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WM im Springreiten WM im Springreiten: Ukrainer kauft sich ein Multi-Kulti-Team

Von Michael Rossmann 31.08.2006, 11:45
Der für die Ukraine startende deutsche Springreiter Björn Nagel überspringt am Dienstag (29. August) auf Pilgrim ein Hindernis. Die Weltreiterspiele finden vom 20. August bis 3. September in Aachen statt. (Foto: dpa)
Der für die Ukraine startende deutsche Springreiter Björn Nagel überspringt am Dienstag (29. August) auf Pilgrim ein Hindernis. Die Weltreiterspiele finden vom 20. August bis 3. September in Aachen statt. (Foto: dpa) dpa

Aachen/dpa. - Zwei Deutsche und zwei Belgier, dazu ein Schweizer - so sieht die merkwürdigste Mannschaft der Weltmeisterschaften in Aachen aus. Der ukrainische Kaufmann Alexander Onischenko hat mitviel Geld ein Springreit-Nationalteam zusammengekauft. Erst auf den letzten Drücker schaffte es der «Pferdesport-Abramowitsch», sein Multi-Kulti-Quartett zu komplettierten, als er einen Monat vor der WM den zweimaligen deutschen Junioren-Meister Björn Nagel verpflichtete.

«Wir sprechen englisch, deutsch und französisch - das geht schon»,sagt der in Friedrichskoog lebende Nagel zur Verständigung im Team.Gerade zwei Tage hat er mit seinem neuen Team trainiert. «KeinProblem, wir kennen uns ja von Turnieren», sagt Nagel. UndTeamkameradin Katharina Offel (29), die ehemalige deutsche Meisterinaus Lohmar, nickt dazu. Gerade einen Nationenpreis in Lummen hat dasTeam vor der WM zusammen geritten - allerdings nur zu dritt. Trainerist der Schweizer Phillipe Guerdat.

Wie der russische Öl-Magnat Roman Abramowitsch, der den englischenFußballclub FC Chelsea mit spektakulären Verpflichtungen in dieinternationale Spitze gehievt hat, kauft Onischenko Spitzenreiter undSpitzenpferde ein. Neben den beiden Deutschen gehören zwei Belgierzum Ukraine-Team: Jean Claude Vangeenberghe (43), der bereits zweiMal den Großen Preis von Aachen gewonnen hat, und Gregory Whatelet(26), der als größtes Talent des Landes galt. Die Auswahl scheintaber eher zufällig, denn Onischenko hat schon reichlich Reiterabzuwerben versucht. Lockmittel sind vor allem gute Pferde, die besteWährung in Reiterkreisen.

Seit rund zwei Jahren verfolgt Onischenko seine eigenwilligeStrategie. Zunächst plante er es mit Osteuropäern, doch deren Niveaureichte nicht. Dann versuchte der Hobby-Reiter den ehemaligenWeltmeister Franke Sloothaak (Borgholzhausen) und die frühereJunioren-Europameisterin Caroline Müller (Münster) zu überzeugen. Siesagten nach einigem Zögern ebenso ab wie später die Dänin Tina Lundund der Schweizer Steve Guerdat.

«In Deutschland ist es schwer ins Team zu kommen», sagt die 29-jährige Offel. Ähnlich begründet auch der 28-jährige Nagel seinenWechsel: «Mein Traum war es immer, Championate zu reiten. DieMöglichkeit habe ich jetzt, in Deutschland habe ich die nicht.»Zuletzt war Nagel, mit der deutschen Mannschaft 1992 und 1993Junioren-Europameister, im B2-Kader des deutschen Verbandes.

Ganz einfach ist es aber nicht, für Onischenko zu reiten. «Er istnicht sehr seriös», kommentierte Sloothaak, nachdem ihm der Ukrainerzwei Spitzenpferde zur Verfügung gestellt, aber schon nach kurzerZeit wieder entzogen hatte. Fast im Wochentakt wechselten die teurenVierbeiner damals den Reiter. Und auch Offel machte schon ihreeigenen Erfahrungen, musste häufiger die Pferde wechseln. «Er ist malso und mal so», charakterisiert Sloothaak den Ukrainer.