Wettskandal Wettskandal: Hoyzer nennt in TV-Show «Geldgier» das Hauptmotiv

Duisburg/Leipzig/dpa. - Die Identität des Anrufers, der Koch vor der Partie seinesdamaligen Vereins Energie Cottbus gegen Jahn Regensburg am 23. Maides Vorjahres 20 000 Euro angeboten hatte, falls er absichtlich einbis zwei Tore zulasse, blieb weiter unklar.
Der Hauptbeschuldigte im Wettskandal, Robert Hoyzer, trat indes amAbend vor Fernseh-Publikum auf. Der 25-Jährige nannte in der ZDF-Sendung «Johannes B. Kerner» «Geldgier» als Hauptmotiv für seineManipulation von Spielen. An den Fußball habe er dabei nicht mehrgedacht. «Ich habe die Aufgabe nur darin gesehen: Ist was möglich undinwiefern kann man es beeinflussen, um möglichst viel Geldherauszuholen.» Er schäme sich «für die ganze Sache», sagte derehemalige Schiedsrichter.
Der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes(DFB), Theo Zwanziger, kündigte in Kaiserau an, dass sich das DFB-Sportgericht bereits in der kommenden Woche mit der Zweitliga-PartieLR Ahlen - Wacker Burghausen (22. Oktober) befassen werde. Für diesenFreitag ist die Verhandlung der Pokalpartie SC Paderborn -Hamburger SV (4:2) angesetzt. Beide Partien waren von Hoyzer geleitetund laut seinem Geständnis verschoben worden. «Wir müssen zusehen, woSpielwiederholungen möglich sind. Wenn es geht und Sinn macht, wollenwir Sportgerechtigkeit herstellen», betonte Zwanziger. Man müsse aberauch aufpassen, dass man nicht «Unrecht durch Unrecht ausgleiche».
Am Vormittag war der Leipziger Torhüter Marco Eckstein in denBlickpunkt gerückt. Der frühere Keeper von Sachsen Leipzig, der nunbeim Oberligisten ZFC Meuselwitz spielt, soll die Regionalliga-Partiedes FC Sachsen Leipzig gegen Dynamo Dresden am 9. Mai 2004 (1:3) lauteiner Hoyzer-Aussage vor der Staatsanwaltschaft in Berlinmanipulierthaben. Rechtsanwalt Endrick Wilhelm, der den in der Betrugsaffäreebenfalls beschuldigten Dresdner Torhüter Ignajac Kresic vertritt,brachte diese Anschuldigung an die Öffentlichkeit. Eckstein ließ überden Präsidenten seines Vereins ZFC Meuselwitz, Hubert Wolf, im MDR 1Radio Thüringen die Anschuldigungen als haltlos zurückweisen.«Ich kann nicht sagen, wer mich damals angerufen hat. Ich kann nursagen, dass er sich als Steffen Karl ausgegeben hat», sagte GeorgKoch, der nicht weiß, ob es sich dabei um den früheren Bundesliga-Profi mit dem selben Namen handelt. Steffen Karl (35) ist zurzeit Co-Trainer und Spieler beim Chemnitzer FC. «Ich kenne dessen Stimmenicht und weiß nicht, wer es war», meinte Koch, der das kriminelleAngebot ablehnte. Beim 3:0-Sieg der Cottbuser gegen Regensburg standdann Tomislav Piplica im Tor, weil Koch sich zuvor verletzt hatte.
Der Fall Koch wurde erst am vergangenen Sonntag bekannt. AmDonnerstag war der Torhüter vor dem Spiel des MSV gegen Rot-WeißOberhausen telefonisch bedroht worden. «Vor dem Spiel wollte ichnicht für Unruhe sorgen. Auch deshalb, um meine Familie und mich zuschützen. Ich bin kein ängstlicher Typ, aber die Anrufe habe ichschon ernst genommen», sagte Koch, der sich im aktuellenTrainingsbetrieb jedoch nicht bedroht sieht und auch keinenPersonenschutz hat.
Duisburgs Präsident Walter Hellmich lobte Kochs «Zivilcourage». Ersei aber auch «bedrückt, dass einer unserer Spieler bedroht wird».Der Schutz der Spieler habe «höchste Priorität für den Verein», sagteHellmich. Mit Blick auf die Entscheidung des am Freitag tagenden DFB-Sportgerichts hinsichtlich der Pokalpartie Paderborn - Hamburgererneuerte Hellmich seine Forderung: «Wenn das Spiel wiederholt wird,muss auch unser Pokalspiel gegen Paderborn aus der nächsten Rundewiederholt werden.» Der DFB will vor der Verhandlung noch andereZeugen befragen.
Unterdessen haben die österreichischen Behörden Interpoleingeschaltet und die Ermittlungsakten im Fall Hoyzer angefordert.Nach Einsicht der Unterlagen werde man wissen, ob es tatsächlichAnhaltspunkte für eine Straftat in Österreichs Fußball gebe, sagteder Vorarlberger Sicherheitsdirektor Elmar Marent der Nachrichten-Agentur APA. «Im Moment haben wir noch keinen Skandal. Aber die Ligaist vorbereitet. Wir werden alles aufdecken, was ans Licht gebrachtwerden muss», sagte Georg Pangl, der Vorstand der österreichischenFußball-Bundesliga. Ein Sonderkommission soll gebildet werden.
