1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Wimbledon: Wimbledon: Magdeburger Martin Emmrich feiert im Tennis-Mekka

Wimbledon Wimbledon: Magdeburger Martin Emmrich feiert im Tennis-Mekka

Von Christian Elsaesser Und Rolf Becker 01.07.2012, 19:27

London/Halle (Saale)/MZ. - Der Jubelschrei zu Hause in Magdeburg hatte nicht lange auf sich warten lassen. Am Freitagabend um 19.14 Uhr schrieb Monika Emmrich an die Facebook-Pinnwand ihres Sohnes Martin: "Yeeeeeessssss, der Wahnsinn, wir sind so happy hier, Glückwunsch von zu Hause." Und die Antwort aus London ließ nicht lange auf sich warten. "Das ist einfach nur krank und gleichzeitig irgendwie irreal. Wir haben gewonnen." Und dann ließ Martin Emmrich die zehn magischen Zahlen folgen: 6:7, 6:4 4:6, 7:6, 7:5. Gemeinsam mit seinem Doppelkollegen Michael Kohlmann hatte Martin Emmrich die erste Runde des wichtigsten Tennis-Turniers der Welt gegen die Slowaken Martin Klizan und Lukas Lacko überstanden. "Eine heroische Schlacht", kommentierte das ein Facebook-Freund.

Eine Erfolgsserie ist nicht daraus geworden. Schon tags darauf schied das Doppel Emmrich und Kohlmann in drei Sätzen gegen das kroatisch-brasilianische Duo Ivan Dodig und Marcelo Melo aus: 3:6, 6:7, 3:6. Doch geblieben ist der Eintrag des Namens Emmrich in die Wimbledon-Bücher. Ein Traum, den schon Martins Vater Thomas immer hatte, der aber nie Realität werden sollte.

Thomas Emmrich, heute 58 Jahre alt, war der beste Tennis-Spieler der DDR. Er brachte es in seiner Karriere auf unglaubliche 48 DDR-Titel im Einzel, Doppel und Mixed und galt zwei Jahrzehnte lang praktisch als unschlagbar. Allein: Internationale Erfolge waren ihm nicht vergönnt, denn Tennis erfuhr von den DDR-Sportoberen keine Förderung, auch weil es erst 1988 wieder olympisch wurde. Das bedeutete im Klartext: Emmrich durfte nicht an den großen internationalen Turnieren im Westen teilnehmen.

Thomas Emmrichs größter Traum, einmal auf dem Rasen von Wimbledon zu spielen, hat sich so nie erfüllt. Als mit der Wende auch für den DDR-Rekordmeister sportlich alles möglich wurde, war er schon 36 Jahre alt.

Sohn Martin hat es ins Wimbledon-Hauptfeld geschafft und bringt sogar einen Sieg mit nach Hause. "Insgesamt", sagt er, "war es eine tolle Woche für mich. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, welch unglaubliches Gefühl es ist, einmal in Wimbledon als Aktiver dabei zu sein. Das traditionsreichste Tennis-Turnier der Welt strahlt an jedem Tag eine wirklich sagenhafte Atmosphäre auch auf dem letzten Nebenplatz aus."