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Wiperti-Friedhof Quedlinburg Wiperti-Friedhof Quedlinburg: Doppelgruft für eine kleine Ausstellung

Von Gerd Alpermann 06.04.2001, 14:52

Quedlinburg/MZ. - Über ABM wurden Grüfte und Wege saniert, so dass auch schon eine neue Verpachtung erfolgen konnte.

Jetzt ist in einer der Grüfte eine kleine Ausstellung aufgebaut worden. Aufbewahrt werden dort seltene Grabsteine mit schönen Steinmetzarbeiten, Teile von Grabdenkmalen und von kunstvollen Särgen sowie Gefäße und Gegenstände, die von Hinterbliebenen für die Totenehrung verwandt werden. Die Ausstellungstücke wurden bei Arbeiten zur Instandsetzung der Grüfte entdeckt oder nach mutwilligen Zerstörungen durch Unbekannte gerettet. Eingelagert sind die Stücke in einer Doppelgruft. Diese entstand durch Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte. Zunächst wurden auf dem Wiperti-Friedhof gemauerte Erdgrüfte angelegt, später darauf gemauerte, zugängliche Grabkammern. Als dieser Platz auch nicht mehr ausreichte, wurde einfach eine weitere Gruft davor gesetzt und mit einer schweren Holztür versehen. Bei der Museumsgruft ist diese Entwicklung deutlich nach zu vollziehen. Da zuerst recht willkürlich Grabkammern angelegt worden sind, entstanden später Verkantungen zu weiteren Räumen, da nun nach behördlicher Kritik auf eine Flucht geachtet worden ist.

Eine Hinweistafel zwischen alter und neuer Kammer weist die Jahreszahl 1824 auf. Danach wurde die Gruft auf etwa die doppelte Größe erweitert. Zu den Schätzen der Ausstellung gehört ein prachtvoll geschmückter Zinksarg aus vergangenen Zeiten. Beschläge von Särgen, Leuchter und Weihwasserbehälter wurden in anderen Grüften gefunden, konnten nicht mehr zugeordnet werden, sollten aber auch nicht verloren gehen. So wurde die Idee für die Ausstellung geboren. Einen ersten Einblick konnte bereits zum Tag des offenen Denkmals im vorigen Jahr gegeben werden. Eine spontane Öffnung, ohne vorher näher darauf hingewiesen zu haben, zeigte ein unerwartetes Interesse. War mit ein paar zufälligen Besuchern gerechnet worden, so konnten dann rund 150 gezählt werden. Zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals wird die Ausstellung wieder zu sehen sein. Interessenten können sich aber auch schon jetzt beim Friedhofswärter meldet, der dann gern einen Einblick gewährt.

Die Ausstellung soll mit weiteren Fundstücken komplettiert und erweitert werden. Gehofft wird, auch damit noch mehr Interesse für den Wiperti-Friedhof wecken zu können. Noch sind viele Grüfte zugemauert oder haben keinen Besitzer. Doch die Friedhofsverwaltung ist daran interessiert, dass nicht genutzte Grabkammern neu verpachtet werden. Erste Interessenten hat es bereits gegeben. Je mehr Pächter vorhanden sind, um so mehr kann für den Erhalt des Friedhofes und seiner für Nordeuropa einmaligen gemauerten Grüfte getan werden, sagt Friedhofswärter Klaus-Dieter Körner. Konfessionelle Fragen spielen dabei keine Rolle, betont er. Jeder Bürger könne, egal ob er kirchlich gebunden ist oder nicht, eine Gruft pachten.