WorldWideWeb WorldWideWeb: Live-Quizshows und Wissenstests überschwemmen das Internet

Köln/dpa. - «Das ganze Leben ist ein Quiz» - so besang Hape Kerkeling schon 1991 den Kult um Quiz-Shows in Deutschland. Quiz-Sendungen sind Quotenrenner, und das nicht nur im Fernsehen: Mittlerweile ist das Ratefieber auch im Internet ausgebrochen. Surfer können während interaktiver TV-Sendungen live am PC mitspielen. Wer es also nicht in eine Sendung geschafft hat, kann dafür online sein Glück versuchen. Zudem nutzen viele das virtuelle Fragenarchiv, um sich zu Hause fit für die Millionenshows zu machen.
Nutzer sollten sich aber vor dubiosen Gewinnspielen in Acht nehmen: Diese versprechen oft hohe Preise, durch ihre Teilnahmegebühren können sie sich aber zum teuren Spaß entwickeln. Wer lediglich seine Allgemeinbildung spielerisch aufbessern will, findet Tests zu diversen Themen - allerdings vermitteln diese meist eher Alltagswissen als klassische Bildung.
«Quiz-Fans finden im Internet jede Menge Rätselspaß», sagt Simone Danne, Sprecherin der RTL Newmedia GmbH in Köln, die eine Online-Version der TV-Show «Wer wird Millionär?» produziert. Hierbei könnten Internetnutzer live beim TV-Quiz mitspielen - auf die Sekunde genau synchron zur Sendung erhielten Online-Spieler dabei die Fragen, die Moderator Günther Jauch den Kandidaten im Studio stellt. Zur Vorbereitung diene ein virtuelles «Trainingslager», in dem Fragen aus bereits gelaufenen Sendungen vorkommen.
Auch von anderen RTL-Sendungen existieren laut Danne eigenständige Internet-Ableger: So können Spieler heute noch Quiz-Shows wie Hans Meisers «Quiz einundzwanzig» oder Linda de Mols «Einer gegen 100» online nachspielen (www.rtl.de/quiz/quiz.php). Sehr erfolgreich sei auch das Dschungel-Quiz zur Sendung «Ich bin ein Star - holt mich hier raus!» gelaufen. Unter den Formaten ohne TV-Anbindung gebe es ein «Newsquiz», bei dem Nutzer ihr Wissen über aktuelles Zeitgeschehen prüfen können, sowie Quiz-Klassiker wie «Stadt-Land-Fluss». Große Preise locken bei den meisten Spielen allerdings nicht.
Geld gewinnen können Spieler dagegen bei kostenpflichtigen Angeboten: So vergibt T-Online Vision bei seiner Version von «Wer wird Millionär?» 49 Euro an den Tagessieger und 1000 Euro für den besten Spieler des Monats - doch zunächst werden die Kunden mit 49 Cent pro Spiel zur Kasse gebeten. Zahlreiche Internet-Seiten locken sogar mit sehr viel höheren Gewinnversprechen: So wirbt die Seite «Quizionär.de» (www.quizionaer.de) mit dem Spruch «Werden Sie Millionär!» um Teilnehmer, von denen sie pro Spiel 9,90 Euro verlangt. Seit August 2002 hätten fünf Gewinner bereits ein Preisgeld von 10 000 Euro erreicht, sagt Geschäftsführer Jens Kunath in Hamburg.
Solche Angebote sollten Nutzer aber mit Vorsicht genießen, rät die Juristin Corinna Loevenich von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Bei vielen Seiten sei es fraglich, ob diese vertrauenswürdig sind. Ihr lägen zudem Beschwerden von Nutzern vor, für welche die anfallenden Kosten des Spiels gar nicht ersichtlich waren. Anwender sollten daher darauf achten, dass Kosten transparent dargestellt werden und der Datenschutz gewahrt bleibt. Zudem sei es für Spieler höchst problematisch, im Streitfall ihren Gewinn nachzuweisen und einzufordern, denn hier liege die Beweispflicht beim Nutzer. Dabei sei es fraglich, ob beispielsweise ein Bildschirmfoto als Beweis für den Gewinn vor Gericht anerkannt würde.
Um ihre Bildung zu testen, können Nutzer auch auf private Webseiten wie «Quizfun.de», «Denksport.de» oder «Testcity.de» zurückgreifen. Neben Allgemeinwissens-Tests finden Anwender hier Fragen zu Spezialgebieten von Filmgeschichte bis Physik. Aber auch Scherzfragen und Quiz-Fragen zu Prominenten werden geboten, bei denen Fans prüfen können, wie gut sie ihr Idol wirklich kennen.
Allerdings zielten viele Quiz-Spiele weniger auf klassische Bildung als vielmehr auf auswendig gelerntes Alltagswissen ab - daher seien hier Studenten und Professoren statistisch gesehen keineswegs erfolgreicher als Dachdecker und Maurer, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Joachim Prinz von der Universität Witten/Herdecke. Er untersuchte rund 150 Kandidaten der TV-Show «Wer wird Millionär?» aus den Sendungen zwischen September 2002 und Mai 2003 und stellte fest, dass Spieler mit vermeintlich höherer Bildung nicht besser abschnitten als Personen mit geringerer Ausbildung.
Viele Fragen behandelten die alltägliche Pop-Kultur. Klassische Bildungsthemen kämen bei Quiz-Spielen oft erst zum Schluss vor, so Prinz. Daher sei es meist hilfreicher, zur Vorbereitung Kreuzworträtsel zu lösen als dicke Schinken der gehobenen Literatur zu wälzen.
Informationen im Internet: Unter www.1000tests.com sind zahlreiche Quiz-Seiten thematisch sortiert aufgelistet.