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WM 2006 WM 2006: Baubeginn für Allianz Arena

Von Gerd Münster 18.10.2002, 17:14
Das Archivbild vom 08.02.2002 zeigt das
Das Archivbild vom 08.02.2002 zeigt das dpa

München/dpa. - Auf den Tag genau ein Jahr nach dem positiven Bürgerentscheid für den Stadionneubau beginnt der Countdown für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in München. Die Präsidenten Franz Beckenbauer vom FC Bayern und Karl-Heinz Wildmoser vom TSV 1860 als Bauherren sowie der Vorstands-Vorsitzende der Allianz in Bayern, Michael Albert, legen am Montag den Grundstein für die Allianz Arena. Das neue Wahrzeichen im Münchner Norden ist mit 280 Millionen Euro Baukosten das teuerste und mit einer Kapazität von 66 000 Zuschauern hinter Berlin (76 000) das zweitgrößte der zwölf deutschen WM-Stadien. Das WM-Eröffnungsspiel, ein Halbfinale sowie drei weitere Partien sollen 2006 in dem 50 m hohen und 200 m langen «Schlauchboot» stattfinden.

Das «ungewöhnlichste Stadion der Welt» (Beckenbauer) soll im Frühjahr 2005 fertig gestellt sein und die «Leute schlicht umhauen», wie die Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron ihr gigantisches Werk anpreisen. Wegen seiner spektakulären Außenhaut aus aufblasbaren Kunststoffkissen ähnelt das Projekt einem Schlauchboot oder Schwimmreifen. Abhängig vom aktuellen Benutzer kann die futuristische Fassade in den roten oder blauen Vereinfarben der Münchner Bundesliga-Clubs erstrahlen.

Mehr als die Hälfte der Bausumme ist bereits eingenommen. Die FC Bayern AG hat zehn Prozent ihrer Anteile für 75 Millionen Euro an den strategischen Partner adidas verkauft. 90 Millionen Euro kommen von der Allianz-Versicherung, die sich die Namensrechte zunächst bis zum bis zum 30. Juni 2021 sicherte. Für den Rest wird wohl vor allem der TSV 1860 Kredite aufnehmen. Das Münchner Stadion ist neben Hamburg (AOL Arena), Hannover (AWD Arena) und Köln (RheinEnergieStadion) die vierte WM-Arena mit einem Sponsor als Namensgeber.

Bagger, Kräne und Büro-Container haben auf dem Brachgelände in Fröttmaning schon Stellung bezogen. Im Frühjahr 2003 sollen die Stahlkonstruktion der Arena aufgestellt und erste Tribünenteile errichtet werden. Für Juni ist der Bau der Fassade und des Zuschauerraums vorgesehen. Stichtag für die Fertigstellung ist der 30. April 2005, damit vor der WM Technik und Service erprobt und eingespielt werden können. Die öffentliche Hand stellt die Mittel für die Infrastrukturmaßnahmen wie U-Bahn- und Straßenanbindung zur Verfügung - mit Kosten von über 200 Millionen Euro ist zu rechnen.

Für das Prestigeobjekt verschiebt die rot-grüne Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) andere wichtige Vorhaben wie den Bau eines Straßentunnels und freut sich schon heute auf den Geldregen, den der Fußball bringen soll. Allein das internationale Medienzentrum, aus dem 20 000 Journalisten aus aller Welt von der WM berichten, verspricht Einnahmen von rund 130 Millionen Euro. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) glaubt, dass der Freistaat mit dem Projekt als Fußball-Hochburg und als Wirtschafts- und High-Tech- Standort international wettbewerbsfähig bleibt.

Bayerns SPD-Chef Wolfgang Hoderlein sieht in dem geplanten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einen «großen Segen» für alle Bayern im Norden Münchens. Beckenbauer, Präsident des WM-Organisationskomitees, rechnet angesichts des Gesamt-Investitionsvolumens von über 500 Millionen Euro mit einem Konjunkturaufschwung für die Landeshauptstadt und erwartet, das weltweit zwei Milliarden Menschen das WM-Eröffnungsspiel sehen: «Eine Werbung für München und Bayern, die mit Geld nicht aufzuwiegen ist.»

Der Neubau der Arena, in dem die beiden Münchner Proficlubs mit 50 Spielen im Jahr kalkulieren, ruft auch nach dem Ende eines vierjährigen Streits immer noch Kritiker und Gegner auf den Plan. Experten befürchten wegen überlasteter Autobahnen und ungenügender U- Bahn-Verbindung riesige Verkehrprobleme. Besonders bei Spitzenspielen könnten die Straßen rund um das Stadion zur Staufalle werden. Und im neuen Parkhaus, das größte Europas, müsse man nach Spielende mit zweieinhalb Stunden Wartezeit rechnen.