WM-Teilnehmer USA im Porträt WM-Teilnehmer USA im Porträt: Wer nicht träumt, der nicht gewinnt
Los Angeles/dpa. - Hollywood lässt grüßen. Das Landder unbegrenzten Möglichkeiten träumt vom «Miracle in Germany» (LosAngeles Times), und selbst der neue Präsident des US-Verbandes, SunilGulati, prophezeit «positive Begegnungen, Schwingungen undAuswirkungen» und scheint sich in der Rolle als Traumdeuter pudelwohlzu fühlen: «Zahlen lügen nicht.» Fußball, Verzeihung Soccer, stehevor einem Boom.
18 Millionen Menschen können sich nicht irren. So viele aktiveFußballspieler gibt es inzwischen in den USA. Tendenz steigend. DieProfiliga Major League Soccer (MLS) begann Anfang April ihre elfteSaison, und sogar ein Salzburger Getränkeunternehmen (Red Bull) hatsich inzwischen in die MLS eingekauft. Wenn da nur nicht diesehistorischen Fan-Umfragen nach den beliebtesten Sportarten wären, indenen selbst die Profi-Bowling-Tour der Frauen in derPopularitätsskala besser abschneidet als die schönste Nebensache derWelt.
«Warum sollen wir eigentlich nicht Weltmeister werden», fragteausgerechnet Freddy Adu. Zum Wunderkind hochgelobt, hat der 16 Jahrealte Einwanderer aus Ghana in der MLS längst seine Platz-Reifebewiesen und wird nun als großer Hoffnungsträger einer goldenenZukunft angepriesen. Dabei ist der Hochbegabte aus Afrika der besteBeweis für das ständige Hin und Her im US-Fußball zwischen Ambitionund Sorge, zwischen ewiger Verheißung und trügerischer Hoffnung.Fußball für Fortgeschrittene oder doch kaum mehr als ein Fußball-Entwicklungsland?
«Wir stehen in der Weltrangliste auf Position fünf, und wir stehenzurecht dort. Wer uns immer noch unterschätzt, wird von unsbestraft», sagt Ex-Bayer-Profi Landon Donovan (Los Angeles Galaxy)fast trotzig, und auch er stellt die Frage in den Raum: «Warum sollenwir eigentlich nicht Weltmeister werden?» Deutlich verbesserteStrukturen im Verband, 47 Tage Trainingslager am Stück, einhochmodernes Trainingszentrum im wetterfesten Kalifornien undFußball-Kenner Sunil Gulati als neuer starker Mann im Verband sorgenfür Aufbruchstimmung und sollen den Betriebsausflug nach«Deutschländ» zur unvergesslichen Dienstreise machen.
Die US-Frauen haben es vorgemacht. Mia Hamm und Co. wurden durchihre Olympiasiege 1996 und 2004 und die WM-Titel 1991 und 99unsterblich. «Das können unsere Männer auch schaffen. Sie sindwesentlich besser als ihr Ruf. Sie brauchen einfach nur einen großenErfolg, dann bekommt Soccer in den USA einen Riesenschub», meint MiaHamm. Bis es soweit ist, wird beim WM-Sender ESPN wohl weiterSportfischen höhere Einschaltquoten haben als König Fußball.
Trotz der weiterhin relativ geringen Wahrnehmung im eigenen Land,sind die Sicherheitsvorkehrungen des Außenseiters weltmeisterlich.Eine ungenannte Zahl an Bodyguards und sogar FBI-Agenten sollen dasTeam beim WM-Abenteuer in Deutschland beschützen. Die US-Delegationlässt sich im Zentrum Hamburgs nieder und will von dort aus dieFußball-Welt erobern. Großes Interesse haben die offiziellen US-Reiseveranstalter bei ihren sündhaft teuren WM-Paketen bisher nochnicht vermeldet. Dafür ist die Euphorie bei US-Altstars wie AlexiLalas und Tony Meola umso größer. Sie werden als Team-Maskottchen undInspirationsfiguren mitfahren. «Alles ist möglich», erklärte Lalasgrinsend, «wartet nur mal ab. Wer nicht träumt, der nicht gewinnt.»