WM-Teilnehmer Elfenbeinküste im Porträt WM-Teilnehmer Elfenbeinküste im Porträt: «Nur Fußball eint unser Land»
Abidjan/dpa. - Ungeachtet der schwülen Hitze kämpfen sieverbissen um den Ball, springen zum Kopfball, stürzen in dendreckigen Sand. «Elfenbeinküste ist eine Fußballnation», sagteAmadou, der am Rand des Spielfeldes steht und seine Jungs anfeuert.«Hier fiebern alle der Weltmeisterschaft entgegen.»
Die «Elefanten», wie die ivorische Nationalmannschaft genanntwird, haben sich zum ersten Mal für die WM qualifiziert. Immer wenndie «Elefanten» spielen, wie zuletzt beim Afrika-Cup, dann ist dieStadt so gut wie ausgestorben. Mobilfunkanbieter und andere Sponsorenstellen Großleinwände in der Stadt auf, damit möglichst viele dasSpiel sehen können. Straßenhändler drängeln sich im Stau vor denTaxifenstern und bieten orange-weiß-grüne Nationalflaggen undSchirmmützen an.
«Fußball ist das einzige, was unser Land noch eint», meint Jean-Claude Djakus, der Sprecher des Ivorischen Fußballverbandes (FIF).«Wir sind zwar ein gespaltenes Land, aber wenn es um die «Elefanten»geht, dann stehen alle hinter derselben Sache, egal obRegierungsanhänger oder Rebellen», fügt er hinzu. «Fußball hilft uns,die Krise zu vergessen.»
In Djakus' Büro hängt ein riesiges Poster von Didier Drogba, demStar der Nationalmannschaft. Wer in den Kneipen von Abidjan «einDrogba, bitte!» bestellt, bekommt ohne Rückfragen eine LiterflascheStarkbier auf die Theke gestellt. «Das Bier heißt Drogba, weil es sostark ist. Es ist der Elefant unter den Bieren», erläutert Djakus.
Der 1,90 Meter große Fußballer, der für den englischen MeisterChelsea London spielt, hat seinen Namen außerdem für einen neuenTanzstil hergegeben, bei dem die Paare sich einen imaginären Fußballzudribbeln. Seiner Popularität war auch nicht abträglich, dass ernach einem starkem Auftritt beim Afrika-Cup im Kairoer Finale gegenÄgypten einen Elfmeter verschoss. Und das ausgerechnet in derentscheidenden Strafstoß-Entscheidung (2:4) nach torlosen 120Spielminuten.
Präsident Laurent Gbagbo ist ein großer Fußballfan. Als FranzBeckenbauer, der Präsident des deutschen Organisationskomitees, MitteDezember das westafrikanische Land besuchte, sprach Gbagbo ihn aufdessen Schulterverletzung beim epischen WM-Halbfinalspiel 1970 gegenItalien an. In Yamoussoukro, der Hauptstadt von Elfenbeinküste, trafBeckenbauer außerdem auf Basile Boli, den er 1990/91 als Spieler beiOlympique Marseille trainiert hatte.
Beim Ivorischen Fußballverband hat der Kartenverkauf für die WMlängst begonnen, dem Land stehen 10 600 Karten zu. Doch nur fürwemige Ivorer ist die teure Reise nach Europa bezahlbar. «Selbst wersich den Flug leisten kann und ein WM-Ticket hat, ist noch nichtsicher, ob er nach Deutschland darf. Denn dafür muss er erstmal einVisum bekommen», sagt Djakus. «Natürlich gibt es viele, die dieGelegenheit nutzen wollen, um gleich dort zu bleiben.»
Die deutsche Botschaft in Abidjan hat alle Hände voll zu tun mitder Bearbeitung von Visumanträgen. Bis zum Beginn der WM rechnen dieDiplomaten mit mehreren Tausend Anträgen pro Monat. Deswegen musssogar die Zahl der Mitarbeiter vorübergehend aufgestockt werden.«Deutschland will sich als freundlicher Gastgeber präsentieren, aberzugleich vor illegaler Einwanderung schützen», sagt ein Diplomat.«Das ist nicht immer einfach.»
Auch Amadou, der Trainer der Vorortmannschaft in Abidjan, träumtvon einer Reise nach Deutschland. Er weiß kaum etwas über das ferneLand, aber für ihn klingt es nach einem Paradies. «Ich werde niemalsso viel Geld haben, um dorthin zu fahren», sagt er. «Aber ich werdemir garantiert jedes einzelne Spiel der Weltmeisterschaft auf einerder Großleinwände anschauen. Darauf freue ich mich jetzt schon», sagter und wendet sich wieder seinen Jungs zu, die sich in ihrenPlastiksandalen zum Elfmeterschießen aufstellen.
