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Werft in Emden wird aufgegeben

29.09.2009, 18:57

HAMBURG/EMDEN/DPA. - Der Werftenverbund Thyssen-Krupp Marine Systems zieht sich weitgehend aus dem Handelsschiffbau zurück und konzentriert sich auf Marineschiffe und U-Boote. Dazu verkauft TKMS die vor über 100 Jahren gegründeten Emder Nordseewerke an den Windkraftanlagenhersteller Siag Schaaf Industrie AG. Der geplante Verkauf von HDW-Produktionsanlagen im zivilen Schiffbau in Kiel ist vorerst ausgesetzt, wie TKMS gestern mitteilte. Bei Blohm + Voss in Hamburg - Yachtbau- und Reparaturwerft - gibt es zunächst keine Veränderungen, es wird seit längerem ein Investor gesucht. Das ist die Bilanz einer Aufsichtsratssitzung vom Montag in Hamburg.

An den drei Standorten waren bislang rund 5 200 Menschen beschäftigt. In Emden sollen mehr als 700 Beschäftigte zu Siag wechseln, 375 arbeiten weiterhin für Thyssen-Krupp unter anderem in der Entwicklung von Marineschiffen oder in der Fahrzeugtechnik. Bei HDW bleiben 180 Stellen gefährdet. In Emden versammelten sich gestern hunderte Menschen vor der Schiffsschmiede zu Protesten. "Das ist ein schwerer Schlag für den Schiffbau in Norddeutschland", sagte die Bezirksleiterin der IG Metall-Küste, Jutta Blankau. Auf deutschen Werften seien in diesem Jahr bereits 3 100 Stellen verloren gegangen.

TKMS habe sich über den Widerstand der Beschäftigten und die Einwände der niedersächsischen Landesregierung einfach hinweggesetzt. Die IG Metall befürchtet gravierende Auswirkungen auch auf die Zulieferer.

TKMS sieht dagegen in Emden einen entstehenden Hochtechnologie-Standort für Hochsee-Windkraftanlagen. "Der Standort soll nicht stillgelegt werden", bekräftigte eine TKMS-Sprecherin. Angesichts der Wirtschafts- und Werftenkrise sei der Verkauf an Siag eine Chance, mit neuen Produkten Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern. Bei TKMS ist laut Vorstand im Zuge der Krise die Hälfte der Fertigungskapazitäten nicht ausgelastet. Auf deutschen Werften waren insgesamt 54 Containerschiffe storniert worden, sechs Betriebe wurden insolvent. Laut "Financial Times Deutschland" schreiben die TKMS-Werften im auslaufenden Geschäftsjahr einen Verlust von 500 Millionen Euro.

Bei Blohm + Voss sollen von 2011 an vier Fregatten für die deutsche Marine gebaut werden. Eine andere Aufteilung wäre unwirtschaftlich, so TKMS. Die Beschäftigten in Emden hatten sich Hoffnung auf den Bau von zwei Fregatten an der Nordseeküste gemacht.