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WM 2006 WM 2006: Neue Härtefälle bei späterer Nominierung

01.03.2006, 15:02

Florenz/dpa. - «DieNominierungsfrist am 15. Mai um zwei Wochen rauszuschieben und insTrainingslager drei oder vier Spieler mehr mitzunehmen - das ist einFehler, den ich selbst als Teamchef schon 1986 gemacht und bereuthabe», schrieb Beckenbauer in seiner «Bild»-Kolumne zum Länderspielder deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Italien am Mittwoch inFlorenz. Der größte Härtefall vor dem Turnier in Mexiko war damalsder spätere Weltmeister Guido Buchwald gewesen.

Trotz der kaiserlichen Warnung vor ähnlichen «menschlichenTragödien» will Klinsmann beim WM-Workshop in der kommenden Woche inDüsseldorf gemeinsam mit anderen Auswahltrainern wie Carlos AlbertoParreira von Weltmeister Brasilien darum kämpfen, dass er denknallharten Konkurrenzkampf noch mit 26 bis 27 Spielern in denTrainingslagern auf Sardinien und Genf fortsetzen kann. Dann müssteer erst kurz vor dem Eröffnungsspiel gegen Costa Rica am 9. Juni inMünchen seine 23 WM-Tickets vergeben.

FIFA-Präsident Joseph Blatter räumt der Forderung mehrerernamhafter Nationaltrainer, die Deadline vom 15. Mai bis Ende Maihinauszuschieben, zumindest eine Chance ein. «Völlig ausgeschlossenist das nicht. Wenn das jetzt offiziell vorgebracht werden sollte,dann kann die Organisations-Kommission der FIFA Mitte März nocheinmal darüber beraten», sagte der Chef des Weltverbandes (FIFA).Widerstand könnte aber insbesondere von den großen Clubs wie BayernMünchen kommen, die fürchten könnten, noch mehr Akteure als ohnehinschon nach Saisonende für die Nationalteams abstellen zu müssen.

Klinsmann will mit einem späteren Meldeschluss noch während derVorbereitung auf mögliche Verletzungen oder Formkrisen von Akteurenreagieren können. «Jeder Spieler möchte zwar so früh wie möglichwissen, dass er für den Kader gesetzt ist. Aber der 15. Mai ist nichtoptimal», erläuterte der 41-Jährige. Härtefälle mit Wackelkandidatenwie Thomas Hitzlsperger, Andreas Hinkel, Lukas Sinkiewicz oder OliverNeuville, die alle beim ersten Länderspiel des Jahres in Italiennicht dabei waren, würde der Bundestrainer in Kauf nehmen, auch wennes dann zu weiteren knallharten Entscheidungen und Reaktionen wiebeim gerade erlebten Rauswurf des Dortmunders Christian Wörns aus demWM-Kader kommen könnte. «Es ist sicher ein harter Wettkampf für dieSpieler, aber das ist Teil ihres Jobs», erklärte Klinsmann.

Ähnlich denken und planen andere Auswahltrainer. «Die Frist ist zufrüh», sagte England-Coach Sven-Göran Eriksson. Neben dem BrasilianerParreira haben sich auch der Italiener Marcello Lippi und derNiederländer Marco van Basten für den Klinsmann-Plan ausgesprochen.«Ich bin zuversichtlich, dass das geändert wird», meinte Erikssonangesichts der Geschlossenheit unter den großen Fußball-Nationen.

Klinsmann würde vom 16. Mai an, wenn die Nationalmannschaft mitdem Regenerations-Trainingslager auf der Mittelmeerinsel Sardinienreist und in die knapp dreiwöchige Turnier-Vorbereitung startet, aufBeckenbauers Spuren wandeln. Der «Kaiser» nahm vor seiner ersten WMals Teamchef 1986 auch mehr Akteure mit ins Trainingslager und stricherst anschließend neben Buchwald auch noch Heinz Gründel, Holger Fachund Wolfgang Funkel aus seinem damals noch 22-köpfigen WM-Kader.

Er habe den vier Spielern in die Augen schauen und ihnen diebittere Nachricht verkünden müssen, dass sie nicht mit nach Mexikofliegen dürften. Das würde er nicht wieder tun, betonte Beckenbauer:«Das ist eine menschliche Tragödie für einen Fußballer. Zumal diesmalnoch bei der WM im eigenen Land. Einen solchen Fehler begeht man alsTrainer nur einmal», meinte Beckenbauer rückblickend. Darum rät erKlinsmann: «Ich denke, es wäre besser, gleich nur die 23 Mann zunominieren, auf die man setzt. Im Verletzungsfall kann man immer nochden einen oder anderen nachholen.»