das Kompliment zurück. "Wer Träume verwirklichen will, braucht dafür auch Handwerker, auf die man sich verlassen kann."