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WM-Qualifikation WM-Qualifikation: Kopflos in die Play-Offs

Von Michael Brehme 12.11.2009, 17:57

München/dpa. - Auf dem Weg zur WM 2010 wird in denRelegationsspielen am Samstag und Mittwoch um die letzten viereuropäischen Tickets gekämpft. Ausgerechnet auf der Zielgeraden nachSüdafrika fehlen den Topfavoriten die Topstars. Frankreich muss inIrland ebenso schmerzlich auf Franck Ribéry verzichten wie diePortugiesen gegen Bosnien-Herzegowina auf Cristiano Ronaldo. Russlandnimmt nach seiner Deutschland-Pleite über Slowenien einen zweitenAnlauf; zwischen Otto Rehhagels Griechen und der Ukraine zeichnetsich ein offener Schlagabtausch ab.

«Das ist eine Riesenfrustration», klagte Ronaldo, der seit Wochenmit einer Sprunggelenksblessur zu kämpfen hat. Trainer Carlos Queirozwill ohne die Qualitäten des Weltfußballers eher abwartend spielenlassen. «Das ist ein 180-Minuten-Finale. In Lissabon wird sozusagennur die erste Halbzeit gespielt. Wir müssen nicht schon alles klarmachen.» Wie 1998 zuschauen zu müssen, sei nicht auszudenken. «Ichhabe keine Zweifel, dass wir uns qualifizieren», sagt der Coach.

Gegner Bosnien weiß zwar um die Favoritenstellung Portugals, «abermit heißem Herz und kühlem Kopf können wir etwas erreichen», glaubtHoffenheims Sejad Salihovic. 17 Jahre nach der Unabhängigkeit träumtdas Land von der ersten WM-Teilnahme. Arbeitslosigkeit und Korruptionprägen das Bild, die Finanzkrise hat alles noch verschlimmert. Jetztaber, für ein paar Tage, bestimmt nur der Fußball den Alltag. «Wennwir die Qualifikation schaffen, bricht eine neue Zeit für unser Landan», sagt Stürmer Vedad Ibisevic.

Für den französischen Trainer Raymond Domenech wäre die verpatzteQualifikation ein Super-Gau erster Güte - und als Nationalcoach wohldas Aus. Schon bei der EM 2008 hatte der Vize-Weltmeister von 2006nach enttäuschenden Vorstellungen in der Vorrunde die Segel streichenmüssen. «Es gibt Spiele, für die braucht man keinen Druck von außen»,sagt Domenech jetzt, «alle von uns wollen zur WM, die Spielerzuerst». Mittelfeldstar Ribéry vom FC Bayern München bleibtangesichts seiner Knieprobleme erneut nur die Zuschauerrolle,Regisseur Yoann Gourcuff ist angeschlagen.

Die von Giovanni Trapattoni trainierten Iren brachten im Laufe derQualifikation bereits Weltmeister Italien zweimal an den Rand einerNiederlage und blieben ungeschlagen. «Die Unterstützung unserer Fanswird uns zu Höchstleistungen anspornen», meint Torwart Shay Given.Für die Griechen wäre es die zweite WM-Teilnahme nach 1994 überhaupt.Der Chancen stehen gut, zumal die Ukraine mit Stürmerstar AndrejSchewtschenko dazu neigen könnte, «Hellas» zu unterschätzen. «Im EM-Jahr 2004 war das nicht anders, da wollte jeder uns als Gegner. AmEnde wurden wir Europameister», sagt Theofanis Gekas.

Nach der Pleite im entscheidenden Gruppenspiel gegen Deutschlandherrschte bittere Enttäuschung im russischen Lager, auchRegierungschef Wladimir Putin fand deutliche Worte. Nun aber ist dieStimmung wieder ins andere Extrem gekippt - und Trainer Guus Hiddinkwird nicht müde, zu warnen: «Slowenien verteidigt perfekt und nutztvorne jede Chance», sagt Hiddink. Die Außenseiter selbst glauben anihre kleine Chance, wissen aber um die Unterschiede. «Russland hatmehr Fußballer als wir Einwohner», sagt Kölns Miso Brecko, «dieQualifikation wäre für uns wahrscheinlich mehr wert, als wennDeutschland Weltmeister würde.»