1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Wassersport: Wassersport: Eine Zeitreise ins Treibhaus

Wassersport Wassersport: Eine Zeitreise ins Treibhaus

Von Gottfried Schalow 15.05.2008, 20:10

Halle/MZ. - Das alte Gefühl war sofort wieder da. Wie nach einem riesigen Zeitsprung. Als seien drei Jahrzehnte nie ins Land gezogen. "Ich habe dauernd auf den Platz geschaut, auf dem mein 1982 verstorbener Trainer Helmut Langbein immer saß", erzählt Kornelia Ender-Grummt. Fast 30 Jahre hatte Halles erfolgreichste Schwimmerin aller Zeiten ihre alte Trainingshalle nicht mehr gesehen. Bis jetzt.

Der SV Halle, der zu ihren aktiven Zeiten noch SC Chemie hieß, hatte sie um einen Gefallen gebeten. Weil der Verein Ende Juni sein 50-jähriges Bestehen feiert, will er seine erfolgreichsten Sportler würdigen. Dazu gehört auch ein Film über jene Frau, die 1976 innerhalb von 28 Minuten zwei olympische Goldmedaillen gewann.

Für die Dreharbeiten sprang Kornelia Ender-Grummt wieder ins Wasser. Sie hat nachgerechnet: Alles in allem 600 Meter ist sie an diesem Tag geschwommen. So gut es eben noch ging, technisch möglichst perfekt. "Wenn schon mal ein Film über mich gedreht wird, dann soll der Zuschauer zumindest erahnen können, dass da nicht irgendwer seine Bahnen zieht."

Doch sie gibt auch zu: "Die Arme waren verdammt schwer danach. Und das eigentliche Problem war die Hitze. Es ist mir damals nie aufgefallen, dass die Schwimmhalle wie ein riesiges Treibhaus ist." Verständlich, dass sie nach dem anstrengenden Drehtag nur noch in ihr 2 000-Seelendorf Schornsheim wollte, einen kleinen Winzerort bei Mainz. Nach Hause.

Einen Tag frei hatte sie sich für diese Tortur genommen. "Es war aber nicht nur die reine Pflichterfüllung, für die ich nach Halle gekommen bin, es war auch die Neugier", sagt Kornelia Ender-Grummt. "Mein ehemaliges Klassenzimmer wollte ich wiedersehen. Und ich habe mich auf die Begegnung mit Paul Biedermann gefreut, der drauf und dran ist, Halles große Schwimmtraditionen fortzusetzen." Ein Treffen der Generationen.

30 lange Jahre hat Kornelia Ender-Grummt bis auf ganz wenige Ausnahmen einen großen Bogen um die Stadt Halle gemacht. Unmittelbar nach Montreal hatte sie ihre Sportlerkarriere beendet. Nach einer schon nach fünf Jahren gescheiterten Ehe mit Roland Matthes (einer weiteren Schwimmsport-Legende der DDR) heiratete sie den Bobfahrer Steffen Grummt, mit dem sie 1990 einen Neustart in Schornsheim wagte. Sie als Krankengymnastin mit eigener Praxis ("Da bin gleichzeitig auch Sekretärin und Putzfrau"), ihr Mann beim Landessportbund in Mainz. In unmittelbarer Nähe wohnt die 28 Jahre alte Tochter Franziska. Die ist auch Krankengymnastin geworden und kümmerte sich liebevoll um die Praxis der Mutter, als die sich für ihren Heimatsportverein einen Tag "frei" genommen hatte.