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Weltreiterspiele Weltreiterspiele: Capellmann gewinnt zweites Gold

Von Michael Rossmann 16.09.2002, 16:17
Nadine Capellmann mit ihrem Pferd «Farbenfroh». (dpa)
Nadine Capellmann mit ihrem Pferd «Farbenfroh». (dpa) dpa

Jerez/dpa. - Vergessen waren in diesem Moment der ganze Ärger im Vorfeld und dasPsycho-Duell mit Ulla Salzgeber, die nach einer Aufholjagd nochBronze gewann.

Das Warten in den frühen Morgenstunden ließ Capellmann Zeit, um zurealisieren, was kurz vor Mitternacht im Stadion Chapin passiert ist.Aus der unsicheren Reiterin, die ihre Nerven und ihr Pferd in denentscheidenden Momenten nicht im Griff hat, war am Sonntag kurz vorMitternacht endgültig ein Siegertyp geworden. Nach Olympia-Gold undzwei WM-Siegen mit der Mannschaft gewann Capellmann mit demzwölfjährigen Westfalen-Wallach erstmals einen großen Einzel-Titel:«Ich kann das noch gar nicht fassen.»

Den Makel ist sie nun los. Capellmann blieb ruhig, ritt sicher undjubelte. Die abschließende Kür war vielleicht nicht die beste ihrerKarriere, aber der zweite Platz in der letzten von drei Teilprüfungenreichte, um mit insgesamt 237,515 Prozentpunkten die SpanierinBeatriz Ferrer-Salat und Beauvalais (234,385) auf Distanz zu halten.

Der Wendepunkt war Aachen: «Da ist Farbenfroh erstmalsdurchgelaufen.» Bei ihrem Heimatturnier Ende Juni hatte Capellmanndie seit zwei Jahren dominierende Weltranglisten-Erste geschlagen.«Davor sind wir immer noch auf Platz drei oder vier abgerutscht.Aachen hat mir Sicherheit gegeben.» Danach begann das Taktieren, dieKonkurrentinnen gingen sich aus dem Weg.

Das Verhältnis der beiden ist, um es vorsichtig auszudrücken, sehrdistanziert. «Ulla ist, wie sie ist», sagte Capellmann über dieEinzelgängerin im deutschen Team. «Vor Championaten wird esschwierig.» Zu den anderen beiden Mitgliedern der Gold-Equipe, KlausHusenbeth und Ann-Kathrin Linsenhoff, erklärte sie vielsagend: «Wirdrei haben viel Spaß gehabt.»

Für Ulla Salzgeber fand die WM doch noch einen halbwegsversöhnlichen Abschluss. Als Europameisterin, Weltcupsiegerin und mitgroßen Hoffnungen angereist, fand sich die 44-Jährige aus BadWörishofen nach dem Grand Prix Special auf Platz fünf wieder. AberSalzgeber kämpfte und trieb ihren 14-jährigen Rusty in der Kür zumSieg, so dass es im Gesamtklassement mit 233,535 Prozentpunkten nochzu Bronze reichte. Das war sicher viel schlechter als vor der WMerhofft, aber besser, als mit leeren Händen dazustehen.

Welche Rolle das Fieber spielte, das Rusty bei der Ankunft inJerez hatte, konnte die Reiterin selber nicht sagen. «Heute hat erjedem gezeigt, was er kann», lobte sie ihr Pferd nach der Kür. «Ichhabe am Anfang gleich gemerkt, dass er gut geht, da habe ich zukämpfen begonnen.»