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Weltfinale Weltfinale: Begräbnis der Leichtathletik in Stuttgart

Von Ulrike John 11.09.2008, 15:43

Stuttgart/dpa. - Beim mit 3 Millionen US-Dollar (2,13 Millionen Euro)dotierten Weltfinale treten internationale Asse wie Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa zum letzten Mal in der Mercedes-Benz-Arena an, bevor die grüne Laufbahn herausgerissen wird.«Natürlich setzten wir darauf, dass es ein toller Abschied wird»,sagte Andreas Kroll, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaftin.Stuttgart. Im nächsten Jahr rollen die Bagger an: Das frühereNeckar- beziehungsweise Daimlerstadion wird in eine reine Fußball-Arena umgewandelt.

Die glorreiche Weltmeisterschaft 1993, die EM 1986, derErdteilkampf Europa - USA 1969 und die Europacup-Premiere 1965 -alles längst Geschichte. In der «schönsten Leichtathletik-Arena derWelt», so der Tübinger Helmut Digel, Council-Mitglied desWeltverbandes (IAAF), rollt künftig nur noch der Ball. «Es ist sehrbedauerlich, dass dieses Stadion nur noch für eine Sportart zurVerfügung steht. Es gärt gewaltig», sagte Jürgen Scholz, Präsidentdes Württembergischen Leichtathletik-Verbandes (WLV).

In der Auseinandersetzung mit den Vertretern der olympischenKernsportart hatte Fußball-Bundesligist VfB Stuttgart einenKantersieg gelandet: Zu wenig professionell war der Widerstand derLeichtathleten gegen den Stadionumbau organisiert. Zudem fuhren dieVeranstalter des Weltfinales immer ein Defizit ein, das die Stadtbegleichen musste: 2006 fehlten 400 000 Euro, im Jahr darauf 350 000und 2008 werden es wohl ebenso viel sein - vorausgesetzt, an den zweiTagen kommen insgesamt 50 000 Zuschauer.

Den Athleten ist dies zum Abschluss der langen Olympia-Saisonweitgehend egal. Für sie geht es darum, noch einmal Kasse zu machen.Die Preisgelder - 30 000, 20 000 und 12 000 Dollar für die erstendrei Plätze - sind vor allem für die deutschen Werfer wie die Speer-Spezialistinnen Christina Obergföll und Steffi Nerius sowieKugelstoßerin Nadine Kleinert attraktiv. Den neuen Sprint-Superstar Usain Bolt konnte nicht einmal mehr die Aussicht auf 100 000 DollarWeltrekord-Prämie locken: Der Jamaikaner lässt sich dieser Tage zuHause für seine drei Goldmedaillen und Weltrekorde von Peking feiern.

Dafür ist sein Landsmann, Ex-Weltrekordler Asafa Powell, am Start.Beim Weltfinale dürfen in jeder Disziplin die sieben Punktbesten - inden Laufdisziplinen elf - der diesjährigen World Athletics Tour(Golden-League- sowie Grand-Prix- und Super-Grand-Prix-Meetings)antreten. Am (morgigen) Freitag werden die letzten Wildcards andeutsche Athleten vergeben. Nach drei Auflagen in Stuttgart steht dasnächste Weltfinale 2009 im griechischen Thessalonki an.