Wassersport Wassersport: Segeltörns für Jugendliche verbinden Vieles
Köln/Kiel/dpa. - Sonne, Wind, kreischende Möwen und unendliche Weite bis zum Horizont - Urlaub auf einem Segelschiff verbinden viele mit Romantik und Abenteuer. Doch zu einem richtigen Törn gehört mehr: Segel setzen, Deck schrubben und Zwiebeln schneidenin der Kombüse sind nur einige der vielen Aufgaben, die es an Bord zu erledigen gilt. Das schreckt vor allem Jugendliche ab.
«Eine Segelreise bietet jede Menge Abwechslung und Aktivität», sagt Otto Schmitt, Vorsitzender des Jugendreiseveranstalters Spectral in Köln. «Vom Wasser aus lernen die Jugendlichen die Natur von einer anderen Seite kennen und sehen jeden Tag etwas Neues.»
Auf den umgebauten Traditionsseglern «Katharina von Utrecht», «deHuup» oder «Arbeid adelt» kreuzen die Teilnehmer zum Beispiel durchs Wattenmeer um die niederländischen Inseln oder auf dem Ijsselmeer. Angeleitet von ausgebildeten Betreuern lernen die Teilnehmer alles, was zum Segeln gehört. Dass jeder an Bord mit anpackt, ist dabeiselbstverständlich.
«Wir zwingen natürlich niemanden», versichert Schmitt. «Aber Gemeinschaft und Teamgeist spielen bei diesen Reisen eine wichtige Rolle.» An Bord wird nicht nur die Arbeit geteilt, sondern auch der Spaß: «Abends sitzt man in der Gruppe zusammen, spielt oder zieht beim gemeinsamen Landgang durch die Kneipen», erläutert Schmitt.
«Wie überall gibt es auch hier Qualitätsunterschiede zwischen den Veranstaltern», sagt Stephan Schiller von der Ferienbörse des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen in Leipzig. Das Forum ist einZusammenschluss von 14 gemeinnützigen und kommerziellenJugendreiseveranstaltern, die sich zu bestimmten Grundsätzenverpflichtet haben.
«Wenn Eltern und Kinder eine Segelreise buchen, sollten sie vor allem auf gute Betreuung achten», rät Schiller. Dazu gehören pädagogisch geschulte Begleiter und ein Kapitän, der den Umgang mit Kindern und Jugendlichen gewohnt ist. «Wichtig ist auch eininteressantes Landprogramm», sagt Schiller. «Je mehr verschiedeneHäfen angefahren werden, desto abwechslungsreicher wird die Reise.»
Das Angebot ist vielfältig: Ob auf der «Astrid» zu den dänischenInseln, mit der «MS Orkan» zur kroatischen Küste, oder auf der«Khersones» zum Windjammertreffen nach Travemünde. Die meisten Reisensind mit Anfahrt, Betreuung und Vollverpflegung durchorganisiert. DasMindestalter der Teilnehmer liegt in der Regel bei 14 Jahren,Vorkenntnisse im Segeln werden nicht verlangt. Die Kosten variierenje nach Aufwand zwischen 250 und 700 Euro für eine Woche.
Generell sollten Jugendliche im Urlaub möglichst wenig sich selbstüberlassen bleiben und lernen, etwas mit sich und anderen anzufangen.Solchen erlebnispädagogischen Grundsätzen hat sich auch der VereinThor Heyerdahl in Kiel verschrieben. Mit dem gleichnamigenDreimast-Toppsegelschoner des Vereins können Jugendliche im Sommerdurch die Nord- und Ostsee und im Winter zu den Kanarischen Inselnsegeln.
Auf Trips für Jugendliche ist auch der Traditionssegler FridtjofNansen spezialisiert. Bis zu 50 Passagiere haben Platz auf demDreimast-Toppsegelschoner, der im Sommer in der Ostsee kreuzt und imWinter meist rund um die Kanarischen Inseln unterwegs ist, berichtetMatilde Temmeh vom Verein Traditionssegler Fridtjof Nansen in Wedelbei Hamburg. Mitsegeln können Jugendliche ab 14 Jahren, häufig nutzteine ganze Schulklasse das Angebot.
So ein Segeltörn ist allerdings nicht nur zum Entspannen da. Von denJugendlichen werden Disziplin, Engagement und Verantwortungsgefühlverlangt. Viele Teenager haben darauf keine Lust: «Die Nachfrage beiSegelreisen nimmt seit einigen Jahren immer mehr ab», bedauert OttoSchmitt von Spectral Reisen. «Die meisten wollen im Urlaub liebereine Dauerparty als das anstrengende Leben an Bord.»
Informationen: Kostenlose Beratung zum Thema Jugendreisen bietetdie Ferienbörse des Bundesforums für Kinder- und Jugendreisen inLeipzig (Tel.: 0431/960 67 36, Internet:http://www.ferienboerse.org).