Wirtschaft vor Ort Wirtschaft vor Ort: Stahlbaufirma bleibt in Leuna
Leuna/MZ. - Auf ihren Chef lassen die Mitarbeiter der Leunaer Niederlassung der Stahlbaufirma Eco-Steel nichts kommen. "Der Mann hat Stehvermögen", heißt es anerkennend. "Der hat das trotz aller Schwierigkeiten durchgezogen, auch ohne Unterstützung aus Magdeburg." Die Rede ist von Gerald Wolfenstetter, Geschäftsführer der Eco-Steel GmbH, die gestern offiziell ihre Niederlassung in Leuna eröffnete. 40 Beschäftigte stehen bereits in Lohn und Brot, weitere 20 sollen in den nächsten vier Monaten eingestellt werden. "Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir die Produktion schon viel eher wieder aufgenommen". Gerald Wolfenstetter Geschäftsführer Nachdem sich im Dezember 2000 die Voest-Alpine MCE Stahlbau in aller Stille aus Leuna zurückgezogen hatte und 130 Mitarbeiter ihre Kündigung erhielten, bemühte sich der Würzburger Geschäftsmann Wolfenstetter um die Firma. Das mittelständige Unternehmen aus dem Frankenland, das unter anderem komplette Betriebsausrüstungen anbietet, pflegte seit längerem Kontakte mit Leuna.
"Wir haben, als es noch Voest war, viel an Zulieferungen hier gekauft. Da bot sich wirklich an, den Betrieb zu übernehmen", bekannte Wolfenstetter gegenüber der MZ. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, würde die Produktion schon längst wieder in Gang gekommen sein. Doch die Hürden der Bürokratie sind hoch in Sachsen-Anhalt, bekam er bald zu spüren. Immer wieder wurde er vertröstet im Wirtschaftsministerium, fühlte sich hingehalten. Bis sich der Unternehmer kurz entschlossen an die sächsischen Behörden wandte - die Verwaltung von Eco-Steel sitzt in Borna - und dort endlich unbürokratisch Unterstützung erhielt. Der Antrag auf Fördermittel ist inzwischen eingereicht (in Sachsen), und in Leuna läuft seit 5. Juni die Produktion wieder an.
Die meisten der Kollegen haben schon vorher bei Voest gearbeitet, kennen sich also bestens aus. Bald werden wieder täglich 16 Stunden (über zwei Schichten) die Maschinen dröhnen, die Laufkräne ihre schweren Lasten bewegen. Einige Aufträge, bedauert der Geschäftsführer, seien dem Betrieb durch die Verschleppung leider entgangen. Die Chancen für das Unternehmen schätzt der Franke generell als gut ein, lobt den Standort in Leuna. Motivierte Mitarbeiter, günstige Lage mit Bahn- und Straßenanbindung, ordentliche Infrastruktur. Das zertifizierte Unternehmen kann und darf "fast alles" machen, was im Stahlbau verlangt wird. Träger, Platten, Gerüste, Brücken. Einzelteile bis zu etwa 50 Tonnen Gewicht können in der weitläufigen Halle gefertigt und verladen werden. Die Auftraggeber kommen aus ganz Europa. Sehr oft sind es Brückenteile, die in Leuna hergestellt, ausgeliefert und dann von den Fachleuten vor Ort montiert werden. Einer der jüngsten Aufträge war eine große Brücke über die Lahn. Noch unter dem Namen Voest hat das Unternehmen auch am Standort Leuna selbst seine Spuren hinterlassen, zum Beispiel in Gestalt der zahlreichen Rohrbrücken.