WM-Qualifikation WM-Qualifikation: Ribéry und Revolte schocken Frankreich
Paris/dpa. - Die erste: Bayern-Star Franck Ribéry istwieder angeschlagen und sein Einsatz in Belgrad fraglich. Zudemprobten die Spieler den Aufstand gegen den umstrittenenNationaltrainer Raymond Domenech. «Wir haben keinen Spielstil, keineLeitanweisungen, keine Identität. Das geht nicht», soll KapitänThierry Henry Domenech bei einer Mannschaftsbesprechung angefahrenhaben. Das enthüllte die Zeitung «Le Parisien» am Montag - einDementi gab es zunächst von keiner der beiden Seiten.
Um die letzte kleine Chance auf Platz Eins in der Gruppe 7 zuwahren, muss Frankreich in Belgrad unbedingt gewinnen. In dem Fallwürde man den Abstand auf den Spitzenreiter zwei Spieltage vorQuali-Ende auf einen Zähler reduzieren. Die bislang sehr solidewirkenden Serbier müssten dann im Oktober gegen Rumänien oder inLitauen Punkte lassen und Frankreich beide Heimspiele gegen dieFaröer-Inseln und Österreich gewinnen. «Unsere Moral istangeschlagen», räumt Henry ein. Der Barcelona-Stürmer beteuert aber:«Wir fliegen nach Serbien, um zu gewinnen, glaubt mir». In Südafrikawolle man auf jeden Fall dabei sein. Notfalls werde man dieRelegation durchmachen und «durch die Hintertür» zur WM fahren.
Der von Henry angeführte «Putsch» geschah laut «Le Parisien» schonam vergangenen Freitag vor dem enttäuschenden 1:1 gegen Rumänien.Laut «Le Parisien» reagierten die Spieler mit dem Aufstand auf Kritikdes Trainers. Domenech habe den Stars vorgeworfen, sie seien imTraining zu lustlos. Daraufhin sei Henry in die Offensive gegangen.Man langweile sich im Training, so der 32-Jährige. «Bin seit zwölfJahren in der Nationalelf und habe eine solche Situation nie erlebt.Wir wissen nicht wie wir spielen und stehen sollen, wir wissen nicht,wie wir uns organisieren und was wir machen sollen».
Die Franzosen spielten am Samstag gegen Rumänien dann zwar gut,vergaben aber zu viele Torchancen. Und dann bekam Ribéry auch nocheinen Schlag auf die Wade. «Ein harter Schlag», kommentierte dieSportzeitung «L'Equipe» das Verletzungspech des 26-Jährigen. Für dieZeitung «Ouest-France» war der Weltmeister von 1998 «noch nie insolchen Schwierigkeiten».
In Frankreich fragt man sich nun, wie Domenech, Henry & Co. dieKrise meistern werden. «Die Scheidung zwischen Trainer und Spielernist vollzogen», versichert «Le Parisien». Die Tage des 57-jährigenTrainers scheinen in der Tat gezählt. Am Montag wurde er mit Kritiküberhäuft. «Kann man denn die unglückselige Arbeit des Trainersübersehen?», fragt das Blatt «Le Monde». Der frühere NationalspielerRobert Pires hatte ebenfalls keine Gnade: «Domenech ist unfähig»,sagte er. «Eine Niederlage in Belgrad kann für den Trainer fataleFolgen haben», schreibt unterdessen «Liberation».
Nach Meinung des Magazins «France Football» hapert es aber nichtnur am Trainer. Das Team schieße zu wenige Tore, habe keine Seeleund keinen Leitwolf. «Ribéry oder (Yoann) Gourcuff können einemZidane das Wasser nicht reichen», stellt das Blatt wehmütig fest. Undschließlich deutet das Magazin mit unbequemen Fragen an, dassDomenech mit seiner Kritik der «Lustlosigkeit» vielleicht doch nichtganz unrecht hat. Sind die Spieler noch Patrioten? Haben sie nochandere Werte als jene des Geldes und des Starsystems? «Diese Fragenzu stellen ist in Frankreich politisch sehr inkorrekt. Wahrscheinlichweil man alle Antworten kennt», so «France Football».