Wassersport Wassersport: Segeln mit Strömung
WITTENBERG/MZ. - Von der kleinen 420er Jugendjolle bis zum ausgewachsenen Seekreuzer sind etwa 30 Boote angemeldet für die Tour, die sich an einem Wochenende die 110 Flusskilometer von Wittenberg über Dessau nach Magdeburg erstreckt.
Seglerische Gemeinschaft
Neun Vereine im Land haben am Wochenende ihre Vertreter vor Ort - und sogar aus Brandenburg sind Gäste zur Wassersportgemeinschaft (WSG) angereist. Hans-Jürgen Claußen, Ehrenvorsitzender des Verbandes und mit 78 Jahren selbst noch aktiver Segler, gibt für Heike Gahrns und Monique Klausch seine Ixylon "Halb und Halb", eine Wanderjolle aus DDR-Zeiten, her. "Hier spürt man die seglerische Gemeinschaft", hört man den ehemaligen Forschungsleiter von Sket Magdeburg am Steg schwärmen.
Und auch den beiden Damen gefällt es offensichtlich. Sie segeln schon seit mehr als zehn Jahren. Und in der Runde der anderen Seebären fühlt sich die reine Damencrew integriert und akzeptiert. Beide freuen sich auf die neue Erfahrung, denn "mit Strömung bin ich nämlich noch nicht gesegelt", erklärt Heike Gahrns. Und auch Skipperin Monique Klausch ist nur stehende Gewässer gewöhnt - wenn auch mit etwas anderen Ausmaßen. Nicht nur auf Seen zieht es die Regatta-Erfahrene, auch auf der Ostsee lässt sie sich manchmal mit größeren Schiffen blicken. "Rügen, Warnemünde, mal rüber nach Dänemark", zählt sie auf.
Respekt vor dem Fluss hat aber auch sie. Damit nichts schief geht auf dem Törn, werden die Steuerleute der Boote in einer viertelstündigen Einweisung nochmals auf die Gefahren der Elbe hingewiesen. Das gilt - nicht nur aus aktuellem Anlass - besonders für das Passieren von Gierseilfähren wie der in Coswig. Deswegen wird verabredet, dass man das Starterfeld möglichst vor der Fähre sammeln und dann gemeinsam passieren lassen wolle. Dem Coswiger Fährmann mache man so das Leben leichter, erzählt Dietmar Haberland von der WSG. Und außerdem ließe dieser, der wohl ein Herz für Segler hätte, dann sein Fahrzeug auch mal ein paar Minuten am Ufer liegen, um seinen Fahrgästen Gelegenheit zu geben, das Spektakel unter Segeln zu fotografieren.
Keine Eile
Dabei plagt die Segler eines nicht: Eile. Bis 17 Uhr könne man sich Zeit lassen, das erste Etappenziel zu erreichen, erklärt der "Geschwaderkommandeur". Das sei eingeplant. Der Dessauer Yachtclub veranstaltet in jedem Jahr sein Hafenfest parallel zur Drei-Städte-Fahrt. Überhaupt ist die Wanderfahrt eine gemächliche. Allerorten hört man, dass es auch mal schön sei, ein Wochenende ohne Regattastress zu verbringen. So wird der Gemeinschaftsausflug durch das Biosphärenreservat "Mittelelbe" zum Erlebnis mit Würstchen, Bier und Sonnenschein. Und da der laue Südwind nicht viel Hilfe verspricht, die Flotte manövrierfähig durch Schifffahrt und Buhnen zu lenken, wurde bei der Steuermannsbesprechung gleich noch über Schleppverbände geredet. Die hätten auch noch den Vorteil, dass auf den größeren Schiffen für den gesamten Schleppzug gekocht werden könne. Trotz aller Idylle dürfe man sich aber nicht täuschen lassen. Die Elbe bleibe ein Fluss, den man ernst nehmen müsse, hieß es.
Auch davon hört der jüngste Teilnehmer im Feld. Zusammen mit seinem Vater als Skipper startet der zehnjährige Lucas aus Zerbst mit seiner "Robby-Jolle" in das Abenteuer Flusssegeln. Allein an der Pinne darf er nicht sitzen. "Ich will, dass er erstmal das Revier kennen lernt", erklärt sein Vater. Seit anderthalb Jahren ist Lucas bei den Wassersportfreunden Burg. Eines kann er sich ganz gut vorstellen: in einigen Jahren mit dem eigenen Kajütboot an der Drei-Städte-Fahrt des Landesseglerverbandes teilzunehmen.