Weiterverarbeitung Weiterverarbeitung: Die «Augen» eines jeden Rechners

Willich/Düsseldorf/dpa. - Das wichtigste Kriterium beim Kauf eines Scanners sollte die optische Auflösung sein, die in dpi (Dots per Inch) angegeben wird. «Viele Hersteller werben mit einer hohen Angabe bei der Auflösung», sagt Andreas Greil, Redakteur der Zeitschrift «PCgo» in Poing bei München. Dabei werden dem laut Greil die Bildpunkte durch Interpolation einfach verdoppelt, was bei eingescannten Fotos aber keinen Qualitätsvorteil bringt, sondern nur die Datei vergrößert.
Wer Dias und Foto-Negative einlesen will, sollte sich einen Scanner mit Durchlichteinheit leisten, rät Ottmar Korbmacher vom Hersteller Epson in Düsseldorf. Die Auflösung der Fotos für einen späteren Ausdruck auf DIN A4 sollte für diese Anforderung mindestens 2000 dpi betragen, besser sind jedoch 2700 dpi.
Vielen Nutzern sollen Scanner vor allem das mühsame Eintippen von Texten ersparen. Für diese leichte Aufgabe ist kein teures Gerät notwendig: «Wer nur Kleinigkeiten erledigen will, wo es nicht auf hohe Qualität oder Geschwindigkeit ankommt, der braucht keine sündhaft teure Scannerrakete», rät EDV-Experte Pasch.
Manche der günstigen Geräte können aber bei der Installation Probleme bereiten, warnt Pasch. Ein Vorwurf, den Barbara Wollny, Firmensprecherin beim Hersteller Hewlett-Packard in Böblingen (Baden-Württemberg) so nicht stehen lassen will. «Durch eine Neuinstallation der Software sind Probleme beim Systemwechsel nicht zu erwarten», hält sie dagegen.
Schwierigkeiten beim Systemwechsel sind aber längst nicht alles, womit sich Nutzer unter Umständen plagen müssen: So ist bei einfachen Geräten oft das Scharnier der Klappe den mechanischen Belastungen nicht gewachsen. Nicht selten sind auch Klagen über den langsamen Scanvorgang. Wer mit seinem Gerät aber größere Aufgaben erledigen will - etwa das Scannen von Prospekten oder ganzen Büchern - sollte sich besser ein schnelleres und somit teureres Gerät leisten: 23 Sekunden für eine DIN-A4-Seite gelten dabei als akzeptabel.
Gute Geräte schaffen sogar acht DIN-A4-Seiten pro Minute. Mitunter können aber ständiges Kalibrieren und Warmlaufen an der Geduld des Anwenders zehren. Nicht immer ist der Scanner Schuld: «Die Geschwindigkeiten hängen sehr stark ab von der PC-Konfiguration, Scanner-Typen und Treibern», erläutert Jin Zhang vom Hersteller Plustek Technology in Norderstedt bei Hamburg.
Für alle Scanner gleichermaßen gilt: Sie sollten möglichst über einen schnellen USB-2.0-Anschluss verfügen. Anwender sollten daher vor dem Kauf einen Blick auf die Rückseite ihres Rechners werfen und prüfen, welche Schnittstellen überhaupt vorhanden sind, empfiehlt René Weißflog, EDV-Techniker aus Schwarzenberg im Erzgebirge. Eventuell müsse noch eine USB-Schnittstelle nachgerüstet werden. Bei neuen Rechnern dürften sich jedoch keine Probleme ergeben.
Entscheidend für die Qualität eines Scanners ist nicht zuletzt die Software. «Vorsicht beim Einlegen der beigelegten CD«, warnt aber Thomas Glade, Redakteur bei der in Berlin erscheinenden Zeitschrift «Der Fotorestaurator». Die Installationsroutine installiere viel unnötige Software auf dem Computer. Der Anwender sollte vorher also erst einmal überlegen, was er überhaupt braucht, rät Glade.
Dazu gehört auf jeden Fall eine Software für die Texterkennung, auch OCR genannt (Optical Character Recognition), ansonsten kann der Anwender mit dem Gerät wenig anfangen. Das OCR-Programm liest einen Text so ein, dass der gleich in Word oder einem anderen Texteditor bearbeitet werden kann. Die Software versucht dabei, den vom Scanner erfassten Pixelmustern Zahlen und Buchstaben zuzuordnen. Leider klappt das nicht immer einwandfrei. Die OCR-Software erkennt die Zeichen eines Textes zu rund 99 Prozent richtig, aber nur dann, wenn die Vorlage von hoher Qualität ist, also etwa eine gestochen scharfe Schrift auf weißem Untergrund zeigt. Nicht zuletzt sollte eine Bildbearbeitung nicht fehlen, mit der sich gescannte Fotos und Grafiken nachträglich bearbeiten lassen.
«Auflösungen von 2400 mal 4800 dpi werden sich bei den Verbrauchern als Renner etablieren», vermutet Jin Zhang von Plustek. Chancen am Markt haben laut Zhang auch Nischenscanner für Visitenkarten und Mini-Geräte für den Einsatz unterwegs. In Zukunft soll es laut Barbara Wollny von Hewlett-Packard sogar Möglichkeiten geben, Dias und Papierbilder stapelweise zu digitalisieren.