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Wohin nach dem Studium?

Von Claudia Kusebauch 28.07.2004, 13:19

Halle/AHA. - Als Wissenschaftler in die freie Wirtschaftund gleichzeitig die geballte wissenschaftlicheKraft einer Alma Mater in greifbarerNähe: Dies ermöglicht die Martin-Luther-Universität ihren naturwissenschaftlichenAbsolventen mit dem Biozentrum. Das viel-leicht freundlichste Gebäude am Weinbergweg-Campus beherbergt zur einen Hälfte Biotechnologie-Firmen. In der anderen Hälftebefi nden sich Labore, Technikräume, Tierhaltungs-,Gewächshaus- und Bürofl ächender Uni, die sie für eigene Projekte nutzt,aber auch Firmen zur Verfügung stellt.

Derzeit ist Birgit Dräger geschäftsführendeDirektorin des Biozentrums: „Zur Ideedes Biozentrums gehört es, dass von derUni Halle ausgebildete Wissenschaftlerhier am Standort Halle mit ihren Fähigkeitenbleiben. Und tatsächlich wurden vieleder Firmen hier im Biozentrum von Absolventender Uni Halle gegründet und vieleehemalige Studenten haben hier einen Jobgefunden.“

Eine dieser ehemaligen Studenten ist YvonneKerwitz. Sie studierte Biochemie, absolvierteihr Diplom, bekam eine Promotionsstellean der Martin-Luther-Universität undmachte ihren Doktor. Dann der Entschluss,in die freie Wirtschaft zu gehen. „Ich habemich ausschließlich bei Firmen beworben.Zum einen, weil die Uni fast nur noch2-Jahres-Verträge anbietet. Das war mir zuunsicher. Zum anderen reizte mich die wissenschaftlicheArbeit in einer Firma. Vielstärker als an der Uni hat man ein festgestecktesZiel, das man erreichen muss,wenn man nicht fi nanzielle Verluste in Kaufnehmen will.“

Mittlerweile ist Yvonne Kerwitz seit zweiJahren in der Novosom AG im Biozentrumtätig. Heute genießt sie die Nähe zur Uni.„Die Vorteile des Biozentrums bestehen eigentlichdarin, dass einfach der Kontakt füreine Zusammenarbeit schnell hergestellt ist.Wenn man ein Problem hat, ist der Weg zueinem Wissenschaftler, der einem helfenkönnte, sehr kurz.“ Ihren Entschluss, in dieWirtschaft zu gehen, hat sie bis heute nichtbereut. „Dadurch, dass ich verschiedeneProjekte betreue, fordert der Job viel mehrvon mir als die Anwendung des Wissens ausmeinem Studium. Ich muss mit den unterschiedlichstenFirmen zusammenarbeitenund mich beispielsweise mit betriebswirtschaftlichenAspekten auseinandersetzen.Meine Arbeit deckt viel mehr Bereiche abals an der Uni.“

Dass das Konzept des Biozentrums für dieUni-Absolventen aufgeht, freut natürlichauch die Direktorin und Professorin fürPharmazie, Birgit Dräger. Die Uni, so Dräger,müsse auch weiterhin Netzwerke zwischenInstituten und Firmen initiieren, umden Absolventen eine berufl iche Perspektivezu bieten. Aber dann, nach kurzem Zögern,das überraschende Plädoyer der Naturwissenschaftlerin:„Genauso brauchen wir aberden wissenschaftlichen Nachwuchs, der ander Uni forscht und dabei die Freiheit hat,nicht unmittelbar nach dem Nutzen seinerArbeit fragen zu müssen.“

BIOZENTRUM AM WEINBERG

Das 1993 gegründete Biozentrum istTeil des Weinberg-Campus. Auf demGelände zwischen Kröllwitz und HeideSüd bilden u.a. Max-Planck-Institut fürMikrostrukturphysik, Fraunhofer Institutfür Werkstoffmechanik, das Leibniz-Institutfür Pfl anzenbiochemie, Uni undStart-Up-Unternehmen ein Netzwerkder naturwissenschaftlichen Forschung.Um die Entwicklung des Standortesauch weiterhin zu fördern, wurde kürzlichdas Projekt „Univations“ gegründet.Die Initiative von Hochschulen und verschiedenenwirtschaftlichen Partnernsoll akademischen ExistenzgründerInnender Region zur Seite stehen.Auf dem Weinberg-Campus absolvierenderzeit rund 4000 Studenten ihre Ausbildung,fast ein Viertel aller Studierendender MLU. Jedes Jahr machen mehrals 300 Nachwuchswissenschaftler ihrenAbschluss. Den größten Anteil unterihnen bilden Biologen, Geowissenschaftlerund Pharmazeuten. cku