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WM-Spielflächen WM-Spielflächen: Grüne Bühne für das Schauspiel wird bereitet

Von Christian Kamp 10.05.2006, 15:42
Rollrasen wird am Mittwoch (10. Mai) im WM-Stadion in Dortmund verlegt. Während der WM werden in Dortmund sechs Spiele ausgetragen. (Foto: dpa)
Rollrasen wird am Mittwoch (10. Mai) im WM-Stadion in Dortmund verlegt. Während der WM werden in Dortmund sechs Spiele ausgetragen. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Auch in Stuttgart, Kaiserslautern, Leipzig und am Endspielort Berlin stehen in dieser Woche schon die Arbeiten an. In den übrigen Stadien werden die Spielflächen erst nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am Wochenende ausgetauscht.

«Er ist gut geworden», sagt Rasenexperte Engelbert Lehmacher überden WM-Rasen, als würde er über einen guten Jahrgang Wein sprechen.Der Landschaftsarchitekt bildet gemeinsam mit seinem BerufskollegenRainer Ernst das «Rasenkompetenzteam», das über die Qualität desGrüns in den Stadien wacht. Die Zeit bis zum Eröffnungsspiel am 9.Juni ist zwar knapp, doch Lehmacher ist zuversichtlich, dass allesklappt: «Die Termine stehen. Im Augenblick läuft alles.»

Die Laster mit den Rasen-Rollen von rund 1,50 Metern Breite und 12bis 15 Metern Länge kommen aus Hessen und aus den Niederlanden. Bei«Büchner Fertigrasen» in der Nähe von Darmstadt und «HendriksGraszoden» in Heythuysen wurde der Rasen in den vergangenen Monatengezüchtet. Während in Dortmund schon die ersten Rollen verlegtwerden, gehen die Ernte und die Vorbereitungen zum Transport bei denbeiden Herstellern noch weiter.

Lehmacher ist froh, dass derzeit auch das Wetter mitspielt.«Größere Niederschläge würden uns nicht gefallen», sagt er. Dochauch hochsommerliche Temperaturen wären schlecht. Dann nämlich müssteder kostbare Rasen per Kühlwagen transportiert werden.

Ohnehin wurde beim WM-Rasen nichts dem Zufall überlassen. Schon imHerbst 2004 beriefen die Organisatoren das Rasenkompetenzteam ein.Gemeinsam mit der Deutschen Rasengesellschaft klügelten Lehmacher undErnst die Formel aus, die die besten Voraussetzungen für die Fußball-Festspiele bieten soll. Rund 75 Prozent Wiesenrispe (Poa pratensis)und 25 Prozent Weidelgras (Lolium perenne) lautet die Mischung, diefür guten Lauf des Balles, Strapazierfähigkeit und zugleich einesatte grüne Farbe sorgen soll.

Die Qualitätskriterien, die der Weltverband FIFA in seinemPflichtenheft für die Stadien festgeschrieben hat, sind streng. DerRasen soll überall identisch sein. In Nürnberg wollte derStadionbetreiber auf einen neuen Belag verzichten und verwies auf denguten Zustand des aktuellen Grüns. «Die haben wirklich einen gutenRasen», räumt auch Lehmacher ein. Doch weil er «fleckig» sei, habesich der Austausch nicht vermeiden lassen. Die Kosten, immerhin biszu 150 000 Euro pro Rasen, müssen die Betreiber selbst tragen.

Für das Schnittmuster gibt es zwei von der FIFA zugelasseneVarianten: parallele Quer- oder Längsstreifen, die jeweils durchMähen in verschiedene Richtungen entstehen. Bevorzugt werde jedochdas Modell Querstreifen. «Das ist bewusst so, um auch dieSchiedsrichter zu unterstützen», sagt Lehmacher. Abseitsstellungenetwa seien so leichter zu erkennen.

Am Erscheinungsbild wird sich auch im Finale nichts ändern.Während für das Spiel am 9. Juli im Berliner Olympiastadion eigensein Ball mit Goldfärbung kreiert wurde, gibt es beim Rasen keineExperimente. «Der Rasen ist der gleiche wie der, der in der Vorrundeausscheidet», sagt Lehmacher. Ein Rasen der «ausscheidet» - dasSpielfeld ist für manchen eben mehr als «nur» die Bühne.